So langsam aber sicher neigt sich unser Urlaub dem Ende zu. Für Samstag sind wieder schwere Unwetter über Bayern angesagt und wir überlegen, ob wir nicht schon am Freitag nachmittag nach Hause fahren sollen. Von daher ist heute der berühmt, berüchtigte "letzte Tag" an dem die Bine versucht, noch einmal möglichst viele schöne Aktivitäten in einen einzigen Tag zu packen. Bei einem Meerurlaub ist das auch überhaupt kein Problem: Morgens den Sonnenaufgang genießen, einen langen Strandspaziergang machen und abends noch mal zum Meer... Hier in den Bergen gestaltet sich das schon schwieriger, weil ich nicht alle schönen Ziele an einem Tag noch einmal "abklappern" kann. Von daher musste ich mich entscheiden: Welches Highlight wollte ich noch einmal erleben? Oder doch noch mal etwas ganz neues machen? Die Schifffahrt auf dem Forggensee stand zum Beispiel noch ganz oben auf unserer Liste der geplanten Ausflüge.
Die Bine und Entscheidungen treffen - das ist normalerweise nicht gerade meine "Königsdisziplin". Aber heute stand für mich schnell fest: Ich möchte noch einmal in die Berge! Der Ausflug auf den Tegelberg war ein so tolles Erlebnis - das musste einfach noch einmal wiederholt werden.
Herr Mini-Rütter sah das genauso, ihm hatte unser erster "Berg-Trip" so gut gefallen, dass ihm heute doch glatt seine Höhenangst vollkommen egal war. Zum Glück! Denn ein "Nachkommen" wie am Samstag, wäre heute schwierig bzw. sehr zeitaufwendig gewesen. Bei unserer Ankunft an der Talstation erwartete uns nämlich eine lange Schlange, die sich quer durch das Gebäude zog. Damit hatten wir an einem Donnerstag nicht gerechnet und richteten uns auf eine lange Wartezeit ein. Aber es ging dann doch schneller als erwartet und nach 20 Minuten konnte Herr Mini-Rütter als Nr. 8 in die Gondel steigen.
Trotz der voll ausgelasteten Bergbahn hatte ich ein "Fensterplatz" ergattert. Das sind doch die kleinen Dinge im Leben über die man sich riesig freut, oder? Mein breites Grinsen ging wahrscheinlich vom linken bis zum rechten Ohr - die Aussicht und der Blick nach unten war einfach herrlich!
Manche Dinge verlieren ja ihren Reiz, wenn man sie zum zweiten Mal macht, aber ich fand unseren Ausflug heute genauso schön wie am Samstag. Ich war wieder vollkommen fasziniert von der herrlichen Aussicht auf die Alpen und wir haben sogar auch diesmal noch neue "Ecken" entdeckt. Die fast freischwebende Hütte ist uns zum Beispiel am Samstag überhaupt nicht aufgefallen.
Ein schönes Fotomotiv ist auch die Bank hinter der schwebenden Berghütte. Der herrliche Blick auf den riesigen Forggensee ist ein toller Hintergrund und prompt kam natürlich von mir, die schon in der Familie gefürchtete Bitte, "Machst du mal ein Foto von mir!" Warum "gefürchtet"? Ich habe grundsätzlich im Anschluss an dem Bild etwas zu nörgeln. Auch in diesem Fall war ich natürlich sofort wieder am Meckern: "Warum bist du nicht näher rangekommen. Man sieht mich fast überhaupt nicht!" Aber da streikte diesmal mein Göttergatte und war nicht zu bewegen, sich näher an den Rand -bzw. dem tiefen Abgrund, wie er es nannte, zu bewegen. Aber zum Glück gibt es ja die Bildbearbeitung - wobei ich bei dem Originalbild echt schmunzeln musste, weil er es bestimmt mit 100 Metern Sicherheitsabstand gemacht hatte.
Aber ich war erstaunt, wie oft Herr Mini-Rütter heute an seine Grenzen der Höhenangst gegangen ist und das Thema lässt sich auch wunderbar auf Gubacca übertragen. Auch bei ihm ist es enorm wichtig, Situationen, die ihn in Alarmbereitschaft versetzen, immer wieder zu üben. Von daher war ich in diesem Urlaub auch ein bisschen auf mich selbst sauer, dass ich in der Vergangenheit, trotz der vielen "guten" Vorsätze, doch immer wieder in meiner Komfortszone mit ihm bleibe. In der Welpen- und Junghundzeit habe ich so viele Situationen wie Restaurantbesuche, Stadtbummel oder größerer Menschenmengen geübt - heute lasse ich ihn dann oft einfach zu Hause und rede mir ein: Warum soll ich ihn unnötig stressen?! Ein bequemer aber vollkommen falscher Ansatz, wie jetzt im Urlaub wieder deutlich wird.
Aber zurück zu unserem Ausflug. Heute wäre es tatsächlich wieder viel zu heiß für Gubacca gewesen und mir taten die Hunde leid, die mit ihren 2-Beinern die Strecke vom Tal hoch zum Tegelberg laufen mussten. Wir gingen anstatt der Königsroute diesmal den Weg "Ort der Besinnung". Eine schöne Strecke auf der relativ wenig los war und es natürlich auch wieder die herrlichen Ausblicke gab.
Ich muss zugeben, ich bin richtig froh, dass sich "Herr-Mini-Rütter" in diesem Jahr mit seinem Urlaubswunsch durchgesetzt hat und wir nicht wie immer ans Meer gefahren sind. Mich faszinieren die Berge sehr und auch der "Ort der Besinnung" war herrlich um einfach nur die Seele baumeln zu lassen.
Einfach nur die "Seele baumeln lassen" und die Aussicht genießen, konnte man heute auch in Liegestühlen rund um die Bergstation. Eine tolle Idee - die wir gerne genutzt haben - denn auch hier oben auf dem Berg war es richtig, richtig heiß...
Alles in allem - einfach ein perfekter Abschluss für einen tollen Urlaub - da waren wir uns beide einig! Aber man soll den Tag nie vor den Abend loben und so schaffte ich es zum Schluss noch unseren Adrenalin-Spiegel mächtig in die Höhe zu treiben. Herr Mini-Rütter hatte für uns Pizza geholt und wir saßen gemütlich auf der Terrasse. Wie immer lag Gubacca ohne Leine bei uns. Obwohl das Grundstück nicht eingezäunt ist und die Häuser sehr dicht beinander stehen, klappt das ganz toll mit ihm.
Nach dem Essen kam ich auf die "tolle" Idee, die leeren Pizzakartons zum zentralen Müllplatz zu bringen. Und wenn ich schon dort hinlaufe, dachte ich mir, kann ich auch gleich den restlichen Müll mitnehmen und marschierte ins Ferienhaus. Im Flur überlegte ich dann sogar noch, ob ich den Hausschlüssel mitnehmen sollte, entschied mich aber dagegen. Detlef saß ja auf der Terrasse, die schräg von der Straße lag. Theoretisch stimmte das auch - aber ich hatte ganz automatisch ohne darüber nachzudenken. die Terrassentür von innen geschlossen. Das schöne an vielen gemeinsamen Ehejahren ist, dass der andere schon überhaupt nichts mehr sagen muss - der Gesichtsausdruck spricht Bände. Von daher reichte auch ein Blick von Herrn Mini-Rütter und ich wusste, es stimmte etwas nicht. Er hatte zwischenzeitlich schon versucht die Terrassentür zu öffnen und sah mich ohne Schlüssel zurück kommen. Ich habe nämlich die Marotte grundsätzlich den Schlüssel schon mindestens 500 Meter vorher herauszuholen und fest in der Hand zu halten. Witzigerweise macht meine Schwester das genauso - muss wohl ein Familien-Splin sein.
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und prompt kam die Frage von ihm "Bine, du hast aber einen Hausschlüssel mitgenommen, oder?" Ich muss zugeben in dem Moment hatte es bei mir noch überhaupt nicht "klick" gemacht, schließlich konnten wir ja über die Terrassentür meiner Meinung nach reingehen und so schaute ich meine bessere Hälfte auch nur fragend an. "Die Tür ist zu! Du musst sie von innen abgeschlossen haben!" In dem Moment bin ich bestimmt kreidebleich geworden. Kein Schlüssel, kein Handy - das lag natürlich wieder irgendwo im Wohnzimmer. Wir hatten kein Geld, die umliegenden Ferienhäuser waren nicht bewohnt, die Nummer von der Ferienhausverwaltung kannte ich auch nicht auswendig und zur Krönung ein Gubacca ohne Halsband und Leine. Noch schlimmer hätte es nicht kommen können. Panisch schauten wir alle Fenster nach - aber inklusive Balkontür in der ersten Etage hatte ich alles fein säuberlich geschlossen, damit keine Mücken reinkommen.
So verschieden mein Göttergatte und ich in vielen Dingen sind, in Stresssituationen bleibt keiner von uns beiden ruhig und wir giften uns dann gerne an. Leider konnte ich in diesem Moment noch nicht mal die Schuld abschieben, sondern war diejenige die unsere Situation verschuldet hat. Also musste diese bescheuerte Konstruktion einer Terrassentür als Sündenbock herhalten - wo gibt es denn so etwas, dass man die Tür nicht von außen öffnen kann?! Mir fiel dann aber ein, dass mir manchmal auf der Abendrunde unsere Hausverwalterin bei ihrem Pferd begegnet war. Zum Glück war der Stall nicht weit von unserem Ferienhaus entfernt. "Das kannst du vergessen", meinte Herr Mini-Rütter. "Sie war vorhin schon da und fuhr gerade wieder weg, als ich mit der Pizza zurück kam." Trotzdem klammerte ich mich an diesen letzten Strohhalm und versuchte es trotzdem. Mit Erfolg - sie war tatsächlich doch noch mal zu ihrem Pferd gefahren und konnte uns aus unserer Misere helfen. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, wie erleichtert ich war.
Mit dem Hausschlüssel in der Tasche machte ich mich dann mal lieber mit Gubacca auf dem Weg zur Abendrunde, bis sich die Gemüter wieder beruhigten. Im Anschluss konnten wir dann aber schon beide wieder herzhaft über die "typisch Bine-Aktion" lachen. Wobei ich nicht wissen möchte, wie die Geschichte ausgegangen wäre, wenn wir die Hausverwalterin nicht bei ihrem Pferd angetroffen hätten...
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Bine & Gubacca