304.-308. Tag | Jeder bekommt den Hund, den er verdient, oder?!

März 12, 2018

Viele von euch kennen bestimmt das Sprichwort  "Man bekommt nicht den Hund den mal will, sondern den man braucht!" Ist da tatsächlich etwas wahres dran? Eigentlich könnte ich diese Frage jetzt mit "nein" beantworten und den Beitrag  mit neuen Fotos von Gubacca und mir abschließen. Weil... bei mir war es ja Liebe auf den ersten Blick ;.) und ich habe den Welpen von Svea bekommen, den ich mir so sehnlich gewünscht hatte. 



So leicht ist es dann aber doch nicht mit den Sprichwörtern und fast immer steckt ja noch ein tieferer Sinn dahinter, der sich den Lesern nicht sofort erschließt! Grundsätzlich bin ich natürlich der Meinung, dass ich Sali (liebenswürdig und nett...) einfach den weltbesten und ebenso liebsten Hund verdient und natürlich auch bekommen habe! Problemfelder die sich phasenweise bei uns ergeben sind ja pubertär und werden demnächst der Vergangenheit angehören, sobald die Hormone nicht mehr Salsa, sondern Blues tanzen. Aber - jetzt kommt schon das zweite "aber" - auch damit kratzt man nur an der Oberfläche des Sprichwortes. 

In den letzten Jahren ist es ja nicht nur im Berufsleben modern geworden, sich von einem Personaltrainer coachen zu lassen. Hundebesitzer*innen haben es in dieser Beziehung leicht - kaum ein Lebewesen zeigt einem so präzise und genau die persönlichen Schwachpunkte, wie der eigene Vierbeiner. Wer von uns wünscht sich nicht von unseren Hunden geliebt zu werden und einen souverännen und entspannten Hund an der Seite zu haben?! In den meisten Fällen gelingt dies nur, wenn wir an unserer eigenen Persönlichkeit arbeiten. Unsere Hunde zeigen uns unsere Schwachstellen - man muss sich nur selber reflektieren. Und jetzt sind wir auch endlich an dem Kern des Sprichwortes angelangt. 



Gubacca ist ein wunderbarer Lehrmeister an mir selbst zu arbeiten. Gnadenlos entdeckt er jede Schwachstelle bei mir und hält mir sofort einen Spiegel vor die Nase. Mit Zwerg-Riese benötige ich garantiert keinen Personaltrainer - beim Sport übrigens auch nicht, wie ich die letzten Tage festgestellt habe - aber das ist ein anderes Blogthema.... 



Welche Charaktereigenschaften sind bei Zwerg-Riese besonders gefordert?

Durchhaltevermögen

Gubacca ist wahnsinnig beharrlich, wenn er etwas durchsetzen möchte. Oft versucht er es sehr charmant mit dem hypnotisierenden Blick, manchmal ist er aber auch penetrant wie eine " Schmeiß-Fliege". Er lernt wahnsinnig schnell, versucht aber auch sofort die Schwachstelle im System zu finden. So ganz nach dem Motto "Die doofe Regel gilt bestimmt nicht immer und falls ja gibt es bestimmt Variationsmöglichkeiten?!" Da ist Durchhaltevermögen bei mir gefragt! "Ja mein lieber Gubacca, auch wenn du das jetzt blöd findest. Das gilt genau so und immer... und auch wenn ich dir deine Nachfrage noch Hundert mal beantworten muss!"

Jetzt gehöre ich zu den Menschen die mindestens drei Strickarbeiten in der Ecke liegen haben, weil ich bei der ersten mit dem Muster nicht klar kam, die zweite mir plötzlich nicht mehr gefiel und die dritte, weil ich eine Anleitung so toll fand und den Schal unbedingt haben wollte... In der Hundeerziehung geht das leider nicht! Es ist verführerisch schnell eine andere Methode bei Gubacca auszuprobieren, weil die erste nicht  prompt funktionierte. Aber auch hier ist Durchhaltevermögen gefragt und das fällt mir oft nicht leicht.

Dafür bringe ich jedoch eine andere Eigenschaft mit, die mir hilft die kleinen Defizite beim Durchhaltevermögen auszugleichen. Habe ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt, dass ich gerne erreichen möchte, mutiere ich ebenso wie Gubacca zur Schmeißfliege "Willi", oder in meinem Fall "Willi-Linchen" und entwickle sowohl viel Ehrgeiz als auch Überzeugungskraft. Das hilft bei Zwerg-Riese sehr ;-).




Konfliktbereitschaft

Gubacca´s Eigenschaft alles gerne zu hinterfragen hat natürlich auch zur Folge, dass man Konfliktbereit sein muss. Michael Grewe beschreibt das Wort Konflikte und ihre Lösungen sehr gut in seinem Buch "Hoffung auf Freundschaft":

"Das Leben besteht aus Konflikten, buchstäblich. Der eine will dieses, der andere jenes, und schon ist er da, der Konflikt....Es gibt noch einen weiteren Grund, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen: Sind sie erst einmal gelöst, kehrt Frieden ein. Ein harmonisches Miteinander ist der Lohn für die Mühe mit den Konflikten:"

Bei Gubacca habe ich gelernt, dass es nicht hilft allen Problemsituationen aus dem Weg zu gehen. Einiges konnte ich umlenken, aber manchen Dingen muss(te) ich mich auch stellen und ihm deutlich machen wo seine und meine Grenzen sind. 




 Nicht nachtragen sein 

Dieser Punkt trifft glaube ich auf alle Mensch-Hund-Beziehung zu. Wir  müssen lernen, falls wir es nicht schon beherrschen, auf die jeweilige Situation zu reagieren und nicht nachtragend zu sein. Bin ich auch grundsätzlich nicht - habe aber ein Elefantengedächtnis dafür, wer wann, wo  und wie mich geärgert hat ;-). 

Gubacca ist ein wahrer Meister darin, seine Stimmung zu wechseln. Er ist ein harter Konfliktgegner, der häufig, wie bereits oben beschrieben, Dinge in Frage stellt. Er versucht hierbei zum Beispiel gerne, seine Unmut durch in die Leine springen deutlich zu machen. Hat man sich jedoch ihm gegenüber durchgesetzt, wechselt er sofort um, als ob dieser kleiner Machtkampf nie stattgefunden hätte. Eben noch der in die Leine beißende "Wüterich" - zwei Sekunden später läuft er vergnügt und entspannt neben mir her.  Ich selber versuche ihn in solchen Situationen dann auch zu zeigen, dass ich sein gerade gezeigtes Verhalten zwar absolut daneben fand, aber hey, ihn trotzdem sehr lieb habe. Wobei ich aber  zugeben muss, es gelingt mir nicht immer.  Manchmal stampfe ich auch wütend mit ihm nach Hause und brauche eine gewisse Zeit um wieder "runter von meiner Palme" zu kommen. Und da wären wir schon beim letzten Punkt unserer persönlichen Hitliste der erforderlichen Charaktereigenschaften.



In der Ruhe liegt die Kraft "ohmmm"

Ich habe selten einen Hund erlebt, der so stark auf Druck mit Gegendruck reagiert. Auch Chiru war  ein selbststäniger Hütehund wie Gubacca. Bei ihm war die Frage jedoch fast immer: "Mache ich das oder mache ich das nicht". Es gab selten grau, sondern nur weiß und schwarz für ihn und diskutiert wurde nur selten. Gubacca möchte da viel öfters das volle Spektrum von weiß nach schwarz für sich nutzen. Schwachstellen sind für ihn da, sie intensiv für sich zu nutzen. Reagiere ich in solchen Situationen wütend und lasse mich von ihm aus der Reserve locken ist der Konflikt für mich schon verloren. Gehe ich in die Luft - explodiert Gubacca. Bei ihm hilft wirklich nur ruhig bleiben, fünf mal tief durchatmen und dann bestimmt seinen Willen ihm gegenüber durchsetzen. Gubacca hat schon als Welpe ein hohe Bereitschaft gezeigt Dinge einfach auszusitzen - bis heute hat er das für sich perfektioniert und da hilft nur eins "Durchhaltevermögen" zeigen. Und damit schließt sich dann auch wieder der Kreis der Eigenschaften die man bei Gubacca mitbringen sollte. Hat man das für sich geschafft  zu erreichen - dann hat man den liebsten Hund ever, ever, ever!



"Man bekommt nicht den Hund den mal will, sondern den man braucht!"

Ja es stimmt wirklich und nicht nur ich habe Gubacca geprägt, sondern er mich genauso! Wir können beide sehr stolz darauf sein, was wir voneinander gelernt haben...

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