Manche denken ja, ein Hund zeigt Haltung, wenn er auf Befehl Platz macht. Ich sage: Haltung zeigt sich dann, wenn man sich von selbst hinsetzt – und zwar genau dann, wenn’s drauf ankommt. Also … so wie ich.
„Es gibt Situationen, da bringt’s einfach mehr, sich hinzusetzen.
Nicht aus Protest. Auch nicht aus Faulheit.
Sondern aus Prinzip. Und ein bisschen aus Stil.“
– Gubacca, Gos d’Atura und stiller Stratege
Viele Hunde stürzen sich kopflos ins Abenteuer. Wir Gossis hingegen … analysieren erst mal. Beobachten. Bewerten. Und dann vielleicht – nur vielleicht – handeln. Ich saß schon als Welpe lieber. Nicht, weil ich ein Faultier im Flokati war, sondern weil ich früh verstanden habe: Manche Situationen löst man nicht, indem man sich reinstürzt – sondern indem man sie aussitzt. Und das meine ich wortwörtlich. Einfach hinsetzen, Überblick verschaffen, Atmosphäre scannen. Die Ohren funktionieren auch ohne Bewegung – und der Bauch bleibt dabei angenehm kühl.
Bine hat das irgendwann meinen Teflon-Modus genannt. Wenn mir was zu viel wird, wenn sich zu viele Eindrücke stapeln oder Menschen komisch werden, dann… setz ich mich. Und schalt ab. Popo runter, Ohren auf Durchzug, Blick irgendwo zwischen Zen-Mönch und müdem Lateinschüler. Ich bin dann da – aber nicht mehr dabei. Und weißt du was? Als Welpe war das meine Rettung. Neue Umgebung, viele Hunde, fremde Menschen – und ich mittendrin: der flauschige Plüschbär mit Reset-Knopf.
Ich weiß noch, wie Bine mich bei der Züchterin beobachtete. Da war dieser Moment, als ich mich in aller Seelenruhe einfach rausnahm aus dem Trubel. Setzte mich hin. Guckte. Und schaltete um in den inneren Flugmodus. Bine war begeistert: „Was für ein entspannter Welpe! Ein Easy-going-Hund! Jackpot!“ Tja. Netter Irrtum. Denn nur weil ich Dinge aussitze, heißt das nicht, dass ich sie nicht mitkriege. Im Gegenteil. Ich nehme sie auf – ganz leise. Und entscheide dann, was ich draus mache.
Es gibt da diesen bestimmten Blick. Bine kennt ihn gut. Und wer einen Gos hat, erkennt ihn sofort. Ich nenne ihn den Gos-Blick. Er tritt ein, wenn ich weiß: aus dieser Nummer komm ich nicht raus – also steig ich innerlich aus. Zum Beispiel bei längeren Fotosessions. Ich sitze. Gerade. Perfekte Haltung. Ausdruck: neutral bis professionell. Aber in Wirklichkeit? Bin ich weg. Geistig längst auf einer Alm, irgendwo im Norden Kataloniens, die Nase im Wind, kein Mensch weit und breit. Der Körper spielt mit, der Kopf hat sich verabschiedet.
Wenn mich etwas wirklich interessiert hat – oder ich ganz genau hinschauen wollte – kam mein Spezialmanöver: der Großvatersitz. Hinten der Popo auf dem Boden, vorn die Beine gestreckt, Brust leicht raus, Blick: fokussiert. Ein bisschen wie ein alter Philosoph, der gleich eine Pfeife anzündet. Oder wie Bine sagte: „Wie ein kleines Steiffbärchen mit Haltung.“ Und genau so sah ich auch aus: niedlich, plüschig, einfach zum Verlieben. In solchen Momenten war das Wort „Erziehung“ meilenweit weg. Denn wer bringt schon einem sitzenden Steiffbärchen bei, was es lassen soll? Aber ironischerweise war „Sitz“ tatsächlich das erste Kommando, das ich gelernt habe. Und – kein Witz – ich hab’s sofort kapiert. Wahrscheinlich, weil ich's eh schon gemacht hab. Irgendwann kommt bei jedem Hundemenschen der Moment, wo man sich fragt: Ist mein Hund ungehorsam? Oder einfach nur dickköpfig? Im Fall eines Gossis lautet die Antwort meistens: Beides. Aber eher letzteres.
Denn: Viele halten es für Ungehorsam, wenn ein Hund nicht sofort reagiert. Aber was, wenn er nicht nicht reagiert – sondern nur anders? Gerade junge Gossis brauchen Raum, um Situationen einzuordnen. Wenn man sie zu früh rauszieht – zum Beispiel aus einer Begegnung, die sie noch verarbeiten – nimmt man ihnen die Chance auf echte Lernerfahrung. Die entsteht nämlich nicht im Rückzug – sondern im Aushalten und Aussitzen.
Willensstärke (Gos-Edition)
- Weiß, wann’s sich lohnt, Energie zu sparen
- Erkennt Muster und wägt Konsequenzen ab
- Bleibt ruhig, wenn andere schon nervös werden
- Sitzt lieber aus, bevor er Unsinn mitmacht
Gehorsam (aus Menschensicht)
- Macht einfach, was gesagt wird
- Erwartet klare Vorgaben
- Reagiert auf jede Spannung im System
- Macht mit, auch wenn's Quatsch ist
Und am Ende? Wenn du wieder mal dastehst und denkst: „Warum macht er nichts?“ Dann denk dran: Vielleicht macht dein Gos gerade genau das Richtige – nämlich nichts. Nicht aus Trotz. Nicht aus Faulheit. Sondern, weil er die Lage durchblickt – und weiß, dass Sitzen manchmal klüger ist als Rennen.
Manche nennen es stur. Ich nenne es: Den Moment aussitzen. Mit Stil.
Euer Gubacca
Euer Gubacca