Sommer, Sonne, Szene einer Ehe - Reisetagebuch Langholz

Juli 01, 2025

Irgendwann in jedem Urlaub passiert es: Es kehrt eine Routine ein. Keine nervige Alltagsroutine mit Staubsauger und „Was essen wir heute?“, sondern diese feine, selbstgewählte Urlaubsroutine, die sich ganz sacht einschleicht. Bei mir beginnt sie morgens um sieben. Und zwar freiwillig. Da wird nicht  gegen den Wecker gekämpft – da springe ich fast schon vergnügt aus dem Bett. Also, innerlich. Äußerlich sieht es vermutlich etwas zerknautscht und zerzaust aus. Aber hey, man will ja keine wertvolle Sonnenminute vergeuden. Meine morgendliche Runde mit Gubacca ist inzwischen ebenso fest verankert. Normalerweise laufen wir Richtung Klein-Waabs. 



Aber  heute war es schlicht zu heiß – sogar für einen Hund mit Klimaanlage im Fell. Improvisation war gefragt, also ging’s an den Lehmbergstrand. Dort saßen wir unter einem Baum und schauten aufs Meer. Gubacca döste zufrieden, ich träumte mich in die kühle Brise hinein und alles war fein.







Nachmittags hatten wir die glorreiche Idee, nach Damp zu fahren. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder am Ort, aber mit Damp werde ich einfach nicht mehr warm. Der Strand? Wunderschön. Selbst der Hundestrand ist kein trauriger, windiger Restbereich hinter der Kläranlage, sondern tatsächlich toll gemacht. 




Und trotzdem… dieser 70er-Jahre-Charme, der über allem liegt, lässt mich innerlich die Stirn runzeln. Vielleicht liegt’s am Beton. Vielleicht an den Preisen. Eine Kugel Eis für zwei Euro – und dann sieht sie aus, als käme sie aus der Plastikbox vom Großmarkt. Für mich als bekennende Eis-Connaisseurin ein echter Tiefschlag. Zuhause bekomme ich für 1,40 Euro eine Portion, die mich in Tränen ausbrechen lässt – aus Rührung!







Aber gut, die Sonne schien, das Meer rauschte und der Strand war weich und warm. Also: Abhaken, Haken dran, zurück ins Urlaubsgefühl. 
Bis zum Abend...

Denn dann kam sie – die Szene einer Ehe, Kapitel 473: Romantik – Version sie vs. er.

Ich hatte eine klare Vorstellung: Stranddecke, Sand unter den Füßen, Wellenrauschen, ein Gläschen Prosecco in der Hand, vielleicht sogar ein Windlicht. Pure Romantik eben. Herr Mini-Rütter hingegen verstand unter „Abend am Strand“ etwas völlig anderes. Nämlich: Sitzbank mit Tisch. Direkt an der Straße, aber mit Blick aufs Meer. Für ihn der Inbegriff von Gemütlichkeit. Für mich: Bierzelt mit Aussicht. Das Drama nahm seinen Lauf.


Ich packte die Decke. Er runzelte die Stirn. Ich redete von Windlichtern. Er von Mücken. Ich schwärmte vom Sand zwischen den Zehen. Er fragte, wo wir da bitte unsere Gläser abstellen sollten. Und während beide versuchten, dem anderen entgegenzukommen – aber bitte mit eigenen Vorstellungen! – wurde die Stimmung… sagen wir mal: lebhaft. Schließlich stapfte Herr Mini-Rütter wortlos in Richtung Ferienhaus davon, und ich saß allein mit Gubacca im Sand.



Zum Glück kann Gubacca nicht reden. Und noch besser: Er stellt keine Fragen wie „Aber ist das hier wirklich bequem?“ oder „Können wir nicht einfach auf die Bank?“. Er schnaufte leise, ließ sich den Wind durchs Fell wehen und war in meiner Version der Romantik ganz einfach dabei.


Auf dem Rückweg musste ich dann doch grinsen: Zwischen den Strandkörben, in einer windgeschützten Mulde, saßen zwei Frauen auf einer Decke mit Wein im Glas – meine Szene in Perfektion. Und auf der „Picknick-Bank“ thronte ein älteres Paar, Arm in Arm, still und zufrieden. Vielleicht, dachte ich, ist das eben wirklich so ein Mädels-Ding. Oder eine Frage der Jahrzehnte.


Aber hey – morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht mit weniger Beton und mehr Einigkeit. Vielleicht. Vielleicht aber auch nur mit Eis für 2 Euro und einer Bank mit Meerblick. Man kann ja nicht alles haben.

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Bine & Gubacca