-->

Siri, Gubacca & ich – über klare Ansagen und falsche Erwartungen

Januar 17, 2018

Es hat Wochen gedauert, bis ich mich endlich zu dem Kauf eines neuen Handys durchringen konnte. Ganz nach dem Motto „Gut Ding will Weile haben…“ – hört sich doch viel netter an als „nicht aus dem Quark kommen“ – habe ich endlos im Internet recherchiert.

Meine Freundin Susi hätte wahrscheinlich noch am selben Tag, an dem ihr Handy kaputt ging, ein neues gekauft. Ich bin da … sagen wir mal … nicht ganz so entscheidungsfreudig. Das Angebot ist groß, die Anschaffung teuer – das lässt sich nicht einfach mal so auf die Schnelle entscheiden. Ja, okay, von „schnell“ kann man bei sechs Wochen auch nicht mehr sprechen. Am Ende war es mein Mann, der die Sache für mich in die Hand nahm.




Ich muss gestehen, technisch hinke ich oft ein wenig hinterher. Was für viele schon normaler Alltag ist, begeistert mich als neueste Errungenschaft. In diesem Fall: Siri – mein intelligenter, persönlicher Assistent. Hatte ich bisher Alexa eher als unnützen Schnickschnack abgetan und „Corona“ konsequent den Zugriff auf mein Leben verweigert, bin ich ganz verliebt in meinen Siri (natürlich mit männlicher Stimme).

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sind Siri und ich inzwischen ein gutes Team. Schnell habe ich herausgefunden, dass ich das ständige „Siri…“ weglassen kann. Mein Assistent fühlt sich auch so angesprochen – und führt meine Wünsche zuverlässig aus. Wenn ich sie präzise formuliere. Das habe ich schnell gelernt. Ohne klare Ansage geht gar nichts. Und so bekam meine Mutter anfangs Nachrichten von mir wie:

„Schreib Mutti eine WhatsApp, dass ich ähm… wann wollte ich da sein?“

Oder in meinem Kalender stand plötzlich:

„15 Uhr Hundeschule mit Opa backa.“

Tatsächlich war nicht mein Opa gemeint, sondern Gubacca – und es sollte geübt, nicht gebacken werden.


Präzise bei Siri – ungenau bei Gubacca

Diese Anlaufprobleme gehören der Vergangenheit an, und ich habe schnell gelernt, wie ich Siri meine Wünsche mit Erfolgsgarantie mitteilen kann. Leider gelingt mir das bei der Kommunikation mit Zwerg-Riese nicht annähernd so gut. Ich schaffe es problemlos, das „Siri“ wegzulassen – bei „Gubacca“ dagegen selten.

„Gubacca, nein.“
„Gubacca, lass das.“
„Gubacca, weiter.“

Oder meine Lieblingsversion: einfach nur „Gubacca“. Je nach Tonfall, dachte ich, wird er schon wissen, was ich meine. Dass das bei meinem Handy so nicht funktioniert, ist mir klar. Aber warum erwarte ich das von meinem Hund? Ganz zu schweigen davon, wie oft ich „Wünsche“ doppelt belege. So steht das kurze Wort „Komm“ plötzlich für ganz verschiedene Aktionen – selten ohne ein „Gubacca“ davor.


Wenn Spracheingabe schiefgeht

Bei Siri habe ich schnell gemerkt: lange, verschachtelte Sätze bringen ihn durcheinander. Schnell startete er eine Internetsuche, obwohl ich nur die Erinnerungsfunktion nutzen wollte. Ob es Gubacca ähnlich geht, wenn ich sage: „Gubacca, komm doch jetzt schnell, wir haben keine Zeit, die Bine muss noch…“ Warum fällt es mir bei Gubacca so schwer, präzise zu sein – und bei meinem Handy nicht?

Ich glaube, es liegt daran, dass ich bei Zwerg-Riese verwöhnt bin. Hunde hören nicht nur auf Worte. Sie lesen unsere Körpersprache, deuten Mimik, spüren Stimmung. Trotz schlechter „Spracheingabe“ versteht Gubacca mich oft erstaunlich gut. Er hat gelernt, dass „Komm“ meist bedeutet, dass er mit mir weitergehen soll – aber auch ein Rückruf sein kann. Und er weiß genau, wann ich bereit bin, meinen „Wunsch“ durchzusetzen oder es einfach laufen lasse.



Der Unterschied zwischen Technik und Tier

Diese Fähigkeiten verführen mich dazu, manchmal ungerecht zu werden. Wer hat nicht schon gedacht: „Der will einfach nicht!“ – anstatt: „Weiß er überhaupt, was ich von ihm möchte?“

Bei Siri hatte ich noch nie den Verdacht, dass er mich absichtlich missversteht. Ich überlege, was ich falsch formuliert habe. Genau das sollten wir bei unseren Hunden auch viel öfter tun.


Ein paar Beispiele aus dem Alltag

„Lilli, wir wollen jetzt aber anständig spazieren gehen und du sollst ganz lieb sein!“
(Spracheingabe an Siri: Bei mir!)

„Gubacca, du sollst ganz vorsichtig mit dem Lottchen sein, sie ist noch ein Baby!
(Abgesehen davon, dass Lotta vier Jahre alt ist, weiß Gubacca garantiert nicht, was gemeint ist.)

„Lotta, mach mal fein Sitz!“
(Und wie sähe ein unfeines Sitz aus?)

„Balou, jetzt reicht es mir aber! Zieh mich nicht hinter dir her!“
(Was soll Balou denn nun – bei Fuß gehen? Locker nebenher?)

Natürlich spricht nichts dagegen, mit unseren Hunden zu reden. Ich fände es schade, wenn die einzige verbale Kommunikationsebene aus kurzen Kommandos bestünde. Trotzdem sollten wir uns bewusst machen: Hunde verstehen unsere Sprache nur, wenn wir sie klar und deutlich formulieren.

Vielleicht frage ich mich künftig öfter: Wie würde ich es Siri sagen? Und übertrage es dann auf Gubacca.

  • Share:

You Might Also Like

4 comments