265. + 266. Tag | Pubertäts-Alarm

Januar 30, 2018

Gäbe es einen "Pubertätsmelder", ähnlich wie dem Feuermelder - ich müsste mir ganz fest die Ohren zuhalten und der Pfeifton wäre nicht zum Aushalten. Von einer Skala von 1 bis 100 liegt Gubacca mit seiner pubertätsbedingten Flegelphase momentan bei 150. 


Ein "hoch" auf die dunkle Jahreszeit kann ich nur sagen! Die Morgen- und Abendrunde mache ich nur noch vor bzw. nach Sonnenaufgang und -untergang und für die Mittagsrunde "wandere" ich aus... Zuhause habe ich zum Glück einen fast ausschließlich schlafenden Zwerg-Riese. Wäre ich jetzt gemein würde ich sagen "ja widerlich sein ist  verdammt anstrengend!" Aber das wäre jetzt wirklich gemein - weil was kann Gubacca dafür wenn die Hormone Polka tanzen?!

Noch vor 14 Tagen war unsere Welt in Ordnung. Aufgrund vom Dauerregen musste unser Hundeschultermin abgesagt werden und ich schrieb Birgit, unser Hundetrainerin, noch ganz euphorisch: "Kein Problem, wir benötigen eh nur noch Feinschliff". Von diesem von mir so toll betitelten "Feinschliff" sind wir jetzt um Meilen entfernt... und mir ist jetzt schon fast bange vor der nächsten Stunde. 

"Tiiiieeeeeffffff einatmen...", ich spüre wie die Luft durch meine Körper wandert bis mir plötzlich fast der Arm aus der Schulter gekugelt wird. Zwerg-Riese, mittlerweile 22 Kilo schwer, hat wieder versucht mit einem kräftigen Sprung nach vorne mich zum schnelleren Laufen zu motivieren. Meine Antwort darauf ist eine elegante Kehrtwendung und wir gehen wieder 10 Schritte zurück. Dafür, dass ich mir früher nie Tanzschritte merken konnte, geht das ganze mittlerweile schon automatisch und fließend. 10 Schritte vor - 5 Schritte zurück - 15 Schritte weiter und Kehrtwendung zurück... Für wenige Sekunden hat das eine positive Wirkung bis dann doch wieder die Leine straff gespannt in meiner Hand liegt. Und wieder bleibe ich stehen und werde zum Baum. Es regnet... es stürmt, der Baum steht wie ein Fels in der Brandung... Gubacca springt förmlich rückwärts und landet an meiner Seite. Noch schnell bis fünf zählen, tief einatmen und weiter geht es. Gubacca´ s Nase klebt am Boden. Er erinnert mich dabei fast einen Autoscooter. Er trägt seine Rute sehr hoch über den Rücken und rennt hektisch vor mir her. Fremde Hunde haben plötzlich ebenfalls eine magische Wirkung auf ihn und abrufbar... naja. 


Zum Glück habe ich einen riesen Teevorrat und meine bevorzugte Sorte momentan ist Beruhigungstee. Außerdem denke ich ernsthaft über eine Yoga-Kurs nach. Die innere Balance zu finden und ruhig zu bleiben, wenn Gubacca dann irgendwann für sich beschließt an der Leine auszuflippen ist schwierig. Irgendwann reißt ihm nämlich momentan bei fast jeder Runde der Geduldsfaden und er verfällt in alte Verhaltensmuster. Er springt mich an oder beißt in die Leine oder verfällt in ein Dauergekläffe. Daher auch meine Vorliebe für Spaziergänge im Dunkeln. Ich habe einige Zeit gebraucht um diese Situation zu meistern und habe gelernt ihn dann auch wieder zu beruhigen. Trotzdem ist das wichtigste selber ruhig zu bleiben und das fällt mir auch öfters verdammt schwer.

Eine Bekannte sagte mal zu mir "jeder bekommt den Hund in sein Leben geschickt, den er gerade braucht!" Ok Schicksal - was willst du mir mit Zwerg-Riese sagen?  Wahrscheinlich, dass ich selber ruhiger und gelassener werden muss. Trotzdem bin ich mit diesem Problem bei der Rasse nicht alleine. Ich tausche mich regelmäßig mit anderen Besitzern aus und die Probleme sind oft ähnlich. Der Gos neigt meiner Meinung nach dazu schnell hochzudrehen und ist sehr hartnäckig dabei seinen Willen durchzusetzen. Mit Gewalt - die ich eh ablehne - kommt man bei der Rasse nicht weit. Das "Zauberwort" ist (leider) Beharrlichkeit und Konsequenz - kombiniert mit starken Nerven. Leider - weil das gerade oft sehr anstrengend ist. 


ABER die letzten Wochen und Monate mit Gubacca haben mir gezeigt, dass diese Phasen auch immer wieder vorbeigehen. Ich denke es liegen noch ein paar turbulente Monate vor uns, bis Zwerg-Riese sich zu einem souverännen und gelassenen Rüden entwickelt hat. Die Zeitfenster in denen er zeigt wie er sich später entwickelt, wenn ich ihn weiterhin konsequent und mit viel Verständnis begleite und erziehe, werden jedoch immer länger. Und dieser tolle Hund der sich immer länger zeigt, ist auch die anstrengende Purberätsphase wert!


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