Vor einigen Tagen waren wir mit meiner Freundin Claudia auf der Halde Rungenberg spazieren. Momentan klappt der Rückruf bei Gubacca mal vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz so gut wie gewohnt. Zwerg-Riese musste daher, wie auch Raja, an der Leine bleiben. Auf der halben Strecke nach oben kam uns eine Frau mit einen freilaufenden Jack-Russel Rüden entgegen. Eigentlich müsste ja jeder das höfliche Hunde 1x1 beherrschen und seinen Hund anleinen, wenn ihm Hunde an der Leine entgegenkommen. "Theorie & Praxis" und ich will das Thema mal lieber nicht ausweiten... Die kleine Töhle kam natürlich zielstrebig auf uns zu gerannt und die Besitzerin kümmerte sich überhaupt nicht darum, dass wir extra mit Raja und Gubacca zur Seite gegangen waren.
Gubacca ist momentan noch in seiner "Findungsphase", wie ich es immer nenne. Er weiß noch nicht so ganz wie er sich fremden Rüden gegenüber verhalten soll. Manchmal möchte er jetzt aber auch schon mal einen auf "dickes Höschen" machen und testet aus wie sein Gegenüber reagiert. Das gegenseitige Beschnüffeln an der Leine habe ich ja von Anfang an bereits unterbunden, aber ich achte jetzt auch einfach verstärkt darauf, dass Zwerg-Riese einen Wohlfühlabstand zu den anderen Hunden hat.
Meine höfliche Bitte "Könnten Sie Ihren Hund bitte einmal anleinen", wurde natürlich mit dem Klassiker "Warum?!" beantwortet. Eigentlich hätte ich einfach sagen sollen "Weil mein Hund Flöhe hat!", aber nein die liebe Sali setzte auch noch zu Erklärungen an: "Weil wir Hundekontakte an der Leine nicht haben möchten". Stille... keine Reaktion und der Jack-Russel ging auf Tuchfühlung... "Würden Sie Ihren Hund bitte einleinen, ich weiß nicht wie meiner auf ihn reagiert!", versuchte ich es noch einmal. "Ach, der geht dann schon weiter", war die Antwort von der Hundebesitzerin. Mittlerweile war Gubacca schon in halbacht-Stellung und sah "Gefahr im Verzug" auf sich zukommen und fing an zu kläffen. Der Jack-Russel im Gegenzug machte auf mich nicht den Eindruck, als ob er Gubaccas Bellen kommentarlos im Raum stehen lassen möchte. Da brach mir entgültig der Geduldsfaden und ich wurde zum "HB-Männchen"... Zu meinen großem Ärger prallte meine Wut aber an der Hundehalterin einfach ab und sie ging kommentarlos und ohne ihren Hund weiter. Der sprang mittlerweile um uns herum und Gubacca lief auf Hochtouren... so wie sein Frauchen Sali... Claudia stand mit Raja etwas abseits und versuchte vergeblich mich zu beruhigen. "Komm Bine, du weißt doch wie bekloppt manche Leute sind... es lohnt sich nicht sich zu ärgern". Leichter gesagt als getan... jetzt einfach weiterzugehen ohne noch ein paar Beleidigungen und Drohungen loszuwerden erschien mir in diesem Moment unmöglich. Gubacca sah es ähnlich und angestachelt von meiner eigenen Wut hätte er sich glaube ich auch gerne auf den Jack-Russel gestürzt. Irgendwann drehte aber auch dieser um und rannte seinem (blöden, bekloppten, bescheuerten...) Frauchen hinterher. Zurück blieb eine nicht nur innerlich tobende Sali.
"Verlange nie etwas von anderen, was du selbst nicht vorlebst..."
Warum Gubacca sich ebenfalls gerne bei dieser Hundebegegnung auf den Jack-Russel gestürzt hätte, brauchen wir hier jetzt glaube ich gar nicht weiter erörtern. Einen besseren Verstärker als mich hätte es bei der Begegnung nicht geben können. Mit meinem ganzen wütenden Verhalten musste Gubacca ja den Eindruck gewinnen, das Gefahr in Verzug ist. Vernünftig wäre es gewesen, die Frau höflich zu bitten ihren Hund anzuleinen und dann einfach kommentarlos weiterzugehen, als sie es nicht tat. Aber nein, da kam (wieder) der kleine Wüterich bei mir durch... wie öfters. Mir fällt es sehr schwer in solchen Situation ruhig zu bleiben und sollte mich dann noch jemand beleidigen oder mir doof kommen... na dann "Prost, Mahlzeit". Aber verlange ich nicht genau das täglich von Gubacca?! Mein großes Ziel ist es ja bei Zwerg-Riese, dass er an allen Hunden einfach souverän vorbeigeht, egal wie diese sich ihm gegenüber verhalten. Habe ich mich nicht wieder Donnerstag im Biergarten über ihn ein bisschen geärgert, weil er das Gebelle der anderen Hunde unbedingt kommentieren musste? Aber kann ich von Gubacca ein Verhalten einfordern, dass ich selbst gar nicht an der Lage bin vorzuleben? Wie oft verlangen wir in unserem gemeinsamen Alltag Dinge von unseren Hunden, die wir selber gar nicht leisten können?
Ich bewundere ja immer Menschen die in jeder Lebenssituation ruhig und gelassen bleiben. Mir gelingt das leider nicht immer. So hat schon der ein oder andere Reißverschluss seinen Dienst quittieren müssen, weil er sich verhakte und es mir an Geduld fehlte ihn vorsichtig wieder zu lösen... Ich hasse es, wenn jemand vor mir her schleicht und ich nicht an ihn vorbeikomme. Im Lebensmittelladen kommt da auch schon mal der Wunsch auf meinen Einkaufswagen demjenigen in die Haken... Wie muss Gubacca sich da an der Leine fühlen, wenn er gerne flott voran marschieren möchte und ich als Stopper am anderen Ende hänge? In Konfliktsituationen ärgert es mich wahnsinnig, wenn ich nicht das letzte Wort habe... Kann ich mich dann bei Gubacca darüber ärgern, dass auch er immer noch einmal "Wuff" machen muss, wenn er angepöbelt wird?!
Abgesehen davon, dass unsere Hunde unser Verhalten perfekt spiegeln und sich unsere Ruhe auch auf sie überträgt, sollte man sich viel öfters die Frage: "Bin ich selber in der Lage das zu leisten?" Man ist erstaunt bei wie vielen vermeintlichen Problemen mit unseren Hunden die Antwort "nein" lautet. Und schon ist aus einem Problem ein ganz normales Verhalten geworden, mit dem es sich leichter leben lässt.
In diesem Sinne, wünsche euch allen einen sonnigen und entspannte Sonntag!
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