Gubacca hatte gefressen, war draußen zum Pippi machen, und ich freute mich auf meine Lieblingssendung im Fernsehen. Gerade, als ich mir in der Küche meine Knabberschale für einen gemütlichen Abend fertig machte, hörte ich wildes Gekläffe aus Gubaccas Körbchen. „Was ist da nur los?“, dachte ich und ging nachsehen. So laut und hysterisch hatte ich meinen Zwerg-Riesen noch nie erlebt.
Verwundert schaute ich in den Korb. Wer wütete und kratzte dort so wild? Auf den ersten Blick hätte man ihn mit Gubacca verwechseln können – aber beim näheren Betrachten sah er anders aus.

Verwundert schaute ich in den Korb. Wer wütete und kratzte dort so wild? Auf den ersten Blick hätte man ihn mit Gubacca verwechseln können – aber beim näheren Betrachten sah er anders aus.
„Wer bist du denn – und wo ist Gubacca?“, fragte ich das fremde Wollknäuel im Körbchen. „Mein Name ist Kevin“, antwortete mir der Zwilling von Zwerg-Riese. „Und was machst du hier?“„Ich wohne seit heute hier“, erwiderte Kevin keck.
„So benimmt man sich aber nicht als Gast, Kevin!“, schimpfte ich. „Wieso Gast?“, antwortete er. „Ich sagte dir doch eben schon, dass ich ab heute hier wohne.“ „Na, Kevin, da habe ich aber auch noch ein Mitspracherecht! Wer hat dich überhaupt eingeladen?“ „Na, du doch selber.“ „Ich? Warum ich?“ „Na, wer hat sich denn einen acht Wochen alten Welpen geholt – du, oder?“ „Ja klar, den Gubacca – aber doch nicht dich noch dazu, Kevin!“
Langsam kam mir die Situation ziemlich skurril vor. Jetzt fing dieser ungebetene Besucher auch noch an, am schönen Hundekorb zu reißen und wild zu kratzen. Wo war überhaupt Gubacca abgeblieben? Langsam wurde ich richtig wütend. Gubacca war ein so ausgesprochen lieber Welpe – was, wenn er sich dieses Benehmen abschauen würde? Aber je nervöser ich wurde, desto mehr schien es Kevin anzustacheln.
„Keine Sorge, Biene. Gubacca kann sich das schlechte Benehmen von mir nicht abschauen. Darüber hattest du dir doch gerade Sorgen gemacht, oder?“ „Woher weißt du das, Kevin? Kannst du Gedanken lesen?“ „Nein, aber ich spüre deine Unsicherheit. Ich sehe sie in deinem Gesichtsausdruck – und ehrlich, du riechst auch anders.“
Okay, 1:0 für den Giftzwerg, dachte ich. Da hatte er recht. Ich hatte mir in den letzten Sekunden schon das Szenario eines 25-Kilo-Gubaccas ausgemalt, der mir die Wohnzimmereinrichtung zerlegt.
„Immer wenn ich da bin, schläft dein Gubacca – dann ist er nicht da.“ Na toll. Gubacca schlief ohnehin viel. Sollte ich jetzt ständig diesen nervigen Kevin um mich haben? „Kann man dich auch wieder ausladen, Kevin?“, fragte ich mürrisch. „Das kommt darauf an“, grinste er. „Du musst nur so weitermachen wie eben, dann werden wir beide bestimmt ganz dicke Freunde. Dann sehen wir uns öfter.“
„Wie meinst du das – ich muss nur so weitermachen?“ „Na, dieses hektische Benehmen von vorhin, als ich dich angesprungen und gebissen habe.“ „Ja, aber das hat verdammt wehgetan! Schau dir mal meine Arme an – komplett zerkratzt!“ „Mag sein“, räumte Kevin ein, „aber dein Verharren und Zögern stacheln mich erst richtig an. Als du mich dann auch noch leicht in die Seite gestupst hast, war das die perfekte Einladung, weiterzumachen.“ Das leuchtete mir ein.
„Und wie mache ich es künftig besser, Schlau-Meier Kevin?“ „Na, du könntest mich zum Beispiel sanft, aber bestimmt zur Seite schieben, wenn ich damit anfange – und deinen Zischlaut von dir geben.“ „Und das hilft?“ „Na ja, nicht immer“, grinste Kevin und zwinkerte mir zu. „Manchmal musst du auch hinterfragen, warum ich da bin – und nicht Gubacca.“
„Und wann ist das zum Beispiel?“ „Och, das kann viele Gründe haben“, antwortete Kevin und machte es sich in Gubaccas Korb bequem. „Ich bin immer dann am Zug, wenn Gubacca viele Eindrücke zu verarbeiten hat. Die Anspannung muss raus – und dann bin ich dran.“ „Und heute?“ „Heute war ihm einfach langweilig, Biene. Zu viel Schlaf ist auch nicht gut. Ihm fehlt ein Welpenkumpel, mit dem er Grenzen testen kann.“
„Und wie lange bleibst du jetzt?“ „Mindestens die nächsten 24 Monate“, grinste Kevin. „Ob dir das passt oder nicht.“„Gubacca ist mir aber lieber als du, Kevin.“ „Kann ich verstehen“, lachte er. „Aber dann sorge einfach dafür, dass ich so wenig wie möglich rauskomme.“
„Und wie?“ „Das habe ich dir doch schon erklärt, Biene. Bleib ruhig, wenn Gubacca nicht so reagiert, wie du es dir wünschst – aber zeig ihm klar, was du willst. Sei beharrlich. In jedem Gos steckt ein kleiner Ziegenbock – da musst du lästig wie eine Schmeißfliege sein.“ „Das reicht schon, Kevin? Dein Erfolgsrezept klingt fast zu einfach.“ „Na ja“, grinste er, „ein bisschen Spaß möchte ich ja auch noch haben. Wäre doch schade, wenn ich gar nicht mehr vorbeischauen dürfte.“
Gewöhn dich einfach an mich und nimm die Sache auf die leichte Schulter. Mit ein wenig Humor wirst du mich in den kommenden Monate bestimmt ertragen und ich verspreche dir - dein Gubacca wird die meiste Zeit bei dir sein und ich nur ab und zu. "Versprochen Kevin?!" Versprochen Biene!" Gut dann lass auch uns beide Freunde sein und wir rocken gemeinsam die 24 Monate :-).



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