Vielleicht sollten wir uns in diesem Urlaub bei unseren Ausflügen doch vorher ein bisschen über die Gegebenheiten informieren. Herr Mini-Rütter und ich sind nämlich beim Thema Ausflugsplanung eher die Typen "Freigeister". Einfach ins Auto setzen und losfahren - wird schon passen. Das klappt vielleicht, wenn man sich ein bisschen in der jeweiligen Umgebung auskennt. Kann aber auch schief gehen, wie bei uns heute vormittag. Wir hatten gestern auf der Anreise einen wunderschönen See mit herrlichen Bergpanorama im Hintergrund gesehen und wollten dort gerne mit Gubacca spazieren gehen. Wo genau der See war wußten wir nicht. "Halt einfach ein Stück hinter der Autobahn..." - das muss doch leicht zu finden sein, waren wir der Meinung.
Vorab stand aber erst einmal tanken auf dem Programm. Bei einer Restreichweite von 80 Kilometern im Tank machte sich bei mir schon langsam ein mulmiges Gefühl breit. Ich hasse es, bis in die Reserve zu fahren, was die bessere Hälfte ganz gelassen sieht. Ganz wie bei der Formel 1 vertritt er die Ansicht, zu viel Benzin ist nur unnötiger Ballast für den Wagen. Aber zu meiner Erleichterung war eine Tankstelle schnell gefunden und mit einem vollen Tank stand dem Ausflug nichts mehr im Wege. "Einfach ins Navi als Ziel "Zuhause" eingeben, dann müssten wir ja wieder an dem See vorbeikommen", war ich der Meinung. Kamen wir aber nicht und anstatt "Seewanderung" machten wir eine erfolglose Rundreise durch die Umgebung.
Nach 40 Kilometer gaben wir es auf und ich entdeckte ein Straßenschild mit dem Hinweis zur Wieskirche. Das wäre doch auch ein tolles Ziel, schlug ich vor und wir machten uns auf den Weg dorthin. "Sonntags ist es vielleicht ein bisschen voller", dachte ich noch, aber wird schon nicht so schlimm werden. Das Verkehrschaos war riesig, als wir die Wieskirche erreichten. Eine lange Autoschlange hatte sich vor dem Parkplatz gebildet und Massen von Menschen marschierten Richtung Kirche. Was wir nämlich nicht wussten: Genau an diesem Wochenende war das Jubiläum "40 Jahre UNESCO Welterbe" der Wieskirche mit viel Tam Tam und zahlreichen Besuchern. Also wieder umgedreht und zurück zu unserem Ferienort. Warum die Ferne erkunden, wenn wir den Ort noch gar nicht kennen und siehe da, wir fanden auch sofort im Ortskern einen freien Parkplatz und Gubacca kam auch endlich aus dem Auto raus.
Und wurde nach zwei Minuten wieder in dem Kofferraum auf seine Kühlmatte "verfrachtet", weil ich dem Göttergatten helfen musste den Autoschlüssel zu suchen. In vielen Dingen unterscheiden wir uns ja gravierend, aber eine Sache haben wir (leider) gemeinsam: Wir suchen ständig und überall unseren Schlüssel. Und auch heute machte sich der Fluch der Technik dabei bemerkbar: Um den Wagen zu starten und zu fahren, reicht es vollkommen aus, wenn der Schlüssel sich im Fahrzeuginneren befindet. Nur wo war er? Anstatt endlich mit Gubacca loszumarschieren suchten wir zur zweit nach dem verdammten Schlüssel und zweifelten schon an unserem Verstand. Nach einer gefühlten Ewigkeit fanden wir ihn dann auf der Rücksitzbank zwischen unseren Taschen und es konnte endlich losgehen.
Mehr als eine kleine Runde am Lech entlang schafften wir dann aber nicht mit Gubacca. Trotz "Bäuchlein kühlen" im Wasser war es einfach zu heiß für ihn und wir fuhren wieder zurück zum Ferienhaus.
Lechbruck am See
Nachmittags machten wir uns dann noch einmal mit den Rädern auf den Weg, um den Ort zu erkunden. Lechbruck am See ist ein stattlich anerkannter Erholungsort und liegt im Ostallgäu, direkt - wer hätte das gedacht - am Lech. Mit seiner Lage auf 737 m Höhe am nördlichen Alpenrand, hat der Ort eine lange Flößertradition und bezeichnet sich auch als "Flößerdorf".
Der Lech ist einer der letzten Wildflüsse Europas wird auch als der "letzte Wilde" bezeichnet. Er entspringt im österreichischen Vorarlberg und fließt dann durch Tirol und Südbayern bis er schließlich den Lechfall in Füssen erreicht, wo er dann ein letztes Mal seine Kraft und seine "wilde Seite" demonstriert. Seine tolle Farbe - er schimmert in einem wunderschönen türkis bis jadegrün - hat er seiner außergewöhnlich niedrigen Wassertemperatur und seinem hohen Mineralstoffgehalt zu verdanken.
Landschaftlich gesehen hat Lechbruck am See eine tolle Lage und es gibt zahlreiche schöne Stellen zu entdecken. Mein Favorit war auf unser Besichtungstour der "Wasserfall Lechbruck". Ansonsten empfinde ich den Ort eher als unspektakulär in Sachen Geschäfte und Lokale. Bisher haben wir Lidl und zwei Supermärkte entdeckt, es gibt ein Bekleidungsgeschäft, eine Eisdiele und einige kleine Lokale mit Außenterrassen. Für Spaziergänger ist Lechtbruck am See ein Paradies. Zahlreiche schöne Wege, die ausschließlich für Fußgänger bestimmt sind, führen direkt am Lech entlang. Es gibt überall Bänke zum Sitzen und keine Radfahrer für die man zur Seite springen muss. Auf der einen Seite toll, aber wenn man selbst mit dem Rad unterwegs ist und sich die schmalen Straßen mit den vielen Autofahrern teilen muss, wünscht man sich doch einen Radweg. Die sind im Ort "Mangelware" und fehlen meiner Meinung nach.
Vom Preisniveau kann Lechbruck aber eindeutig mit den beliebten Touristenorten mithalten. Für eine Portion Pommes mit Tütchen Mayo haben wir heute über 4 Euro bezahlt und bei 1,80 Euro für eine Kugel Eis musste ich doch im ersten Moment schlucken. Aber dafür war das Parken bisher im Ort überall kostenlos und das ist ja auch keine Selbstverständlichkeit. Hunde sieht man viele - was bestimmt auch an den angrenzenden Campingplatz liegt. Der Trend geht auch hier zum "Rüden" - bisher haben wir erst ein Mädel getroffen. Dafür aber sehr viele große männliche Exemplare, die wie Gubacca etwas bellfreudiger bei Begegnungen sind. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass ein ruhiger Ferienort die beste Garantie dafür ist, auf Hunde zu treffen, die nicht gerade "everybodys Darling sind. Von daher bin ich über die Leinenpflicht, die wir hier haben nicht unglücklich. Gubacca ist trotzdem mit sich und seiner "Urlaubwelt" sichtlich zufrieden. Nur 2 Minuten von unserem Ferienhaus entfernt ist für ihn eine ruhige Badestelle, wo es sich bei der Hitze heute herrlich abkühlen konnte.
Von daher - alles richtig gemacht Herr Mini-Rütter - wir fühlen uns sehr wohl und freuen uns darauf morgen mehr von der Umgebung zu erkunden. Meine Wunschliste mit Ausflugszielen ist lang, so dass uns bestimmt nicht langweilig wird.
Jetzt lasse ich aber erst einmal gemütlich den Abend auf dem Balkon ausklingen und mache Schluss mit dem Reisetagebuch für heute.
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Liebe Grüße
Bine & Gubacca