Lechbruck am See | Schloss Neuschwanstein & Schloss Hohenschwangau

Juni 25, 2023

Was darf in keinem Allgäu-Urlaub fehlen?! Richtig - Schloss Neuschwanstein! Das Märchenschloss zieht jährlich  knapp 1,5 Millionen Menschen aus der ganzen Welt an und inspirierte sogar Walt Disney bei seinem Cinderella-Schloss. Aber ich muss gestehen, bei mir ist der Funke heute nicht so ganz übergesprungen. Wahrscheinlich war meine Erwartungshaltung einfach zu hoch und ich hatte schon zu viele tolle Bilder von Schloss Neuschwanstein und der Marienbrücke gesehen.


Vielleicht lag es aber auch einfach an den Begleitumständen. Im Nachhinein frage ich mich echt, wie wir auf die Idee kommen konnten, so einen Touristenmagneten an einem Sonntag zu besuchen. Aber wir waren nach den Erfahrungen der letzten Tage übermütig geworden. Unser Tegelberg-Ausflug an einem Samstag, war ja gestern auch  ein voller Erfolg und die von mir befürchteten Menschenmassen blieben aus. "An so einem heißen Sommertag ist es nach 16 Uhr bestimmt schon leer!", meinte der Göttergatte daher heute morgen beim Frühstück. Wie falsch diese Einschätzung war, sollten wir auf der Hinfahrt  schnell merken.  Eine  lange Autoschlange zog sich in  Richtung  der Parkplätze "Königsschlösser". 

Meine Devise beim Parken lautet immer "lieber ein Stückchen laufen, aber wir müssen nicht ins Getümmel fahren". Mit dieser Einstellung liege ich oft richtig, aber diesmal war es nicht die beste Entscheidung. Denn der erste von uns angesteuerte Parkplatz war schrecklich überfüllt und nur mit Mühe fanden wir eine Parklücke, bei der man überhaupt die Autotür öffnen konnte. Die Stellplätze waren mit Randsteinen begrenzt und für die heutigen, überwiegend großen Autos sehr knapp bemessen. Aber bei 10 Euro Parkgebühr rechnet sich jeder  Zentimeter für den Betreiber.



Von unserem Parkplatz (P1) aus war es aber trotzdem nicht weit zu laufen und wir standen kurze Zeit später schon  im Getümmel zwischen Imbiss, Souvenirläden und dem Ticketcenter.  Wobei die Parkplätze P2 und P3, die noch  zentraler lagen, deutlich leerer waren als unsere "Sardinenbüchse". Was sich für mich auf den ersten Blick überhaupt nicht erschloss: Wo geht es zum Schloss Neuschwanstein?  Während ich schon auf und dran war in die falsche Richtung zu laufen, hatte mein Göttergatte ganz andere Sorgen. "Habe ich mein Autofenster geschlossen?", kam auch prompt von ihm. Ich verkniff mir ein "Typisch" - schließlich bin ich  die Meisterin der Vergesslichkeit und suche ständig etwas  - was auch nicht viel besser ist. Da ich von ihm häufig Fragen wie "Habe ich das Auto abgeschlossen" gestellt bekomme, beantworte ich diese mittlerweile schon automatisch  mit einem "Ja hast du", ohne nachzudenken. Aber heute halfen keine Beruhigungsversuche und Herr Mini-Rütter machte sich wieder auf den Weg zum Auto. 

Ich wartete währenddessen und staunte über die Menschenmengen, die hier unterwegs waren. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich dann aber doch unruhig und fragte mich "Wo bleibt er bloß?"  Bis zum Parkplatz war es doch nicht weit gewesen. Vorsichtshalber warf ich einen Blick auf mein Handy. 6 Anrufe in Abwesenheit. "Versuche in der Not Bine zu erreichen...", sage ich nur! Jeder der mich kennt, weiß, dass man mich fast nie ans Handy bekommt. Ich bekam einen riesigen Schrecken und sah schon mein Auto beschädigt oder andere Katastrophen vor mir. Letztendlich hatte sich mein lieber Göttergatte aber einfach nur verlaufen und fand unser Auto nicht wieder. Er hatte ohne es zu merken den falschen Parkplatz angesteuert. Na zum Glück fand er dann wenigstens mich wieder und gemeinsam konnten wir uns dann davon überzeugen, dass alle Autofenster geschlossen waren. Nach dieser Verzögerung  liebäugelte ich kurzfristig  damit, mit dem Bus zum Schloss hochzufahren, aber bei der langen Schlange, die schon wartete, machten wir uns zu Fuß auf dem Weg nach oben.



Schloss Neuschwanstein

Der 1,5 Kilometer Fußweg zum Schloss hatte es bei 30 Grad in sich und zog sich in  die Länge. Eigentlich bin ich ja von meinem Besuchen im Hessenländle meiner Meinung nach "Gipfel erprobt", aber heute kam es mir vor, als ob ich die einzige wäre, die sich mit hochroten Kopf, die teilweise recht hohe Steigung, hoch kämpfte. Angeben war der Fußweg  mit zwischen 30 und 45 Minuten, je nach Kondition.  Besonders sehenswert fand ich die Strecke nicht. Ich hatte gehofft, immer wieder mal einen Blick auf Schloss Neuschwanstein werfen zu können, aber bei dem ersten Blick den ich auf das Schloss erhaschen konnte, stand ich schon fast davor. Das machte es auch so schwierig mit dem Handy dort schöne Bilder hinzubekommen.





Zum Schloss hochlaufen und sich dann spontan entschließen an einer Führung teilzunehmen - das geht leider nicht bei einer solchen Touristenattraktion. Die Eintrittkskarten muss man vorab unten an dem Ticketcenter kaufen und es ist auch nicht gesagt, dass man noch welche bekommt.  Wir hatten aber eh nicht vor, Schloss Neuschwanstein von innen zu besichtigen, nachdem ich im Internt gelesen hatte, dass man mehr oder weniger nur  im flotten Tempo durch die Räume gelotst wird und man auch nicht fotografieren darf.  Auf YouTube gibt es eine tolle Dokumentation "Bayern erleben: Schloss Neuschwanstein - Vom Mythos zur Marke Doku (2019)" und dort wird u.a. auch beschrieben welche Auswirkungen die vielen Menschen auf das Schloss haben. Danach sieht man dann aber auch vieles mit anderen Augen und versteht, warum Führungen nicht anders durchgeführt werden können. Solltet ihr euch auf jeden Fall anschauen.


Beim Anblick der vielen Menschen rund um Neuschwanstein, machten wir uns  direkt weiter auf den Weg zur Marienbrücke und beschlossen, uns das Schloss auf dem Rückweg näher anzuschauen. Wobei viel zu sehen gibt es eigentlich nicht, da man auch für den Schlossinnenhof die Eintrittskarte benötigt. Vom Schloss Neuschwanstein zur Marienbrücke waren es knapp 15 Minuten zu laufen und die Vorfreude gleich auf der berühmten Brücke zu stehen, verlieh der Bine wieder Flügel. Wir hatten auch Glück: So voll war es auf der Marienbrücke nicht und ich sah schon die tollen Bilder von mir und dem Märchenschloss im Hintergrund, geistig vor mir. Da hatte ich die "Rechnung aber leider wieder  ohne den Wirt" gemacht, wie man so schön sagt. Ich sage nur die bekannte "Höhenangst" von Herrn Mini-Rütter. Während ich  für ein spektakuläres Foto so ziemlich alles mache würde und mein Gehirn aussetzt, streikte der potentielle Fotograf und setzte keinen Fuß auf die Marienbrücke. Pech gehabt Bine.



Die Marienbrücke

Die Brücke, die nach Königin Maria benannt wurde, verläuft über die Pöllatschlucht  und ist einer der beliebtesten Aussichtspunkte, um Schloss Neuschwanstein zu fotografieren.  Ursprünglich hatte König Maximillian II 1845 hier einen hölzernen Reitersteg bauen lassen. Besonders stabil war er wohl nicht - er wurde schon wenige Jahre später erneuert. In 1866 wurde er dann gegen eine filigrane Eisenkonstruktion ausgetauscht. 1984 wurden die Träger erneuert und die Brücke restauriert, aber das Gelände, dass ihr unten auf dem Foto seht,  ist bis heute im Original erhalten geblieben.





Ihre wahre Schönheit zeigt die Marienbrücke aber für mich, wenn man sie von weiten sieht. Erst dann nimmt man bewusst war, dass sie sich 90 Meter über der Pöllatschlucht befindet und man kann die Konstruktion bewundern. Aber eine traumhafte Aussicht auf das Schloss Neuschwanstein  hat man von dort! Vor allem, wenn man das Glück hat, wie ich heute, dass nicht viele Menschen auf der Brücke sind.






"Sollen wir wirklich  den Berg wieder hochlaufen, um uns Schloss Neuschwanstein noch einmal anzuschauen?" Bei dieser Frage war mein Göttergatte und ich uns ausnahmsweise mal sofort einig: "Nein" und  wir liefen lieber zum Bushalteplatz weiter. Bis zur Haltestelle waren es nur 5 Minuten und wir mussten nur den Menschenmassen folgen, aber danach gestaltete sich die Situation schon schwieriger. Wir hatten keine Lust auf den nächsten Bus zu warten und wollten weiter zu Fuß  laufen. Endlich entdeckte ich auch ein Hinweisschild "Zu den Parkplätzen" und wir marschierten los. Nach einiger Zeit  wurde mir dann doch etwas mulmig. "War der Weg wirklich richtig?" Auf der gesamten Stecke war uns noch niemand begegnet!




"Lass uns lieber umdrehen und zurücklaufen!", meinte der Göttergatte. "Nochmal die ganze Strecke steil nach oben zurück? Niemals!" Hoffentlich war das die richtige Entscheidung, dachte ich insgeheim.  Mit meinem Orientierungssinn steht es ja nicht zum Besten und ich sah uns schon stundenlang durch den Wald irren. Dann wäre der steile Anstieg zurück das geringere Übel gewesen...




Schloss Hohenschwangau

Aber wir hatten Glück -  wir waren richtig. Der Weg führte zwar nicht direkt zu unserem Parkplatz, aber dafür Richtung Schloss Hohenschwangau, das wir uns dann auch noch (ungeplant) anschauen konnten. Schloss Hohenschwangau wurde von der bayerischen Königsfamilie als Sommer- und Jagdresidenz genutzt. Ursprünglich gehörte es bis in das 16. Jahrhundert den Rittern von Schwangau. Das Schoss wechselte häufig den Besitzer und wurde während der Napoleonischen Kriege stark beschädigt. König Ludwigs II Vater, der spätere König Maximilian II erwarb es 1832 und ließ es im neugotischen Stil unter der Leitung von Domenicl Quaglio wieder aufbauen. König Ludwig II verbrachte hier seine Kindheit. (1)




Mir hat  das romantische  Sommer- und Jagdschloss sehr gut gefallen und ich fühlte mich mehr wie in Italien, als in Bayern. Mit Bayern verband ich bisher immer eher die Lederhosen und die Schweinshaxen, aber nicht diesen mediterranen Flair. In Kombination mit der herrlichen Bergkulisse. den strahlend blauen Himmel und dem Alpsee in der Nähe - einfach traumhaft.







Bei Schloss Hohenschwangau gilt  genauso wie bei Schloss Neuschwanstein: Eintrittskarten muss man vorab beim Ticket-Center kaufen - spontane Besichtigungen sind nicht möglich. Aber allein der schöne Innenhof und die tolle Aussicht  sind sehenswert und für mich ein absolutes "muss", wenn man hier in der Region Urlaub macht. Nur vielleicht nicht gerade an einem Sonntag nachmittag... Wobei es hier am Schloss Hohenschwangau sogar  relativ leer war - kein Vergleich zu dem Trubel am Schloss Neuschwanstein.





Dabei hat mir Hohenschwangau sogar besser gefallen, als Schloss Neuschwanstein, wo der Funke bei mir ja nicht so richtig übergesprungen ist.  Natürlich war der Blick von der Marienbrücke auf das weiße Märchenschloss beeindruckend und um welches Schloss gibt es so einen Mythos?! Aber beim nächsten Mal würde ich den Ausflug anders planen. Anstatt vom Parkplatz den überfüllten Aufstieg zum Schloss Neuschwanstein zu laufen, würde ich eine der  längeren, aber dafür auch schöneren Wanderstrecken wählen. Im Internet findet ihr hierzu viele Vorschläge, wie zum Beispiel die Rundwanderung um Schloss Neuschwanstein mit Pöllatschlucht & Alpsee. Auch den Alpsee hätten wir uns heute gerne noch  angeschaut, haben es aber zeitlich nicht mehr geschafft. 



Dieser Urlaub ist ja ein ständiges Abwägen, ob wir Gubacca mitnehmen sollen oder nicht. Teilweise wegen der Hitze, aber oft auch, weil ich vorher nicht einschätzen kann, wie stressig der Ausflug für ihn ist. Heute war ich wieder einmal echt froh, dass wir ihn nicht mitgenommen hatten. Es war auch der erste Ausflug bei dem uns keine  Hunde begegnet sind. Das war sicherlich nicht nur der Hitze geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass Hunde sowohl in beiden Schlössern, als auch im Pendelbus und den Kutschen, die hoch zum Schloss Neuschwanstein fahren, verboten sind. Auf der Marienbrücke sind Hunde erlaubt, aber wenn es dort sehr voll ist, ist das für die Vierbeiner kein Vergnügen. Von daher - eine Wanderung rund um die Schlösser mit Hund gerne! Aber wenn man sich nur die Schlösser wie wir heute anschauen möchte - lieber nicht! Abgesehen davon war Gubacca schon die Abendrunde in unserem Wäldchen zu viel - man achte auf den leidenden Gesichtsausdruck auf dem oberen Foto. Ihm hätte es vollkommen gereicht, nur zum "Bäuchlein kühlen" an die Lieblings-Badestelle zu gehen. Hoffentlich ist es morgen kühler, dass wir auch mal wieder einen "Gubacca-Tag" machen können. 


(1) Quelle: https://www.suedliches-allgaeu.de

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