Kaum hatte ich gestern meinen Blogbeitrag zugeklappt und den Urlaubspost online gestellt, wurde Gubacca unruhig. Sehr unruhig. Eine halbe Stunde vorher war ich schon zum zweiten Mal mit ihm draußen gewesen – weil er unentwegt durchs Ferienhaus tigerte. Aber draußen: nichts. Kein Drücken, kein Schnüffeln, kein Ergebnis. Dafür ein nervöses Schmatzen, kaum dass er sich wieder in seine Box gelegt hatte. Nach kurzer, gründlicher Leibeskontrolle dann die Ursache: die Daumenkralle. Verletzt, blutend – und wieder einmal ohne klaren Auslöser. Kein Aufschrei draußen, kein Humpeln, keine hochgehaltene Pfote. Einfach so. Heimlich, still und leise, wie Gubacca nun mal ist, wenn etwas zwickt. Dass ich inzwischen ein bisschen Kralle-erfahren bin, hat sich ausgezahlt: Ich hatte alles dabei – Salbe, Verband, Pfotenschutz. Ein Glück. Nach dem Verbinden wurde auch Gubacca ruhiger. Ich nicht.
Mein Gedankenkarussell drehte bis in die Nacht. Die Mischung aus Sorge und Selbstvorwurf, aus Grübeln und Erinnern an die Tierarzt-Odyssee der vergangenen Wochen ließ mich kaum schlafen. Entsprechend kurz fiel unsere erste Runde heute aus – einmal um den Block, mit müden Augen und schwerem Herzen. Strand ade.
Herr Mini-Rütter konnte sich einen Kommentar natürlich nicht verkneifen: „Ich hab doch gleich gesagt, geh nicht ständig mit ihm an den Strand. Das ist nichts mit den ganzen Steinen!“ Und ja – der Naturstrand hier ist eine Herausforderung. Glitschig, uneben, steinig. Kein feiner Sand wie in Holland. Aber ich will nicht nur in Vorsicht leben. Lebensfreude und Freiheit gehören für mich genauso dazu wie Achtsamkeit. Und manchmal passiert eben etwas. Nicht weil man fahrlässig war – sondern weil das Leben nicht planbar ist. Ich ringe oft mit diesem Spagat zwischen Schutz und Freiheit, zwischen Angst und Vertrauen. Und dann sind da noch diese völlig unterschiedlichen Reaktionen: Herr Mini-Rütter sah schon die Blutvergiftung auf uns zukommen – während ich traurig war, dass Gubacca nun nicht mehr ins Wasser darf.
Wenn ich mir Sorgen mache, werde ich unleidlich – das weiß meine Familie nur zu gut. Sorgen machen mich stachelig. Und laut. Und ungeduldig. Zum Glück zeigte sich beim Verbandwechsel heute Morgen ein besseres Bild. Weniger Schwellung, weniger Blut. Statt Schuh bekam Gubacca eine sportliche, selbstgebastelte Stulpe – fest, aber bequem. Die Spaziergänge blieben heute in der Kategorie „Bankrunden“: kurz, überschaubar, mit Ausblick. Während ich aufs Meer hinaussah, kontrollierte Gubacca mit geübtem Gos-Blick die Straße. Arbeitsteilung.
Es war kein Urlaubstag wie aus dem Prospekt. Aber einer, der bleibt. Einer, der mich daran erinnert, dass Sorgen sich auch im Urlaub nicht immer verkrümeln – aber dass man ihnen nicht alles überlassen muss.
Am besten nehmen wir uns alle ein Beispiel an Gubacca: Pfote verbunden, Bäuchlein frei – und das Leben nehmen, wie es eben ist. Vielleicht wird morgen ja einer dieser Tage, an denen man denkt: Joa. Geht doch. Auch mit angeschlagenem Hund und leicht angeschlagenem Nervenkostüm...
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Bine & Gubacca