Also gut, Leute. Ich melde mich jetzt öfter zu Wort. Es wird Zeit, dass mal jemand die Dinge aus Gos-Sicht erklärt – also aus meiner Sicht. Schließlich bin ich nicht irgendein Hund. Ich bin Gubacca. Acht Jahre geballter Charme, Erfahrung und … na ja, temperamentvolle Lebensfreude mit Charakterausbruchspotenzial.
Fangen wir mit einem Thema an, das bei uns regelmäßig für Gesprächsstoff sorgt: die Leine. Ich mag Klarheit. Ich bin ein Hütehund – Struktur liegt in meiner DNA. Ich liebe es, wenn Aufgaben klar verteilt sind, wenn Regeln Sinn ergeben und wenn ich weiß: Was genau ist hier eigentlich gerade meine Aufgabe? Und dann kommt da diese Leine.
Sie verbindet mich mit meinem Menschen. Ich kann sie nicht ignorieren. Ich soll sie nicht ignorieren. Und doch ist es ein ständiges Rätselraten, was sie nun wieder bedeutet. Einmal hängt sie locker – ich denk: „Alles klar, Eigenverantwortung. Ich such mir mal den besten Weg.“ Dann plötzlich: Ruck. Bei Fuß. Das ist, als würdest du erst sagen, die Klasse darf frei schreiben – und mitten im Text heißt es plötzlich: „Diktat!“ Inkonsequent? Nein – menschlich verwirrt.
Ich geb’s ja zu: Es ist nicht einfach für euch. Ihr wollt uns Freiraum geben, aber Kontrolle behalten. Ihr möchtet, dass wir entspannt laufen – aber bitte genau auf eurer Höhe. Ihr habt gute Vorsätze – und dann kommt euch der Alltag dazwischen.
Mein Frauchen zum Beispiel hat da ihren ganz eigenen Stil: Wenn sie gedanklich beim nächsten Blogtext ist, läuft alles wunderbar. Ich kann schnüffeln, den Takt bestimmen, einfach Hund sein. Ich bin dann quasi ihr Spazier-Ghostwriter. Aber wehe, sie nimmt sich vor, dass ich heute bei Fuß laufen soll. Dann wird’s zäh wie Kaugummi im Fell. Dann wird gestoppt, gezupft, korrigiert. Ich zieh ja nicht. Ich führe. Das ist ein feiner Unterschied.
Flexileinen: Guter Witz.
Wir hatten so ein Teil. Kurz. Sehr kurz. Das Problem ist nicht die Technik – es ist die Illusion, man hätte Kontrolle. Acht Meter sind für Hunde wie mich kein Spielraum, sondern ein Katapult. Ich seh was – zack, schieß ich los. Nur leider hängt da hinten jemand dran. Und das mit Nachdruck. Bine hat durch mich einiges über Physik gelernt. Hebelwirkung zum Beispiel. Je länger die Leine, desto größer die Kraft. Und wenn ich plötzlich stoppe? Dann stoppt sie nicht. Zumindest nicht sofort.
Leder, Stil & Realität
Wir hatten auch Stil. Echt jetzt. Schicke braune Lederleine. Passendes Halsband. Ich sah fantastisch aus – wie so ein urbaner Großstadthund mit Latte-Macchiato-Abo. Aber auf matschigem Waldboden bringt das alles nix, wenn die Leine flutscht. Also kam sie – die rutschfeste, stabile Lösung. Weniger schick. Aber sicher. Und ehrlich? Das zählt.
Die Sache mit der Länge
Meine Leinenlänge? Tagesformabhängig. Also ihre. Wenn Bine in Gedanken ist, läuft’s am besten. Dann ist die Leine locker, ich hab Freiraum – und wir beide sind im Flow. Aber wenn sie sich vornimmt, dass heute ernsthaft Leinenführigkeit geübt wird … dann wird’s anstrengend. Für uns beide.
Und genau da zeigt sich, was die Leine eigentlich ist: ein Seismograph für unsere Verbindung. Wenn die locker ist – sind wir es auch. Wenn da Spannung drauf ist – dann stimmt oft auch innerlich was nicht. Bei ihr. Bei mir. Bei uns. Die Leine lügt nicht.
Ein Hoch auf Konsequenz
Was richtig gut klappt: Ich laufe nur auf einer Seite. Und wechsle auf Kommando. Da hat Bine sich wirklich mal reingehängt. Hat sich ausgezahlt. Sieht gut aus, macht Eindruck. Ordnung im Straßenbild. Läuft bei uns.
Herr Mini-Rütter
Und dann gibt’s da noch Herrchen. Bines bessere Hälfte. Oder sagen wir: den diplomatischeren Teil. Ich nenn ihn liebevoll Herr Mini-Rütter. Der lässt sich führen. Im wahrsten Sinne. Ich geb Tempo und Richtung vor – er folgt. Kein Gemecker, kein Ziehen an der Leine. Ich darf entscheiden. Wann, wohin, wie schnell. Und glaubt mir – das genieße ich. Ich mag ihn. Er ist unkompliziert. Mein persönlicher Assistent mit Leckerli-Tasche.
Was den Gos so besonders macht
Wir Gos d’Atura Català haben eine besondere Sicht auf die Welt – und die hört nicht an der Leine auf. Wir reagieren nicht auf Befehle, wir reagieren auf Stimmung. Wenn du klar bist, sind wir es auch. Wenn du zögerst, übernehmen wir. Nicht aus Trotz. Sondern weil jemand den Job ja machen muss.
Wir sind geborene Mitdenker. Nicht Mitläufer. Wir entscheiden mit – ob’s passt, was da vorne passiert. Wir lesen Bewegungen, Körperspannung, Blickrichtung. Und manchmal treffen wir unsere eigenen Entscheidungen, weil eure einfach … sagen wir: ausbaufähig sind. Andere Hunde fragen: „Wie hoch soll ich springen?“ Ein Gos fragt: „Warum eigentlich?“ – und wartet auf eine Antwort, die Hand und Pfote hat.
Wir merken sofort, wenn du innerlich wackelst. Noch bevor du es selbst merkst. Dann übernehmen wir. Nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Einer muss ja. Und wenn uns was komisch vorkommt – ein Mensch, eine Ecke, ein Geräusch – stellen wir uns in den Weg. Blockieren. Starren. Nein, das ist kein Trotz. Das ist Schutzdienst im feinen Maßanzug.
Wir erkennen Situationen. Orte. Menschen. Und unterscheiden. Straße ist nicht gleich Wald. Zuhause ist nicht gleich Oma. Und je nachdem, was wir lesen, verhalten wir uns. Mal kooperativ. Mal skeptisch. Mal souverän. Immer bewusst.
Versteht ihr, was das heißt?
Wenn ihr Menschen schon beim lockeren Leinelaufen scheitert – wie wollt ihr dann in anderen, wichtigeren Situationen führen? Uns Sicherheit geben? Entscheidungen treffen, wenn’s ernst wird? Die Leine ist kein Übungsfeld. Sie ist ein Spiegel.
Ein persönlicher Moment
Neulich. Eine tiefe Pfütze. Früher hätte Bine mich da zurückgerufen. Ich wäre brav drumrum. Heute? Sie sagt nix. Guckt nur. Und ich? Ich flieg da durch wie ein Welpe. Platsche, spritze, jubele. Und sie? Lacht. Freut sich. In solchen Momenten sind wir verbunden. Ohne Kommando. Ohne Kontrolle. Einfach, weil wir uns verstehen. Da braucht’s keine Leine – nur Vertrauen. Und ich merke: Manchmal ist das Leben an der Leine gar kein Drama. Wenn man gemeinsam läuft. Nicht nebeneinander, sondern miteinander.
Bis zum nächsten Mal. Dann erklär ich euch vielleicht, warum das Sofa kein Möbelstück, sondern ein diplomatischer Sonderbereich ist. Oder wieso Teppiche politische Zonen sind.
Euer Gubacca
Leinenprofi. Stilsicher. Meinungsstark.
2 Kommentare
Du hast so eine tolle, lockere und witzige Art zu Schreiben und hast es genau auf den Punkt gebracht. Ich musste durchweg schmunzeln und habe mich und Roxy direkt in diesem Verhalten erkannt. Freue mich schon auf die nächsten Beiträge. LG Jutta mit Roxy 🐾
AntwortenLöschenDanke für deine liebe Rückmeldung! Ich habe mich riesig darüber gefreut!
LöschenLiebe Grüße Bine & Gubacca
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca