1206. - 1209. Tag | Hundeerziehung ohne Sitz, Platz und Bleib?

August 29, 2020

Es gibt auf dem Blog  einige Wortkreationen, die sich wie ein roter Faden durch die Beiträge  ziehen. Zwerg-Riese und Kevin gehören zum Beispiel dazu, sowie mein geliebtes besterzogenster Gos ever, ever. Wobei ich immer wieder erstaunt bin, wie kritisch gerade dieser Begriff wahrgenommen wird.  Möchte ich einen perfekt dressierten Hund an meiner Seite?  Nein, da kann ich alle Skeptiker beruhigen. Meine Wünsche gehen in eine ganz andere Richtung. Wir verbinden nur mit dem Begriff "Erziehung" automatisch Befehle wie "Sitz", "Platz" und "Fuß".



Das wurde mir noch einmal bewusst, als ich vor kurzem vom Kosmos-Verlag das Buch "Hunde erziehen - mit der 5er Basis" als Rezensionsexemplar zugeschickt bekam.  Für mich war der  Autor Kai Hartmann  schon nach wenigen Seiten ein echter "Bine-Versteher". Er beschreibt in seinem Buch exakt wie ich mir einen bestererzogensten Gubacca ever, ever immer vorgestellt habe.

Ein Hund...
  • der auch in fremden Situationen ansprechbar bleibt und der überwiegend ohne Leine laufen kann. 
  • für den es kein Problem ist zur Ruhe zu kommen, wenn ich zum Beispiel mit ihm in einem Cafe sitze.   
  • der stundenweise zu Hause alleine bleibt oder auch mal im Auto auf mich wartet.
  • und der sich in seinem Verhalten sicher stoppen lässt.
Beim Lesen hatte ich schon fast das Gefühl, dass dieser Ratgeber speziell nur für meine Wünsche geschrieben wurde. Um sein Konzept zu verstehen, muss man sich zuerst bewusst machen, was Erziehung eigentlich ist und wo die Grenzen zur Ausbildung liegen. Mir fällt dazu sofort ein "Junghund-Erziehungskurs" ein, den ich vor Jahren mit Chiru besucht hatte. In 12 Stunden wurde mit uns bzw. den Jungspunden "Sitz", "Platz" und "Bleib" trainiert. Der krönende Abschluss war dann das exakte bei Fuß gehen, woran ich damals scheiterte. Was uns dort beigebracht wurde, waren klar definierte Bewegungsabläufe, die dann unter ein Signal gestellt wurden. Für den "Bineversteher", Kai Hartmann, zählt das zur "Ausbildung" eines Hundes. Solche Übungen können sinnvoll für viele Bereiche sein, haben aber mit Hundeerziehung nicht viel zu tun. Das deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen, die ich in diesem"Junghunderziehungskurs" mit Chiru machte. Für unseren Alltag haben mir diese Übungen kaum geholfen. In unserer Familie waren meine "Chiru-Anekdötchen" schon immer ein "Running-Gag". Der Hund, mit dem ich die meisten Kurse besucht habe, hörte am wenigsten auf mich.



Auch Gubacca  zeigt oft ein einstudiertes Verhalten. Das ist mir beim Lesen des Buches noch einmal richtig bewusst geworden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Seitenwechsel beim Spaziergang. Er kennt genau die Stellen wo ich ihn von meiner Lieblingsseite "links" nach "rechts" schicke. Ich bin für ihn genau berechenbar und mit seinem gut ausgeprägten "will to please" (dem Wunsch zu gefallen), möchte er es mir natürlich auch recht machen. An und für sich ja schon einmal etwas tolles. Dumm daran ist nur, dass er sich nicht an mir orientiert und die Verantwortung abgibt. Für ihn ist es ein "Kunststückchen", das er gerne zeigt, wenn es seine "Bine" glücklich macht und er seine "Pflichten" darüber nicht vernachlässigt. Ansonsten ist er auch blitzschnell in der Lage die Situation zu übernehmen.

Erziehung ist für den Buchautor zum Beispiel die Vermittlung von Grenzen und Regeln. Aber auch, dass wir es schaffen für unseren Hund der Mittelpunkt zu sein und das soziale Miteinander. Ich muss zugeben, auf den ersten Blick sind das die typischen Schlagwörter, die man fast in jedem Erziehungsratgeber findet. In der Regel habe ich dann schon ein Grinsen im Gesicht und denke: Hört sich ja alles toll an, aber wie schaffe ich das? Ich möchte nicht nur meine Probleme unter die Nase gerieben bekommen, sondern auch den Weg gezeigt bekommen, wie ich es ändern kann.  Das Buch verspricht schon auf der ersten Seite genau das was ich mir wünsche:

"Klar kommunizieren, freudig erziehen, verlässlich führen.
Vom Müssen zum Wollen" 

Das ganz nur in fünf Schritten - das hört sich schon fast zu schön an um wahr zu sein. Aber meine Neugierde war geweckt. Draußen regnete und stürmt es  - perfektes  "Sofa-Wetter"  und ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen.



Nach dem Konzept von Kai Hartmann benötigt man in der Hundeerziehung nur fünf Dinge, damit ein Hund mit seinem Menschen harmonisch durch die Welt geht:

Die Ansprechbarkeit, das Stehen, das Gehen, die Distanz und der Abbruch.
Kein Sitz, kein Platz, kein Bleib! Reicht das wirklich aus? Ich musste sofort an Lottchen und meinen Vater denken. Lottchen beherrscht vielleicht nicht so "wichtige" Kunststücke wie "Spielzeugkiste einräumen" und  verwechselt auch mal gerne Sitz und Platz. Aber sie kann fast überall ohne Leine  laufen. Sie orientiert sich genau an meinen Vater und ist jederzeit abrufbar.  Von daher spricht für mich vieles dafür, dass die Kunstücke zwar eine tolle geistige Auslastung sind, die fünf Basics aber vollkommen ausreichen würden.
 


Kaum hatte ich das erste Kapitel gelesen, hatte ich auch schon den Drang sofort mit Gubacca loszulegen. Meine schnelle Begeisterungsfähigkeit für neue Sachen ist ja manchmal Fluch und Segen zugleich. Aber ich muss einfach immer alles  sofort ausprobieren. Manchmal leider auch etwas planlos und ohne Gesamtkonzept, weil ich immer sehr schnell zum Ziel kommen möchte. Zum Glück ist das Buch so aufgebaut, dass man schon nach wenigen Seiten mit der ersten Übung "Ansprechbarkeit" beginnen kann. Mit dieser Übung soll man erreichen, dass der Hund jederzeit auf seinen Namen reagiert. So hatten Gubacca und ich dann auch schon sofort auf unseren nächsten Spaziergang etwas zum Ausprobieren. Das gesamte Buch ist sehr gut aufgebaut und Schritt für Schritt führt der Autor die Leser durch sein Konzept. Die einzelnen Trainingsabschnitte werden auch noch einmal mit Hilfe von Fotos beschrieben, was ich immer sehr hilfreich finde.

Viele Wege führen nach Rom und Kai Hartmann,  der Autor des Buches, hat das Rad sicherlich nicht neu erfunden, wie man so schön sagt. Trotzdem gefällt mir die Idee, die hinter seinem Trainingskonzept steht,  sehr gut.



                                  "Kommunikation ist alles und ohne Kommunikation ist alles nichts."


Kommunikation ist für mich ein Kernpunkt, der hinter diesem Konzept steht. Durch die Übungen lernen die Hunde nicht nur mit uns in Kontakt zu bleiben, sondern auch sich mehr an  uns zu orientieren. Das Basis Training ist aber keine Einbahnstraße, sondern zeigt auch uns, wie wir mehr Sicherheit und Stärke vermitteln können.  Gerade für leicht erregbare, hektische und nervöse Hunde finde ich das Konzept toll.

Für mich war das Buch eine Mischung aus Dingen die ich bereits so mit Gubacca mache und neuen Tipps. Besonders das "gemeinsame Stehen" hatte ich zum Beispiel schon mit ihm geübt. Trotzdem gab es auch in diesem Kapitel noch Feinheiten, die wir verbessern können. Und das ist für mich auch eine der Stärken, die das Buch hat.  Die 5er Basis ist kein starres Erziehungskonzept, dass man Punkt für Punkt abarbeiten muss. Egal ob mit Junghund, erwachsenen Hund oder Senior an seiner Seite - für jeden hat das Buch tolle Anregungen, die man in den Alltag einbauen kann. Ich bin von dem Buch echt begeistert und ab morgen starten wir mit der Übung "Gemeinsam Laufen". Von uns gibt es für das Buch ein Daumen hoch und ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Hinweis: Ein Rezensionsexemplar des Buches wurde mir vom Kosmos Verlag für eine ehrliche Rezension zur Verfügung gestellt.

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