1201. + 1202. Tag | Ein Tag mit dir ist mein Lieblingstag...

Für mich ist die dritte Augustwoche immer eine sehr emotionale Zeit. Vor vier Jahren mussten wir Chiru am 20. August einschläfern lassen. Zwischen seiner Krebsdiagnose und dem Abschied lag genau eine Woche. Eine Woche zwischen Fassungslosigkeit, Hoffnung, Abschied und Trauer. Es war schlimm zu sehen, wie schnell der Krebs es schafft einen Hundekörper zu zerstörren. Detlef und ich wussten, dass uns nur noch sehr wenig Zeit mit Chiru bleiben würde. Deshalb beschlossen wir, jeden Tag mit Chiru noch einmal  die Dinge zu machen, die er geliebt hatte. Wir fuhren mit ihm noch einmal nach Haltern in die Heide und waren mit ihm in seinem Lieblingswäldchen. Einen Abend war er mit uns  im Biergarten und wir beobachten zusammen den Sonnenuntergang am See.  Freitags fuhren wir noch einmal mit ihm  zum Kanal. Zum letzten Mal konnte er sich sein Bäuchlein am Wasserrand kühlen. Wir mussten ihn den kurzen Weg vom Auto bis zum Wasser tragen. Aber er war so verdammt glücklich, wie er da im Kanal stand. Er wälzte sich zum Schluss noch wie früher am Uferrand in der Matsche und  schaffte  sogar das kleine Stück  zum Parkplatz zurück. Am kommenden Tag mussten wir Chiru gehen lassen. 

Es hatte einige Zeit gedauert, bis ich nach Chirus Tod wieder zum Kanal fahren konnte. Mittlerweile bin ich wieder sehr gerne dort. Ein bisschen ist der Kanal für mich ein Symbol dafür, die Tage mit Gubacca  zu etwas ganz besonderen zu machen.

"Ein Tag mit Dir ist mein Lieblings Tag. Also ist heute mein neuer Lieblings Tag."
(aus Winnie Pooh)

Wobei mir auch bei Chiru schon immer bewusst war, wie kostbar die gemeinsame Zeit ist - auch vor dem Krebs. Darüber bin ich heute sehr froh, weil ich nie das Gefühl hatte, kostbare Zeit verschenkt zu haben.  Und  auch bei Gubacca ist es mir sehr wichtig, oft Dinge mit ihm zu unternehmen, die für ihn etwas besonderes sind. Oder,  die er einfach sehr gerne macht, wie das Schwimmen zum Beispiel. Natürlich schleicht sich auch bei uns der Alltag gerne dazwischen - so ganz leise und heimlich. In den letzten drei Wochen war mein Job sehr stressig und schnell wurde es dann "nur" die Runde bei uns im Ort. Das ist auch nicht schlimm und ich genieße die Spaziergänge trotzdem sehr mit Gubacca.  Aber diese kleinen Auszeiten vom "normalen" Alltag an denen wir bewusst etwas schönes machen,  tun uns beide sehr gut.




Und so bin ich mit Gubacca auch an Chirus Todestag zu unser Lieblingsstelle am Kanal gefahren. Wir haben beide dort gemeinsam in der Sonne gesessen und ich habe an Chiru gedacht. Gubacca hat ganz feine Sensoren Stimmungen wahrzunehmen und kann wunderbar einfach nur "bei einem sein".  Wenn er  seinen Kopf auf meinen Schoß legt und mich mit seinen braunen Augen anschaut, dann ist in diesem Moment einfach alles gut. Aber Gubacca wäre nicht Gubacca, wenn er mich nicht auch wieder zum Lachen gebracht hätte. Seine Lebensfreude im Wasser ist einfach ansteckend. Und so war es ein sehr emotionaler - aber auch ein schöner Nachmittag mit Gubacca am Kanal.

(Unheilig)