77.Tag | Nachdenkliches: Das muss Gubacca aushalten können...

Juli 26, 2017

"Das muss Gubacca aushalten können..." Diesen Satz sagte mir am Sonntag  eine der Hundetrainerin im Welpenspiel. Eine Aussage, die mich so schockiert hat, dass Gubacca den Kurs nicht weiter besuchen wird. Aber am besten fange ich erst einmal von vorne an zu erzählen. Wie ihr wisst, hatte Gubacca einen holprigen Einstieg in das Welpenspiel. In den ersten beiden Stunden raufte er sehr wild mit einem Geschwisterpaar und besonders dem gleichaltrigen Hovawart-Rüden gegenüber war er zu dominant beim Spielen. Mir war es auf der einen Seite sehr wichtig, dass  der andere Welpe keine negative Erfahrungen wegen Zwerg-Riese im Kurs macht. Aber auch Gubacca sollte lernen, dass man so nicht spielt und ich beendete die Situation immer sofort.


Ab der dritten Welpenspielstunde veränderte sich Gubacca`s Spielverhalten sehr zum Positiven. Er wurde deutlich ruhiger und fand es am schönsten gemeinsam mit einem Welpen um die Wette zu flitzen. Ein Verhalten, das ich auch schon bei ihm mit Lennox  beobachtete. Auch mit ihm mag er  "Bodenkämpfe" immer weniger und bevorzugt Rennspiele. Trotzdem blieb im Welpenspiel die Situation mit dem Hovawart-Geschwistern angespannt. Die junge Hündin hatte Gubaccas wildes Verhalten nicht vergessen und zeigte ihm deutlich, dass sie das nicht mehr duldete. Anfangs nahm Gubacca das ganze noch spielerisch hin. Rangelte mit der Hündin und ließ sie aber auch oft gewähren.

Letzten Sonntag beobachtete ich dann bei Gubacca ein Verhalten, dass mich sehr nachdenklich gemacht hat. Vor dem ersten Übungsteil dürfen die Welpen immer zu erst miteinander spielen. Kaum waren alle Hunde abgeleint lief Gubacca zu ihnen und leckte ihn den Schnauzenbereich. Kurz danach lag auch die Hovawart-Hündin wieder spielerisch auf ihn und Zwerg-Riese blieb einfach nur liegen. Ich sprach die Hundetrainerin unser Gruppe direkt auf Gubaccas Beschwichtigungen an. Ist das in  dieser Form noch normal? Ist Gubacca vielleicht mit der Gruppe überfordert? "Der hat es bestimmt wieder zu wild getrieben und entschuldigt sich jetzt", war die lapidare Antwort auf meine Frage. Schade, dass die Frau das Geschehen auf dem Platz scheinbar so wenig beobachtet hatte. Gubaccas Verhalten war eigentlich für jeden der sich ein wenig mit Hunden auskennt eindeutig. 



Bei der zweiten Spieleinheit nahm ich Gubacca dann bewusst  raus und ging mit ihm an das andere Ende des Platzes. Dort steht ein Tunnel für den Turnierhundesport und Gubacca liebt es dadurch zu flitzen. Vergnügt rannte er seine Runden bis ihn das Geschwisterpaar in dem Tunnel folgte. Schnell steckte er in der Mitte fest und konnte sich zwischen den Hovawarts nicht mehr durchschlängeln. Es kam dann zu einer Rangelei und ich bat die Besitzerinnen ihre Hunde bitte aus dem Tunnel zu holen. Beide handelten auch sofort und entfernten sich mit ihren Hunden. Wenige Minuten später kam es dann wieder zu der gleichen Situation. Gubacca rannte durch den Tunnel, die beiden folgten und ließen ihn nicht mehr raus. Endlich schaltete sich dann auch die Trainerin ein. "Das ist doch eine normale Rangelei und vollkommen in Ordnung". Ich stutzte und fragte sie daraufhin, ob es für sie wirklich in Ordnung ist, wenn drei Junghunde im Tunnel raufen, ohne das wir die Möglichkeit hätten einzugreifen. "Ja klar", war ihre Antwort. "Für mich aber nicht, weil Gubacca keine Chance gegen die beiden hat und auch nicht mit ihnen raufen wollte", entgegnete ich darauf. "Das muss Gubacca aushalten können", sagte sie dann zu mir. "Er hat ja die Möglichkeit  das Spiel durch aufquietschen zu beenden oder hätte den Tunnel meiden können, wenn er es nicht möchte." Ich muss zugeben im ersten Moment war ich sprachlos. "DAS MUSS GUBACCA AUSHALTEN KÖNNEN". "Nein, das muss Gubacca nicht aushalten können und diese Situation wird jetzt und hier beendet". Stille, drei Gesichter schauten mich fassungslos an. "Aber das war doch ein normales Spiel..." 

Ich bin mir bewusst, dass dieser Blogbeitrag nur meine eigene Wahrnehmung des Geschehens widerspiegelt. Es ist immer schwieriger mit einer Situationen umzugehen, wo der eigene Hund der Unterlegene ist. Auch ich habe beim Welpenspiel schon gedacht "Jetzt ist die aber mimosig, das war doch alles harmlos..."  Von daher mache ich den beiden Welpenbesitzerinnen auch überhaupt keinen Vorwurf. Mich hat das Verhalten der Trainerin sehr geärgert. "Schubladen denken" hat für mich auf dem Hundeplatz nicht zu suchen. Gubacca war schon lange nicht mehr der wilde Rabauke. Aber den Stempel bekam er nicht mehr weg. Ich hatte es ja schon oben geschrieben, mich haben die Beschwichtigungssignale VOR dem Spiel sehr nachdenklich gemacht. Habe ich und die Trainerin Situation  übersehen, dass Gubacca zu  diesem Mittel greift? Ein Welpe, der die Angriffe der anderen einfach "aussitzt" und sich nicht mehr wehrt? Was ist der nächste Schritt, wenn Gubacca lernt, dass Beschwichtigen und Aussitzen nicht hilft? Noch ist er sehr gelassen und entspannt, wenn er auf Raufereien keine Lust mehr hat. Aber wie lange noch, wenn man die Situation nicht für ihn beendet?  


Vielleicht interpretiere ich aber auch viel zu viel in Gubaccas Verhalten hinein. Vielleicht wollte er auch einfach nur den anderen Welpen zeigen, wie toll er sie findet. Auch das mag sein. Ich kann meinen Hund nur beobachten und versuchen die Puzzle-Teile richtig zusammen zu fügen. Aber ist es unabhängig davon richtig, drei 19 Wochen alte Junghunde, die ein angespanntes Verhältnis miteinander haben, in so einem Tunnel raufen zu lassen? Wie will eine Trainerin dort eingreifen, wenn das Spiel in Aggression umschlägt? Ist es richtig, wenn zwei Welpen auf einen einzelnen losgehen?  Unabhängig von Gubacca kann ich diese Fragen nur mit einem "nein, es nicht richtig" beantworten. Und mein Hund muss das auch garantiert nicht aushalten müssen. Ich bin für ihn verantwortlich und sonst niemand.

Für mich hat sich das Thema Welpenspiel für Gubacca erledigt. Mir hat dieses Erlebnis wieder gezeigt, wie wichtig es ist, die Verantwortung für den eigenen Hund nicht anderen zu überlassen. Macht nach dieser Erfahrung ein Welpenkurs für mich noch Sinn? Ja, auf jeden Fall. Wichtig finde ich es nur darauf zu achten, dass die Trainerinnen und Trainer auch aktiv das Geschehen am Platz beobachten. Ein schnelles Eingreifen und Beenden von Situationen sollte selbstverständlich sein. Aber gute und erfahrene Trainerinnen und Trainer ersetzen nicht meine eigene Aufmerksamkeit. In erster Linie bin auch ich für meinen Welpen verantwortlich. Natürlich ist der Ausstausch mit anderen Welpenbesitzern toll und auch wichtig, aber trotzdem sollte man die Hunde nie aus den Augen verlieren und sich selbst überlassen. Stimmen alle diese Voraussetzungen ist das Welpenspiel eine tolle Erfahrung für Hund und Menschen.

  • Share:

You Might Also Like

8 Kommentare