Unsere Woche startete sonnig – und mit einer Bine, die wie auf heißen Kohlen auf ihre Mittagspause wartete. Endlich war es so weit! Gubacca sprang ins Hundetaxi, ich aufs Rad, und los ging’s im Affenzahn zur Lieblingseisdiele. Drei Kugeln? Ach was, fünf. Es war schließlich Montag – da darf man sich ruhig mal was gönnen. Direkt danach düsten wir in den angrenzenden Park, wo ich es mir auf meiner Lieblingsbank gemütlich machte. Ja, ich weiß – sehr viele „Lieblinge“, aber hey: Die Welt ist voller Lieblinge, wenn man genau hinschaut.
Kaum hatte ich den Becher ausgepackt, vibrierte mein Handy. WhatsApp von meinem Schwesterchen – auch Eis! Nur halt in der Diätversion: drei Kugeln. Amateurin. Aber immerhin. Zwei Schwestern. Zwei Eisbecher. Zwei Städte. Und ein Lachen über die Entfernung hinweg – wie gierig die Bine wieder war.
Gubacca hatte sich wie immer so präzise unter die Bäume manövriert, dass er nach wenigen Minuten aussah wie ein getarntes Wildschwein auf Beobachtungsposten. Blätter, kleine Zweige, ein bisschen Waldboden-Deko – ich hab bis heute keine Ahnung, wie er das immer hinkriegt. Ich setze mich einfach nur hin, er dagegen verschmilzt mit der Umgebung. Aber von unserem Lieblingsplatz aus hat er alle Hunde im Blick, ohne selbst gesehen zu werden. Daher ist die Taktik von ihm wahrscheinlich kein Zufall...
Neu in unserem Alltag: Bank-Hopping – meine neueste Wortkreation. Aber es beschreibt ziemlich genau, was wir tun. Auf unseren Spaziergängen marschieren Gubacca und ich von Bank zu Bank, wie auf einer Tour durch die kleinen Ruhepole des Lebens. Hinsetzen, gucken, durchatmen. Gubacca findet’s super. Ich auch.
Vielleicht werden wir einfach älter. Oder achtsamer. Oder beides. Den Begriff „Hopping Place“ gibt es übrigens wirklich – er beschreibt die Aktivität, von einem Ort zum nächsten zu ziehen, immer derselben Art. Da war wohl jemand bei der Worterfindung genauso kreativ wie ich!
Am Dienstagmorgen kam mir dann der Gedanke: Hessenländle, Schwester, langes Wochenende – warum eigentlich nicht? Zum Glück ist sie genauso spontan wie ich mit meinen Ideen. Donnerstagmorgen – für viele vermutlich noch mitten in der Nacht – ging’s los. Punkt sechs Uhr stand ich mit Gubacca an der Garage. Zwei Stunden später waren wir da, und Micky hatte sogar schon frische Brötchen geholt. Frühaufsteherinnen unter sich. Passt.
Kaum waren wir in ihrer Wohnung, hatte Gubacca es auch schon geschafft,
auf dem Boden seine Spuren zu hinterlassen – obwohl ich ihn wirklich nur
eben mal ein paar Meter vom Auto die Straße entlanggeführt hatte. Tja,
der Gos: effizient, wenn’s drauf ankommt. Wie es sich für eine
„Lieblingsgastgeberin“ im hundelosen Haushalt gehört, stand natürlich
auch schon der Kuschelkorb im Wohnzimmer bereit. Einmal Gubacca-Wellness
bitte – läuft.
Der 1. Mai ließ im Hessenländle gleich mal alle Thermometer durchdrehen: 30 Grad! In Schwesterchens Dachgeschosswohnung eine echte Herausforderung, aber Gubacca trug’s mit Fassung. Schließlich gibt’s bei Micky das doppelte Verwöhnprogramm und mindestens die dreifache Aufmerksamkeit. Und er durfte sich vor dem – zugegebenermaßen für ihn langweiligen – Schlossparkbesuch drücken. Aber einmal nach Wilhelmstal muss für mich einfach sein.
Am Samstag stand ein besonderes Erlebnis an: der traditionelle Viehauftrieb auf dem Hohen Dörnberg. 144 Rinder durften nach dem Winter endlich raus auf die große Weide – 104 Hektar voller Kräuter, saftigem Gras und Freiheit unter weitem Himmel. Den Sommer über werden sie nun hier verbringen – als tierische Landschaftspfleger, die diese besondere Kulturlandschaft auf ganz natürliche Weise erhalten. Es war berührend zu sehen, mit welcher Lebensfreude die Tiere die Anhänger verließen. Manche zögerten noch kurz, prüften mit vorsichtiger Nase die ersten Meter – andere sprangen förmlich in die neue Freiheit und machten richtige Luftsprünge.
Man konnte dabei wunderbar beobachten, wie sozial diese Tiere sind. Rinder können lebenslange Freundschaften eingehen – und durch ihre Herdenstruktur entstehen weit weniger aggressive Auseinandersetzungen, als man vielleicht vermuten würde. Selbst die Bindung zwischen Mutter und Kalb kann ein Leben lang bestehen bleiben.
Man konnte dabei wunderbar beobachten, wie sozial diese Tiere sind. Rinder können lebenslange Freundschaften eingehen – und durch ihre Herdenstruktur entstehen weit weniger aggressive Auseinandersetzungen, als man vielleicht vermuten würde. Selbst die Bindung zwischen Mutter und Kalb kann ein Leben lang bestehen bleiben.
Ein Moment ging mir besonders nah: ein braunes Rind, das sich nach dem Aussteigen plötzlich allein wiederfand. Die Herde war schon davongestürmt – es hatte den Anschluss verpasst. Suchend drehte es sich im Kreis, lief ein Stück, blieb stehen. Als dann im nächsten Hänger die nächste Gruppe entladen wurde – helle Rinder, eigentlich eine andere Gattung – lief das braune Rind sofort auf sie zu. Und wurde aufgenommen. Ohne Zögern. Ein bisschen wie das schwarze Schaf. Nur eben in Braun. Und mit einem Happy End, das mich sofort berührt hat.
Was viele nicht wissen: Auf den Dörnberg dürfen nur weibliche Rinder. Männliche Tiere sorgen für Rivalitäten, wurde uns erklärt. An wen ich dabei sofort gedacht habe, muss ich glaube ich nicht weiter ausführen... Natürlich an Gubacca - das Rüdengehabe scheint in der "Tierwelt" häufiger vorzukommen.
Das Wetter war weniger beeindruckt von der Idylle. Kaum angekommen, fing es an zu regnen. Nicht so ein bisschen Nieselregen – nein, es musste natürlich gleich ein „bisschen“ mehr sein. Trotzdem: Es war ein schönes Erlebnis. Und wieder einmal zeigte sich, dass es oft die kleinen Dinge sind, die einen glücklich machen. Und um der Sentimentalität gleich mal ein Ende zu bereiten, kann ich noch von unserem Abenteuer Hinweg erzählen.
Denn schon der Weg zum Viehauftrieb hatte was. Oder besser: etwas von einem Irrweg. Micky hatte sich zur Reiseleiterin ernannt und hatte ihre Freundin mit Familie und mich im Schlepptau. Der Plan: gemütlich zum Viehauftrieb wandern. Die Realität: dichter Nebel, null Sicht, völlige Orientierungslosigkeit nach wenigen Minuten. Ich musste später so lachen bei der Vorstellung, wie wir stundenlang durch die Nebelsuppe irren… und dann plötzlich mitten unter 144 Rindern landen. Die hätten uns wahrscheinlich wortlos integriert. Zumindest, wenn wir weiblich genug gewirkt hätten.
Einen Tag später waren wir wieder am Dörnberg unterwegs – diesmal auf dem Alpenpfad. Ein wunderschöner Naturlehrpfad mit herrlichen Ausblicken, offenen Kalkmagerrasen und einer tollen Pflanzenvielfalt. Meine Schwester und ich sind dort schon als Kinder oft mit unseren Eltern spazieren gegangen – von daher ist es für uns immer ein Ort voller schöner Erinnerungen. Damals mit Pausen auf der Picknickdecke, heute mit Wanderschuhen und Gubacca. Beides ist schön...
Überhaupt genieße ich es jedes Mal, wenn ich bei Micky bin. Sie wohnt am Ortsrand, und Gubacca kann dort wunderbar ohne Leine laufen. Gerade jetzt, wo die Obstbäume in voller Blüte stehen, ist das ein Anblick wie aus dem Bilderbuch: weite Wiesen, blühende Bäume, ein freilaufender Gos mit nassem Fell – was will man mehr? Vor allem der Anblick später bei meiner Schwester im Wohnzimmer, wenn sich der Feld-Gos einmal kräftig geschüttelt hat...
Viel zu schnell war die Schwesternzeit wieder vorbei, und es ging zurück nach Hause. Und kennt ihr das? Man ist nur ein paar Tage weg – und trotzdem hat man das Gefühl es hätte sich Zuhause wahnsinnig viel verändert. Aber diesmal stimmte es wirklich - zack, der Frühling ist da! Die Natur ist förmlich explodiert, und ich genieße es, abends noch eine kleine Runde mit Gubacca durch die Felder laufen zu können.
Eine schöne Woche. Mit viel Eis. Mit Rindern im Nebel. Mit Herzmomenten, die bleiben. So kann es gerne weitergehen!
1 Kommentare
Es war wie immer sehr schön mit euch🥰🥰Wie immer verging die Zeit viel zu schnell.Den 🐄🐃🐂 und 🐐🐐geht es gut.Sie haben den recht nassen Almauftrieb gut überstanden und genießen die Sonne
AntwortenLöschenVielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca