Ich hab genau da gestanden. Mehr als einmal. Zum Beispiel, wenn ich mit Gubacca und seinem besten Kumpel Lennox unterwegs war. Die beiden hatten vorher auf einem eingezäunten Gelände getobt, Lennox war danach tiefenentspannt – Gubacca? Nicht mal ansatzweise. Auf dem anschließenden Spaziergang kippte plötzlich alles. Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum ging das bei Lennox und nicht bei meinem Hund? Oder diese eine Mittagsrunde vor der Arbeit, die sich tief bei mir eingebrannt hat: Alles lief ruhig – bis es plötzlich explodierte. Gubacca sprang mich an, ließ sich nicht beruhigen, ich kam keinen Schritt weiter. Ich war verzweifelt, wütend, überfordert – und musste danach ins Büro, als wäre nichts gewesen. Zuhause habe ich geweint. Nicht nur einmal.
Ruhig bleiben – so gut es eben geht
Leichter gesagt als getan, ja. Aber entscheidend. Wenn Gubacca eskalierte, half kein Schimpfen, kein „Nein!“, kein Ziehen. Ich habe irgendwann einfach aufgehört, zu reden. Nur noch durchgeatmet, innerlich runtergezählt und geschaut, wie wir möglichst schadlos rauskommen. Manchmal bin ich einfach weggegangen, wortlos. Kein Drama. Kein Kommentar.Warum das hilft: Ein Hund im Ausnahmezustand braucht keinen Gegenpol, der mit an der Stressschraube dreht. Er braucht Halt – und den kann ich nur geben, wenn ich selbst innerlich wenigstens halbwegs sortiert bin.
Reizreduktion – nicht halb, sondern richtig
Struktur statt Action
Warum das hilft: Der Gos braucht Wiederholungen, um Situationen einzuordnen. Unbekanntes wird schnell zur potenziellen Gefahr. Was vertraut ist, kann er innerlich abhaken – und sich entspannen.
Innere Haltung schlägt jede Methode
Warum das hilft: Der Gos orientiert sich an Souveränität, nicht an Lautstärke. Er reagiert auf Druck mit Gegendruck. Oder zieht sich zurück. Ruhige, klare Führung gibt ihm Halt – immer wieder.
Sensibel – aber nicht zerbrechlich
Er hält viel aus, würde sich jederzeit körperlich verteidigen und geht bei Überforderung oder Frust schnell auf 300. Dann setzt er so viele Stresshormone frei, dass er praktisch kein Schmerzempfinden mehr hat. Grenzen? Nur, wenn sie klar und verlässlich sind.
Ich musste lernen, dass Sensibilität nicht heißt: „Bitte sanft behandeln.“ Sondern: „Sei eindeutig.“ Nicht laut. Nicht hart. Aber konsequent. Kein Wackeln im Blick. Kein Bitten. Kein Diskutieren. Sobald Gubacca merkt, dass er jemanden „unterbuttern“ kann, macht er das auch. Nicht, weil er böse ist – sondern weil er dann übernimmt. Grenzen setzen heißt für ihn: Sicherheit geben. Einen verlässlichen Rahmen bieten, in dem er sich bewegen kann. Nur dann kann er loslassen.
Wiederholung. Wiederholung. Wiederholung
Warum das hilft: Der Gos hat keine Standard-Checkliste im Kopf. Er ordnet Situationen individuell ein. Das braucht Wiederholungen – viele. Erst dann wird’s Alltag.
Und da muss ich ehrlich sein: Ruhiges Sitzen und Warten war – und ist – eine echte Herausforderung. Nicht für Gubacca. Für mich. Weil ich nicht gerne auffalle, wenn er bellt wie eine kaputte Sirene. Und ja: Ich habe mich von Misserfolgen abschrecken lassen. Nach einem katastrophalen Biergartenbesuch oder lauten Stadtspaziergängen hätte ich dranbleiben müssen. Bin ich aber nicht. Dieser Punkt geht an mich. Das könnte heute besser klappen, wenn ich am Ball geblieben wäre.
Hilfe annehmen – und sich nicht schämen
Natürlich ist der Austausch mit anderen, die gerade in einer ähnlichen Phase stecken, wichtig. Geteiltes Leid ist halbes Leid, und manchmal tut es einfach gut, verstanden zu werden. Aber noch wertvoller war für mich das Gespräch mit denen, die das Ganze schon durchhaben – oder sich mit den Eigenarten dieser Rasse wirklich auskennen.
Es braucht Mut, zu sagen: Ich weiß gerade nicht weiter. Aber es lohnt sich. So vieles wurde für mich klarer, als ich den Blickwinkel geändert habe – und nicht mehr nur nach schnellen Lösungen gesucht habe, sondern nach Verständnis für die rassebedingten Eigenheiten von Gubacca.
Die Wellen aushalten – statt gegen sie kämpfen
Zum Schluss: Ich bin keine Expertin
Aber ich bekomme viele Rückmeldungen von Bloglesern, die sagen: Genau so ist es bei uns auch! Und vieles, was ich schreibe, basiert eben nicht nur auf meinem eigenen Erleben, sondern auch auf diesen vielen ehrlichen Einblicken anderer.
- Reduziere Erwartungen.
- Beobachte genau.
- Handle ruhig und überlegt.
- Wiederhole, was funktioniert.
- Steh Situationen aus, statt sie zu bekämpfen.
- Und vor allem: Bleib bei dir.
Ein herzliches Dankeschön auch hier wieder an León, für die fachliche Unterstützung bei diesem Artikel :-).


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