Kapitel 6 – Rückblickend betrachtet

Mai 28, 2025

Wenn ich heute auf die letzten acht Jahre mit Gubacca zurückblicke, frage ich mich manchmal, wo die Zeit geblieben ist. Sie ist einfach davongelaufen – mit schmutzigen Pfoten, fliegenden Haaren und einem dicken Grinsen im Gesicht. Acht Jahre voller Geschichten, Herausforderungen, Zweifel – aber auch voller Wachstum, Vertrauen und Liebe.



Gubacca war – und das kann ich heute mit einem Schmunzeln sagen – der Hund, der mich von allen am meisten gefordert hat. Kein anderer hat mir so viele Nerven geraubt, so viele Tränen gekostet und mir gleichzeitig so viel über mich selbst beigebracht. Die Pubertät war bei uns kein kurzes Aufflackern. Sie war eine Serie mit vielen Staffeln – Drama inklusive. Es gab Tage, an denen ich einfach nicht mehr konnte. In die Leine beißen, mich anspringen, Ausraster aus dem Nichts – ich war müde, genervt, überfordert. Und dann wieder diese kleinen Momente, die alles veränderten: Ein Blick zurück, ein kurzes Innehalten, ein Mini-Erfolg, der mir Hoffnung gab. Nichts davon war Zufall. Es war Arbeit. Es war Entwicklung. Es war unser Weg. Rückblickend war es nicht nur Gubacca, der sich verändert hat. Ich habe mich auch verändert. Ich bin ruhiger geworden. Klarer. Habe gelernt, ihn zu lesen – aber auch mich. Ich bin gewachsen. An ihm. Mit ihm. Und wahrscheinlich auch manchmal trotz ihm.

Der große Umschwung kam mit drei Jahren. Plötzlich schien ein Schalter umgelegt. Die Extreme wurden seltener, die Ruhe häufiger. Wenn ihm heute ein Rüde schief kommt, geht er vielleicht kurz auf 300 – aber er kommt auch genauso schnell wieder runter. Und sobald der andere vorbei ist, ist es für ihn auch erledigt. Früher undenkbar. Es ist, als hätte jemand auf „Zurückspulen“ gedrückt. Der kleine Welpe von früher ist wieder da – nur reifer. Die weiche Seite, das kluge Köpfchen, sein ganz eigener Charme: Alles ist geblieben. Nur mit weniger Wahnsinn. Und viel mehr Verbindung.




Ich hätte nie gedacht, dass er mal ein – für Gos-Verhältnisse – pflegeleichter Hund wird. Aber genau das ist passiert. Nicht durch Zufall. Nicht über Nacht. Sondern durch Ausdauer, gegenseitiges Vertrauen und das unerschütterliche Gefühl: Wir schaffen das. Irgendwie. Heute ist Gubacca mehr als mein Hund. Er ist mein Weggefährte, mein Spiegel, mein Lehrer. Kein Anfängerhund, nie gewesen. Aber mein Hund. Der, der mich gebremst, gefordert, genervt – und zugleich am meisten getragen hat.

War es wirklich so schlimm, wie ich es damals empfunden habe? Ja. War es. Da hilft kein Schönreden. Aber heute weiß ich: Es hat sich gelohnt. Denn aus einem Herzenshund wurde ein Seelenhund.
Und wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es nicht ein leichterer Hund gewesen. Sondern das, was ich heute habe: Die Erfahrung, dass man an den wilden Zeiten wächst. Dass man mit ein bisschen mehr Humor, ein bisschen mehr Vertrauen und der inneren Gewissheit ganz schön weit kommt.

Achterbahn war gestern – heute fahren wir Cabrio. Zusammen. Mit Rückenwind.



Und damit endet unser Gos-ABC zum Thema "Pubertät". Ein herzliches Dankeschön für die vielen lieben Rückmeldungen zu den letzten Beiträgen. Es ist ein schönes Gefühl, dass unsere Erfahrungen heute anderen helfen, die wilden Jahre besser zu meistern. Es lohnt sich - das verspreche ich euch!

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Liebe Grüße
Bine & Gubacca