Zwischen Leo und Louis - Teil 1

Mai 29, 2025

Begleite mich in den kommenden Tagen auf eine kleine, verrückte Gedankenreise: Was würde passieren, wenn unsere Hunde wiedergeboren würden – aber nicht in ihrem vertrauten Körper, sondern… ganz anders? Was, wenn er oder sie zurückkäme - aber  kleiner, zarter, irgendwie fremd – und doch so vertraut? Dies ist eine frei erfundene Geschichte über Abschied, Sehnsucht und einen Minihund mit ganz großem Herzen. 

Leo war groß, wild, ein Gos d’Atura. Jetzt ist er Louis. Ein Mini-Yorki mit Riesengefühl im falschen Körper. Eine Geschichte über das Loslassen, den Neubeginn – und die stille Hoffnung, dass manche Verbindungen niemals reißen. Selbst dann nicht, wenn sie plötzlich ein Schleifchen tragen.

Kapitel 1 – Himmel hilf mir

Also gut. Ich bin tot. War nicht meine Idee, aber irgendwann macht der Körper halt mit fast 16 Jahren schlapp. Ich hatte ein gutes Leben. Ein würdiges. Groß. Laut. Haarig. So, wie es sich für einen echten Gos gehört. Mein Frauchen – mein Frauchen – war mein Herz. Mein Rudel. Mein Mensch. Ich hab sie bewacht, geführt, geliebt… und, ja, manchmal ein bisschen vorgeführt. Aber immer mit Stil. 

Der Abschied war schwer. Für sie. Ich hab's besser weggesteckt. Dachte ich zumindest. Denn was danach kam, war… sagen wir mal: eine Frechheit. „Sie dürfen jetzt wieder runter“, sagte dieser glitzernde Typ mit den weißen Gewändern und dem völlig unnötigen Flötenklang im Hintergrund. „Neuanfang. Neue Chance. Ganz frisch.“ „Wieder runter?“, fragte ich. „Aber nur, wenn’s Sinn ergibt. Also: großer Körper, dickes Fell, starke Stimme, intelligente Augen – Gos halt. Ich hab Standards.“ Er lächelte. So ein durchgeistigtes, allwissendes Lächeln. Ich hasse das. „Natürlich. Alles wird gut“, sagte er. Und zack – schwarzes Loch, Lichtblitz, Druck auf den Ohren. 

Als ich die Augen aufschlug, war irgendwas seltsam. Erst dachte ich, ich lieg noch falschrum im kosmischen Wurmloch. Dann kam dieser Geruch. Shampoo. Rosen. Und irgendwas nach… Plastik. Ich versuchte zu bellen – es kam ein „Yipp!“ raus.Ich blickte an mir runter. Beine wie Zahnstocher. Pfoten, so groß wie Mauseschnäuzchen. Ein Haarschnitt, für den man sich in jeder Gos-Runde entschuldigen müsste. Ich sag's, wie's ist: Ich hab geheult. Nicht laut. Echte Rüden heulen nicht. Aber innerlich hab ich geschrien. Ich mein – wer hatte sich denn DAS ausgedacht? 



„Das kann nicht euer Ernst sein.“ Ich lag in einem Körbchen. Rosa. Plüschig. Mit Herzchen. Direkt daneben stand eine Schale, auf der „Prinzessin“ stand. PRINZESSIN. Ich bin fast wieder gestorben. Mein Kopf dröhnte. Vielleicht war es ein kosmischer Scherz. Vielleicht war das hier nur ein schlechter Traum. Also rappelte ich mich auf – was sich übrigens ganz anders anfühlt, wenn man noch nicht mal ein Kilo wiegt – und wankte los. Die Welt war riesig. Der Boden rutschte unter meinen Füßen, meine Krallen klickten auf Parkett, und mein Hintern wackelte… von ganz allein. 

Ich wollte bellen. Es kam wieder dieses... „Yipp!“. Ich erschrak so sehr, dass ich nach hinten stolperte. Gegen etwas Kaltes. Großes. Ich drehte mich um. Und da war er. Der Spiegel. Und da war ich. Ich schwöre, ich hab einen halben Herzinfarkt bekommen. Mich starrte ein zitterndes, zierliches Etwas an – mit Knopfaugen, einem viel zu runden Kopf, einem – ich krieg’s kaum raus – Schleifchen im Haar. Pink. Mit Glitzer.  Ich machte einen Satz zurück. Der da drüben auch. Ich duckte mich. Der auch. Ich knurrte. Der… also ich… fiepte. Es war wie ein Autounfall in Zeitlupe. Nur schlimmer. Langsam pirschte ich mich wieder ran. Vielleicht war es ein anderer. Vielleicht war ich ja in einer Art Zirkus gelandet. Aber dann kam ich näher – und sah es: denselben Blick. Dieselbe Falte zwischen den Augen. Den Ausdruck von „Ich bin nicht hier, um zu gefallen, sondern um zu führen.“ Nur halt im Format Handgepäck. Ich war das. Ich war ein Yorki. Ein Mini-Yorki.  Ich konnte es nicht fassen. Ich habe mich hingesetzt. Ich habe mich selbst im Spiegel angesehen. Und dann habe ich beschlossen, dass irgendjemand da oben noch eine sehr ausführliche Erklärung schuldig ist. Und ein besseres Fell. 


Ein Gos im Miniformat 

Ich weiß nicht, was schlimmer war: der Moment, in dem ich mein Spiegelbild gesehen habe, oder das erste Mal, als ich laufen wollte. Also… laufen, wie ein echter Rüde eben läuft: stolz, mit Kraft in den Schultern, Blick nach vorn, der Hintern in stabiler Gos-Spannung – du weißt schon.  Nur: Mein Körper hatte da andere Pläne. Die Beine waren Wackelpudding. Die Pfoten – gefühlt – aus Marzipan. Und das Gleichgewicht… nun ja, das existierte nur auf dem Papier. Ich wollte losstapfen, majestätisch, würdevoll. Was passierte? Ich fiel. Erst auf den Po. Dann seitlich um. Und dann – ja, ich schäme mich – habe ich mich selbst angepinkelt. Nicht viel. Nur ein winziger, irritierender Tropfen. Aber das reichte. Ich war gedemütigt. 

Meine „Geschwister“ – drei weitere wuselige, quietschende Schleifenwesen – rannten kreuz und quer durch die Wurfkiste, als sei das hier ein Fest. Einer versuchte, an meinem Ohr zu nuckeln. Ich knurrte – also… ich versuchte zu knurren. Was rauskam, war ein leises, belegtes „Grk.“ Das hier war nicht mein Körper. Das war ein haariger Witz.Ich wollte bellen, ein echtes Gos-Bellen. Tief. Donnernd. Respektheischend.Ich räusperte mich – und quietschte. 




Ich quietschte. Es klang wie ein Kuscheltier auf der Flucht. So ein panisch-hohes „Jiiiik!“, bei dem selbst Quietscheentchen beleidigt weghören würden. Ich war schockiert – nicht nur von dem Geräusch. Sondern auch davon, dass es aus mir kam. Ich. Ein Gos.  Ich legte mich wieder hin. Wenn ich schon sterben musste und als Miniaturausgabe meiner selbst zurückgeschickt wurde, dann wenigstens mit Würde. Irgendwo tief in mir war ich ja immer noch ich. Ein richtiger Hund. Groß im Herzen. Klug im Kopf. Und – zumindest früher – beeindruckend in der Erscheinung. Ich würde das hier überstehen. Ich würde wachsen. Ich würde ihnen zeigen, dass in mir ein echter Rüde steckt. 

Irgendwann. Vielleicht. Aber erst mal musste ich lernen, wie man läuft, ohne umzufallen.


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Wie es weitergeht? Mit einer Begegnung, die alles verändern könnte. Sie kommt – sein Mensch. Doch erkennt sie ihn auch? Ein Blick, ein Zögern, ein leises Flattern im Herzen… und die Frage: Kann man sich wiederfinden, wenn alles anders ist?

Bereit für Kapitel zwei? Wir machen es noch ein bisschen spannend und warten damit bis morgen :-).

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2 Kommentare

  1. Sehr amüsant geschrieben, bin gespannt wie es weiter geht 🤩

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Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca