2506. Tag | Die Treue deines Hundes - ein faires Geschäft?

März 17, 2024

Jeden Morgen begleitete Hachiko sein Herrchen zum Bahnhof und holte ihn abends wieder ab. Eines Tages starb der Professor Ueno plötzlich bei der Arbeit und kam nie zurück zum Bahnhof. Doch Hachiko wartete treu und geduldig jeden Tag am Bahnhof auf seinen Besitzer, in der Hoffnung, dass er zurückkehren würde. Die Menschen, die täglich den Bahnhof passierten, waren von der Treue und Hingabe des Hundes beeindruckt und begannen, sich um ihn zu kümmern und ihn zu füttern. Hachiko wartete neun Jahre lang am Bahnhof auf seinen Besitzer, bis er schließlich im Jahr 1935 verstarb.

Ich habe jedes Mal eine Gänsehaut bei der Geschichte. Wer von uns wünscht sich nicht so geliebt zu werden? Gerade diese Treue und Anhänglichkeit macht Hunde für mich so besonders. Sie lieben uns ohne Bedingungen zu stellen. Besonders bei Hütehunden ist das "will to please" (der Wunsch seinem Menschen zu gefallen) stark ausgeprägt und sie binden sich eng an ihren Menschen.  Für uns ist das toll: Liebe ohne Gegenleistung und ohne Bedingungen? Aber wäre es nicht fairer, wenn wir uns die Liebe unserer Hunde auch ein Stück weit verdienen müssten? 





JAGDHUND REX UND SEINE FAMILIE*

Jadhund Rex -   fast immer hatte sein Herrchen, Herr Meier*, sein Smartphone in der Hand und war vollkommen in seiner virtuellen Welt eingetaucht.  Zwischendurch ein kurzer Blick zu Rex,   ein barsches "beeil dich!" und nach wenigen Minuten war der Spaziergang beendet. Rex warf seinem Herrchen  oft einen traurigen Blick zu. Er wäre gerne noch eine schnelle Runde über den Acker gerannt, aber er wusste sein Herrchen hatte wichtigeres zu erledigen...Rex* war ein "Wunschhund". Die Meiers hatten ihn sich kurz nach ihrer Hochzeit angeschafft, als sie in ihr schickes Eigenheim zogen. Gehört doch einfach dazu fanden beide: ein schönes Haus im Grünen und, weil noch keine Zeit für Kinder war, ein Hund. Ein Jagdhund sollte es auf jeden Fall sein, weil Frau Meier mit dieser Rasse groß geworden war. Dass beide berufstätig waren störte sie nicht. Hunde schlafen doch viel, waren sie der Meinung. Der Garten wurde von einem Landschaftsplaner passend zu dem modernen Design des Hauses angelegt. Verständlich, dass dort kein Platz für Hundespielzeug oder ein Planschbecken für Rex war, oder?


Direkt gegenüber von dem Garten grenzt ein kleines Feldstück, das von Hundebesitzern oft zum Spielen mit ihren Vierbeinern genutzt wurde. Mit traurigen Blick verfolgte Rex oft das muntere Treiben von seinem Platz hinter dem Wohnzimmerfenster aus.  Stundenlang wartete er sehnsüchtig darauf, dass seine Menschen endlich von der Arbeit kamen. Noch im Business Anzug ging es dann abends auch sofort mit Rex vor die Tür. Rex war die riesige Freude in seinem Hundegesicht abzulesen. Endlich waren seine Menschen wieder da und er hüpfte aufgeregt neben Herrn Meier her und suchte seinen Blickkontakt. Leider unbemerkt von Herrn Meier, der noch seine letzten Mails auf den Handy checkte... 

Ein paar Jahre später war  der gestylte Garten kaum wieder zu erkennen. Eine große bunte Schaukel und ein blauer Sandkasten ergänzten den Asien-Style. Auch Herrn Meier sah man auf einmal öfters auf dem angrenzenden Feld Ball spielen: mit seinen beiden Jungen.  Beim ersten Mal hatte ich das Gesicht ohne Handy davor, überhaupt nicht wiedererkannt. Und Rex?  Vom Garten aus beobachtet er die Ballspiele und versucht mit einem leisen Wuff auf sich aufmerksam zu machen. Anfangs als die Kinder auf die Welt kamen, veränderte sich für Rex sogar vieles zum Positiven. Frau Meier war jetzt den ganzen Tag Zuhause und endlich gab es auch für ihn größere Spazierrunden -  am Kinderwagen des ersten Kindes. Doch nach der Geburt des zweiten Jungen, war es zu stressig mit allen dreien Spazieren zu gehen. Auch auf dem Kinderspielplatz konnte man Rex nicht gut mitnehmen. Rex hatte Angst vor dem Kreischen der spielenden Kinder und bellte häufig. Also übernahm Herr Meier wieder die Gassirunden vor und nach der Arbeit: mit dem Handy am Ohr. Anfangs hatte Rex auf den Spaziergängen noch versucht möglichst lange einzuhalten. Er wusste, dass er sofort umdrehen musste, wenn er sein Häufchen gemacht hatte...

Rex liebt seine Familie sehr, dass sah man an vielen kleinen Kleinigkeiten. Er suchte häufig den Blickkontakt und Körpernähe seiner Menschen.  Unermüdlich präsentierte er seinem Herrchen große und schwere Stöcke, um auch einmal so bewundert zu werden, wie der Sohn beim Ballspiel. Zaghaft versuchte er die beiden Jungen zum Spielen zu animieren. Leider unbemerkt von seinen Menschen... Aus Rex wurde schnell ein alter und traurigen Hund.  Er wäre so gerne ein Teil der Familie gewesen. Aber er hatte es aufgeben... aus sein Augen war jeglicher Glanz verschwunden. Rex starb mit 10 Jahren. 

Seine - oder besser gesagt Familie Meier wohnt immer noch am Feldrand. Willy ist vor ein paar Monaten eingezogen. Jetzt nachdem die Kinder größer geworden sind, ist auch wieder mehr Zeit für einen Hund. Rex ist ja ab und zu etwas kurz gekommen, sagte Herr Meier kürzlich zu einem Nachbar Schön für Willy, wenn er es besser hat. Aber Rex hatte nur das eine Leben, das er mit warten und der Hoffung auf ein bisschen Liebe verbracht hat. Ihm hätte es schon gereicht ein Teil der Familie zu sein...




Auch, wenn die Geschichte von Rex erfunden ist - die Geschichte von Hachiko lebt weiter  und inspiriert Menschen auf der ganzen Welt, die Bedeutung von Treue und Hingabe zu schätzen. Würde jeder Mensch die Verantwortung für seinen Hund ernst nehmen,  wäre die Treue eines Hundes eine wunderbare Eigenschaft. Solange aber immer noch viele diese Verpflichtung einfach ignorieren, bleibt es ein sehr einseitiges und unfaires Tauschgeschäft an den schon einige Hundeseelen zerbrochen sind...

Anmerkung *:
Familie Meier und Rex sind frei erfunden und sollen bildlich für die vielen Hunde stehen, die einfach  angeschafft werden...

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Bine & Gubacca