Linas Welpen - Vor der Geburt

Ich durfte einmal meine Freundin Ursel und ihre Tibethündin zum Ultraschall begleiten und es war ein sehr emotionales Erlebnis für mich. Normalerweise verbinde ich mit Tierarztbesuchen immer nur Ängste und Sorgen, aber diese Untersuchung hat mich sehr berührt! Ich hatte richtig Tränen in den Augen, als ich die kleinen blinkenden Punkte auf dem Monitor sah. Wie überwältigend muss das erst beim eigenen Hund sein! 

Der beste Zeitpunkt für die Untersuchung liegt zwischen dem 25. und 35. Tag der Trächtigkeit. Die Embryonen sind dann groß genug, um sie zu erkennen, aber  man kann sie auch noch gut  zählen. Natürlich hätte ich euch jetzt auch gerne den kleinen Ángel in seiner Fruchblase gezeigt und hatte sogar schon überlegt einen kleinen Pfeil auf das Foto zu zeichnen. Aber ich befürchte, dass hätte mir niemand geglaubt. Wobei ich mir auch ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob diese kleine Maus im linken Kreis tatsächlich ein kleiner Welpe ist?! Bettina sagt ja, aber ich kenne auch ihre humorvolle Art und sie "vernatzt" mich auch schon mal gerne.

Ab wann beginnt ein Leben? Eine Frage die weder für uns Menschen, noch für Tiere geklärt ist. Wissenschaftliche Studien belegen aber, dass die Prägephase eines Welpen schon im Mutterleib beginnt.  Empfindet die Mutter Angst, Anspannungen oder ist gestresst überträgt sich das auch auf dem Fötus.  Dauerstress führt bereits in der Gebärmutter zu Veränderungen im Gehirn der Welpen. Die Folge sind dann oft Hunde, die mit Stress nicht gut umgehen können. Häufig ist ihre Lern- und Bindungsfähigkeit eingeschränkt. Sie reagieren aber  auch oft unpassend auf Außenreize, indem sie sehr ängstlich sind oder mit einer  übersteigerten Aggressivität. Gerade bei Rassen wie den Gos d'Atura sind das dann  mehr als ungünstige Startbedingungen in ein Hundeleben, da sie grundsätzlich schon einen höheren Erregungslevel mitbringen. 

Außerdem weiß man heute auch, dass vorgeburtlicher Stress oder eine überforderte Mutterhündin in den ersten Lebenswochen dazu führt, dass weniger Rezeptoren für das Bindungshormon Oxytocin im Welpen angelegt werden. Die Zeit vor der Geburt und die ersten Lebenswochen der Welpen sind daher auch sehr entscheidend für seine spätere Bindungsfähigkeit. Jetzt könnte man vielleicht denken, dass ein nicht ganz so anhänglicher Hund ja  kein Weltuntergang ist. Stimmt vielleicht, aber das Bindungshormon Oxytocin ist auch ein Gegenspieler der Stresshormone beim Hund. Von daher werden bereis im Mutterbauch sehr entscheidend die Weichen für das gesamte spätere Leben gestellt. Bei Linas Nachwuchs mache ich mir da aber keine Sorgen - stressfreier konnte es im Bäuchlein von Lina nicht zugehen. Und ich staune immer wieder wie ruhig und gelassen Bettina in jeder Lebenslage bleibt. 

Auch äußerlich hatte sich bei Lina in den letzten Wochen einiges getan. Die Wespentaille hatte Platz für ein rundes Schwangerschaftsbäuchlein gemacht. Rund 3,5 Kilo brachte Lina bis zur Geburt der Welpen mehr auf die Waage. Ihr kennt bestimmt das menschliche Phänomen, dass werdende Väter in der Schwangerschaft genauso zunehmen wie die Mütter. Hundeväter sind da nicht anders. Billy der Papa der Welpen gehört ja ebenfalls zu Bettinas Familie und hätte zu gerne auch das leckere und gehaltvollere Futter in seinem Napf gehabt... Da schob Bettina aber sofort einen Riegel vor... Wer aber in den kommenden Tagen und Wochen fleißig zunehmen darf, sind die kleinen "Can valents". Und so werden sie die kommenden Tage mehr oder weniger nur mit schlafen und trinken verbringen.

Auf dem Video sind die Welpen gerade zwei Stunden alt und ich finde es faszinierend wie schnell Lina in die Mutterrolle geschlüpft ist. Achtet auf dem Video auch mal auf unseren kleinen Ángel -  den Herrn Rosa ganz links im Video. So ganz hatte er das Milch-System noch nicht durchschaut und versuchte emsig bei seinem Geschwisterchen zu trinken... einfach herrlich!