Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub - aber wohin sollen wir fahren? Ihr kennt das bestimmt auch: Wenn ein Urlaub so richtig toll war, fällt es auch richtig schwer sich für ein neues Ziel zu entscheiden. Wir hatten im Allgäu so eine schöne Zeit, voller neuer Eindrücke und Erlebnisse - was kann das noch toppen? Oder zu mindestens mithalten? Eigentlich hatten wir geplant wieder nach Kamperland (Niederlande) zu fahren. Aber kennen wir dort nicht schon alles?, fragte ich mich plötzlich. Vielleicht doch noch mal in die Berge? Aber im November?! Wer weiß, ob dann nicht schon Schnee dort liegt? Als "Ruhrpottler" sind wir nicht gerade optimal für Schneeberge ausgerüstet und ich habe nur Allwetterreifen und keine Schneeketten für mein Auto. Fragen über Fragen... und das bei einem so entscheidungsfreudigen Menschen wie mir. Letztendlich fiel die Entscheidung dann zugunsten der "größten Sandkiste" Deutschlands aus - kurz SPO genannt. Wer jetzt nur viele Fragezeichen im Kopf hat - mir ging das genauso. Ich konnte mit beiden Bezeichnungen nichts anfangen. Das SPO steht für St. Peter Ording und der Ferienort wird wegen seines Kilometerlangen und breiten Strand als "größte Sandkiste" bezeichnet.
Ein schönes Ferienhaus in St. Peter Ording zu finden, in dem auch Hunde erlaubt sind, ist zum Glück nicht schwer. Mein Eindruck war schon fast, dass der ganze Ort fast nur aus Ferienunterkünften besteht - das Angebot war riesig! Meine Wahl fiel auf ein hübsches Reetdachhaus im Ortsteil "Böhl" nur 500 Meter vom Strand entfernt. Die toll gestaltete Homepage des Vermieters versprach alles was ich mir von einem Urlaub am Meer wünschte. Diesmal hatte Herr Mini-Rütter mir wieder die Entscheidung überlassen, für ihn kam gegen "seine" Berge eh nichts an, war er der Meinung. Aber man muss ja auch für neues offen sein, betonte er, und in St. Peter Ording waren wir ja noch nie gewesen. Normalerweise sind wir nicht so die Nordsee-Fans, sondern mögen die Ostsee lieber. Aber bevor wir in den Urlaub starten konnten, stand erst einmal das berühmte "Vor-Urlaub-Stressprogramm" an. Das ganze Haus wurde von oben bis unten geputzt, der "Mülltonnen-Dienst" organisiert und es musste für die ersten beiden Urlaubstage eingekauft werden. Was diesmal tatsächlich fehlte war die obligatorische Fahrt mit dem Auto durch die Waschstraße. Ein männliches Phänomen, dass ich nie verstehen werde. Warum fährt man egal wie das Wetter ist, nur mit einem sauberen Auto in den Urlaub? Aber Herr Mini-Rütter hatte diesmal vorher so viele Termine, dass wir glatt mit einem nicht geputzten Auto in die Ferien starten mussten. Ich muss zugeben die entspanntesten Urlaubsvorbereitungen habe ich, wenn ich alleine mit meinen Eltern verreise. Dann besteht der einzige Stress darin, mit möglichst wenig Gepäck auszukommen, damit drei Personen, zwei Hunde und unsere Koffer ins Auto passen. Wobei ich mir diesmal selbst auf die Schulter klopfen muss - ich hatte es diesmal tatsächlich geschafft nur das absolut nötigste einzupacken. Der vermeintlich "zusätzliche" freie Platz wurde jedoch sofort von Herr Mini-Rütter gefüllt, der diesmal nach der Devise "für alle Fälle vorbereitet sein", den Koffer packte.
Erstaunlich finde ich immer wie fein Gubaccas Sensoren für Veränderungen sind. Bevor ich überhaupt nur daran dachte die Koffer zu packen, war er schon eifrig bemüht auf keinen Fall vergessen zu werden. Als ob ein Urlaub ohne meinen "kleinen" Spanier möglich wäre?! Wenn überhaupt lassen wir doch schon mal gerne den Herrn Mini-Rütter zuhause - aber doch nicht den Gubacca ;-)! Und auch wenn ich das ganze mit einem Augenzwinkern schreibe, steckt da viel Wahrheit drin. Wobei ein schicker Flugurlaub in den Süden, wenn ich wüsste Gubacca wäre gut aufgehoben... Bis jetzt hat sich aber noch niemand gefunden, der es sich zutrauen würde den "temperamentvollen" Spanier zu nehmen, der übrigens bei jedem unserer Urlaube auch immer den meisten Platz im Auto beansprucht. Den halben Kofferraum nimmt jedes Mal sein "Gubacca-Taxi" ein und ich darf mich mit einer 1/4 Rückbank begnügen, weil der "Herr" am entspanntesten ist, wenn er auf der langen Fahrt wie gewohnt in seiner Faltbox liegen kann.
Endlich war es dann auch soweit und wir saßen alle drei im Auto und es konnte losgehen. Ein Vorteil, wenn man im November in den Urlaub fährt - lange Staus auf der A1 bleiben einem oft erspart. Dafür hörten wir im Radio von einer Vollsperrung, die sich noch nicht bis zu unserem "Auto-Navi" herumgesprochen hatte. Zum Glück war mein "Äpfelchen" besser informiert, hat aber eine Marotte, die ich ihm nicht abgewöhnen kann: Es möchte immer gerne den Reiseführer spielen und uns die "Schönheiten" an der Landstraße näher bringen. Und so lotste es uns auch diesmal bereits drei Abfahren vor der eigentlich Vollsperrung von der Autobahn herunter und führte uns durch Städtchen, die ich ohne das "Äpfelchen" nie kennengelernt hätte. Sehr zum empfehlen wäre hier zum Beispiel Verden. Aber irgendwann war es dann auch genug mit "Sightseeing" und es ging zurück auf die Autobahn. In St. Peter Ording angekommen, fuhren wir erst einmal an der kleinen Sackgasse vorbei, in der sich unser Ferienhaus befand. Der Dialog dazu - Szenen einer Ehe sage ich nur - war wieder herrlich. "Schatz, du musst gleich rechts abbiegen!", warnte ich den Göttergatten noch rechtzeitig und prompt kam auch die Bestätigung vom Auto-Navi "Bitte rechts...". "Das ist doch keine Straße!", war Herr Mini-Rütter jedoch der Meinung und blieb auf dem Gas. Nach 500 Metern und mehreren Hinweisen "bitte wenden" von der netten "Navi-Dame", musste er dann jedoch einräumen, dass der vermeintliche Fußgängerweg uns vielleicht doch ans Ziel führen könnte. Nach einigen tiefen Schlaglöchern durch die "Schotterpiste" standen wir dann auch tatsächlich vor unserem Ferienhaus.
Ich finde es immer ein komisches Gefühl, wenn man zum ersten Mal ein Ferienhaus betritt, das man sich vorher schon x-Mal im Internet angeschaut hat. Fast so als ob man in das World Wide Web förmlich eintaucht. Bei unserem "Friesenhaus" muss ich gestehen, habe ich mich wirklich von der toll gemachten Homepage verführen lassen, denn eigentlich gab es schon im Vorfeld zwei "k.o.-Kriterien". Und die waren nach unserem Hagelschaden im Allgäu der fehlende Carport und der nicht vorhandene Gartenzaun zum Nachbar. Dafür konnte das Haus aber meiner Meinung nach mit einer "unkonventionellen" und gemütlichen Einrichtung punkten. Im November noch mal viel wichtiger als im Sommerurlaub. Und gemütlich eingerichtet war das Haus dann wirklich!
Bevor es dann an das Kofferauspacken ging, machten wir uns auf den Weg den Strand zu erkunden. Die im Ferienhaus-Inserat angegebenen 500 Meter zum Strand stimmten schon einmal. Wobei das in St. Ording noch lange nicht bedeutet, dass man dann auch am Meer steht. Weit in der Ferne konnten wir daher auch nur erahnen, dass dort Wasser sein könnte. Da es aber schon dämmerte, beschlossen wir es bei einer kurzen Runde über den Deich zu belassen.
Unser erster Spaziergang war dann ein bisschen ernüchternd. Irgendwie hatte ich mir die "größte Sandkiste" Deutschlands ein bisschen anders vorgestellt. Auf mich wirkte alles eher sehr "Asphaltlastig" und ich fand die vielen Autoverkehrsschilder vom Deich zum Wasser doch befremdlich. Auch der Ortsteil "Böhl" wirkte auf den ersten Blick eher trist. Aber ich muss auch zugeben, dass ich öfters von einem Ferienziel zuerst entäuscht bin und erst einmal einen Tag brauche, um mich einzuleben. Ein Eigenschaft die auch bei Gubacca immer mehr zum Vorschein kommt.
Dabei ist er ja eigentlich schon fast ein kleiner "Globetrotter", der es von klein auf gewöhnt ist, viel mit mir unterwegs zu sein. Aber mit zunehmenden Alter stelle ich jetzt doch immer öfters fest, dass auch er einen Tag braucht, um sich einzuleben. Und so war er auch diesmal abends ständig auf "Wanderschaft" und wusste nicht so richtig, wo die künftige "Lieblingsecke" sein sollte. In solchen Fällen hilft, wie schon in seiner Welpenzeit wenn er nicht zur Ruhe kam, einfach mit ihm schlafen zu gehen. Und so schnappte ich mir seine Faltbox, baute sie im Schlafzimmer auf und schwups waren wir auch schon beide im "Land der Träume"...
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