Mit einem Strahlen im Gesicht fuhr ich am Freitag wieder von unserem Einzeltraining nach Hause. Gubacca lag schlummernd in seiner Box und ich hätte am liebsten mit dem Auto Walzer getanzt. Ihr wisst nicht was das ist? Jaaaa, ich habe den Begriff auch gerade frei erfunden. Ich musste dabei an das Motorradfahren denken - wo man anstatt geradeaus zu fahren, so herrliche Schlenker und Halbkreise machen kann. Aber auf der Autobahn in der engen Baustelle wäre das wohl keine so gute Idee gewesen. Also wurde zu mindestens das Radio lauter aufgedreht und begeistert "Last Christmas" mit "geträllert". Was war ich glücklich!
Dabei bin zwei Stunden vorher noch mit Herzklopfen und schweißnassen
Händen zu unserer Trainingsstunde gefahren. Einzeltraining mit Gubacca
und zwei unkastrierten und dann auch auch noch großen Rüden... Bine, Weltmeister im
Kopfkino, konnte sich diese Stunde schon sehr genau vorstellen... Es ist
ja mega praktisch, wenn die Trainerin gleich selbst zwei Rüden zu
Übungszwecken hat - aber gleich in der fünften Stunde sich diesem
Problem stellen?! Raus aus der Komfortzone?! Yes! Was ich aber toll
fand, meine Trainerin hatte mir im Vorfeld die Entscheidung überlassen,
ob ich mich der Situation stellen möchte. Die Hunde meiner Trainerin
sind ganz normale Rüden. Wenn sie könnten wie sie wollten würden sie
auch gerne bei manchen Rüden den "Obermacker" raushängen lassen. Der
jüngere von beiden ist nur ein bisschen älter wie Gubacca und hat auch
noch manchmal "Grütze im Hirn", wenn die Hormone verrückt spielen.
Zusammen Spaß haben steht bei unserem Einzeltraining ganz oben auf der Liste |
Was soll ich groß drumherum schreiben und ausschmücken - auf den Spannungsbogen verzichten wir einfach mal: Es hat toll geklappt. Während unser 90 Minuten Runde gab es nicht eine einzige Situation, wo einer der Rüden den anderen angeblafft oder fixiert hätte. Sogar die Begegnung mit einem weiteren Rüden verlief vollkommen entspannt. Ich war total glücklich! Das Thema "Rüdenbegegnungen" hatte sich in den letzten Monaten bei mir sehr hochgeschaukelt und Gubacca hatte schon von mir den Stempel "Rüdenunverträglich" verpasst bekommen. Aber zum Glück stimmte die Vermutung meiner Trainerin nach den ersten beiden Stunden: Nicht Gubacca hat ein Problem mit den Rüden, sondern ich. Bei ihm ist es ein von mir anerzogenes Verhalten. Eine Aussage gegen die ich mich - trotz starken Hang zur Selbstkritik - lange sehr gewehrt habe. Aber das Gute an einem Einzeltraining ist ja unter anderem, dass man einen geschulten Menschen an der Seite hat, der die Situationen als Aussenstehender sieht. So konnte man bei unserem Spaziergang sehr gut beobachten, dass Gubacca so lange ich selbst angespannt war auch in wachsamer Stellung blieb. Er ist kein Hund der die Konfrontation sucht, aber dem Konflikt auch nicht ausweicht. Das zeigt sich in den Trainingsstunden immer deutlicher. Ich muss ehrlich zugeben, mir selber war die eigene Anspannung gar nicht so bewusst. Eigentlich hatte ich nach wenigen Gehminuten das Gefühl: Läuft gut - ist wie bei den Gosspaziergängen vollkommen unproblematisch. Meiner Trainerin und Gubacca hatten eine andere Sichtweise auf mich und sahen bzw. spürten meine Unsicherheit. Irgendwann war dann aber tatsächlich die Anspannung bei mir weg und sofort lief auch Gubacca vergnügt neben mir her, ohne die Rute über den Rücken zu tragen... Einfach toll zu sehen. Ihm machte es sichtlichen Spaß seine kleinen Kunststückchen zu zeigen und die beiden Rüden waren vollkommen unwichtig dabei.
Natürlich ist es im ersten Moment nicht schön sich eingestehen zu müssen, dass die eigene Unsicherheit mit der Auslöser für blöde Situationen an der Leine ist. Trotzdem war ich sogar froh darüber. Mit der Gewissheit einen ganz normalen, sozialen Rüden an der Leine zu haben, läuft es sich einfach entspannter. Und ja, Gubacca wird bestimmt noch das ein oder andere Mal in die Leine gehen, wenn ihn ein Rüde seiner Meinung nach doof angeschaut hat. Aber Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden und jeder von uns hat gute und schlechte Tage und ich muss lernen, die Situation einfach direkt abzuhaken.
Mit diesen "weisen" Worten verabschiede ich mich für heute und wünsche euch einen schönen dritten Advent!
Ein Problem wird erst dann zu einem, wenn wir eins daraus machen!
Mit diesen "weisen" Worten verabschiede ich mich für heute und wünsche euch einen schönen dritten Advent!
6 Kommentare
Liebe Bine!
AntwortenLöschenWie schön, dass Du Deine Gelassenheit wiedergefunden hast!
Du hast Recht, Vieles wird vom Halter auf den Hund übertragen.
Ich merke ganz oft, wie die anderen Hundehalter aufatmen, wenn
ich ihnen antworte, dass mein Hund eine Hündin ist. Bei mir ist
es ja eher umgekehrt ;-)
Liebe Grüße
Rotmäppchen
Hallo Rotmäppchen, na soooo ganz gelassen bin ich noch nicht - da muss ich noch an mir arbeiten. Aber es war ein sehr wichtiger und großer Schritt in die richtige Richtung und darüber freue ich mich riesig.
LöschenLiebe Grüße
Bine & Gubacca
Ach das kenne ich so gut. Man hat ein bestimmtes Bild im Kopf und handelt danach. So habe ich z.B. das Bild im Kopf, dass Leona mit anderen großen Hunden nicht frei laufen kann, weil sie dann Terror macht. Nun waren wir gestern ganz spontan in der Situation, dass ich sie entweder in einer großen Gruppe von vielen Hunden im Freilauf an der Leine lasse und sie so in die Situation bringe, dass sie nicht ausweichen kann wie sie will, oder es wage und sie laufen lasse. Ich habe mich dann mit schlechtem Gefühl für die zweite Variante entschieden. Aber siehe da, meine kleine Terrormaus war einfach nur brav. Sie lief immer dicht bei mir, hat sich an mir orientiert und es gab kein Theater. Hätte mich vorher jemand gefragt hätte ich gesagt, dass sie das nicht macht. Manchmal muss ich noch lernen meine Tiere nicht in eine bestimmte Schublade zu stecken, sondern Situationen neutral gegenüber zu stehen und zu schauen was sie machen und dann entsprechend reagieren.
AntwortenLöschenToll, dass der Spaziergang so gut geklappt hat.
Liebe Grüße
Auenländerin
Liebe Auenländerin,
Löschengenau das bringt es auf den Punkt:
"Hätte mich vorher jemand gefragt hätte ich gesagt, dass sie das nicht macht. Manchmal muss ich noch lernen meine Tiere nicht in eine bestimmte Schublade zu stecken, sondern Situationen neutral gegenüber zu stehen und zu schauen was sie machen und dann entsprechend reagieren."
Diesen Fehler mache ich auch immer wieder und genau dieses "Schubladendenken" ist dann der Auslöser, dass es nicht so dolle läuft. Man müsste sich eigentlich auch jedes Mal fragen, was daran so schlimm ist, wenn es wirklich passiert. Leona macht gerne Terror bei größeren Hunden?! Machen ganz, ganz viele Hunde und fast alle größeren Hunde ignorieren das vollkommen. Ist mir gestern wieder auf der Runde aufgefallen. Uns kam ein kleiner Hund auf dem Spaziergang wild kläffend auf uns zu zugerannt und Gubacca war nur auf mich fixiert, weil er seine tolle Belohnung für´s ruhige vorbeilaufen kassieren wollte. Ich selber fand das Verhalten von dem kleinen Hund auch überhaupt nicht schlimm. Wäre es mein Hund gewesen, hätte das schon wieder ganz anders ausgesehen. Wenn man sich einmal damit beschäftigt, wovor man eigentlich Angst oder Befürchtung hat, entschärft es sich auch ganz schnell. Und so Erlebnisse wie gestern bei euch muss man wirklich sofort verinnerlichen. Das hat Leona toll gemacht!
Liebe Grüße
Bine & Gubacca
Ja Bine, so geht es mir auch. Ganz eindeutig seit ich Richelieu habe. Das sind nicht nur Rüdenbegegnungen, sondern komplett die Leinenrüpelei. Seit ich das intensiv trainiere auch in der Hundeschule, ist es schon viel besser geworden, aber ich sehe es ganz genau, wie Richelieu reagiert, ganz nach MEINER Stimmungslage. Mittlerweile kann ich fast schon vorher sagen, heute klappt es oder nicht, weil ich natürlich meine Anspannung merke, aber nicht immer in den Griff bekomme. Das hat dann fast immer gar nichts mit Richelieu zu tun, überträgt sich aber absolut als Stimmung. Wir Menschen sind halt das Vorbild unsere Hunde - auf jeden Fall so feinfühliger Hunde, wie der Briard oder der Gos(bestimmt auch noch andere). Bei unsrer Joy war vieles anders. Sie war immer leichtführig, hat aber nie so gut gehört wie Richelieu - ABER sie hat auch selten was auf unsere Launen gegeben, denn sie ist ein absolut selbständiger Hund. Jetzt sehe ich das viel klarer, seit Richelieu dabei ist. Die Beiden sind ein himmelweiter Unterschied und ich sehe viel mehr von ihren Reaktionen und kann sie besser deuten. Allein mit Joy ist mir so etwas nie aufgefallen.
AntwortenLöschenUnd wenn ich das so betrachte, bin ich doppelt froh, nun beide Hunde um mich haben zu dürfen und dank Richelieu soooooooo viel dazu lernen zu können. Klar, manchmal habe ich mir gewünscht, einen 'funktionierenden Richelieu' zu haben, aber genau genommen wäre das eigentlich voll langweilig :)
Liebe Grüße und ein Bussi für den tollen Gubacca
Das hört sich echt toll an und man kann aus dem Text herauslesen, wie gut es Dir mit diesem Wissen und dem Gefühl geht - super :) Ich hatte ja mit Damon schon einen Hund der sehr genau "gespiegelt" hat, was ich gefühlt habe und wie ich mich verhalten habe ... das war schon lehrreich. Aber auch bei mir gibt es Momente, da kann ich diesen Vorschau-Film nicht aufhalten und für mich habe ich die Konsequenz gezogen, wenn es schon so anfängt, dann gehe ich der Situation (wenn möglich) heute aus dem Weg und probiere es morgen mit freiem Kopf wieder (das klappt mal gut und mal nicht)!
AntwortenLöschenEin sehr schöner Beitrag, der zeigt wie sehr wir unsree Hunde doch oft unbewusst beeinflussen und die Frage aufwirft, warum wir es bewusst nicht so gut können ;)
Liebe Grüße,
Isabella mit Cara und Shadow
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca