923.-927. Tag | Wortsalat und Potpourri

Dezember 06, 2019

In vier Tagen einen Hund der nicht mehr an der Leine zieht! Und das alles durch ein Online-Seminar im Internet. So oder ähnlich werben mittlerweile viele HundetrainerInnen im Internet. Ich muss zugeben, dass diese Kurse auf mich immer wieder eine magische Wirkung haben. Ähnlich wie ich früher immer gerne jeden "Psychotest" in den Klatschzeitungen ausgefüllt habe, melde ich mich doch immer wieder für diese Mini-Kurse an. Immer mit der Hoffnung "vielleicht ist das ja diesmal  nicht nur  ein Lockangebot für einen teuren weiterführenden Onlinekurs!". So wenig die psychologische Einschätzung bei den Zeitungstest früher stimmten, so gering war bisher auch der tatsächliche Erfolg eines kostenlosen Schnupperangebotes im Internet. Versprochen wird viel im Vorfeld - gehalten leider nur wenig. 



Welche Themen beschäftigen Menschen mit Hund mit am meisten? Ich denke die Hitliste wird angeführt von "Hilfe mein Hund zieht!" und "Mein Hund ist ein Leinenrambo!". Und genau diesen Problemen widmen sich dann natürlich auch gerne die Minikurse. Begleitend gibt es eine Facebook- Gruppe zum Austausch und an den vielen Kommentaren und Berichten der anderen TeilnehmerInnen liest man schnell: Man ist mit dem Problem nicht alleine! Viele Menschen greifen nach dem Rettungsanker und hoffen auf Hilfe. Auch ich bin letzte Woche wieder in die "Falle getippt" und habe mich für einen kostenlosen Online-Kurs für mehr Aufmerksamkeit bei Leinenbegegnungen angemeldet. Die vier Tage lassen sich ganz schnell zusammenfassen: "So ein Problem lässt sich nicht so schnell lösen, aber im Intensivkurs zum Sonderpreis von. xxx € ist das möglich." Das vermittelte Wissen und die Ideen für Lösungsansätze waren gut, aber meiner Meinung nach künstlich in die Länge gezogen. Es wurde ein Befehl aufgebaut, mit der der Hund lernen soll, seinen Menschen in jeder Situation anzuschauen. Dafür hätte jedoch ein 2-Tage-Kurs gereicht. Die Übungen der ersten beiden Tage, alle Kommandos aufzulisten fand ich hierfür überflüssig. Am zweiten Tag sollten die Kursteilnehmer sich ein Wort überlegen, dass sie künftig für den Blickkontakt nehmen möchten. Da wäre ich gerne direkt mit den praktischen Übungen eingestiegen und man hätte das locker mit Tag 3 zusammenfassen können.

Die Grundidee die hinter diesen Onlinekursen steckt finde ich überhaupt nicht schlecht. Als "Werbung" für die Produkte würde ich mir jedoch einen Gratisangebot wünschen, das mein Problem auch löst. Das funktioniert natürlich nicht mit der "Königsdisziplin", aber es gibt bestimmt auch zahlreiche kleinere "Problemchen" die man so lösen könnte. Mit dieser positiven Erfahrung beflügelt würde ich mich dann vielleicht auch für einen kostenpflichtigen Kurs entscheiden.

Ich denke aber für mich ist der persönliche Kontakt zu meiner Trainerin sehr wichtig und ich freue mich mittlerweile immer richtig auf meine Stunde am Freitag nachmittag. Praktischerweise hatte ich für heute nachmittag eine ähnliche Aufgabe wie beim Online-Kurs:

Liste alle deine Wortsignale für Gubacca auf: 

  • Was soll Gubacca machen?
  • Welches Körpersignal gebe ich?
  • Was sage ich?
  • Wie gut beherrscht Gubacca das Signal?



Diese schön struktierter Liste ist das Endprodukt von 41 Wortsignalen auf die ich beim Auflisten gekommen bin. Und dabei habe ich bestimmt noch das ein oder andere Wort vergessen! Kevin ade! Ab sofort ist Gubacca das "Wunderkind Tate" - denn er beherrscht sie tatsächlich fast alle! Zwar nicht "immer & sofort", aber das ist glaube ich mehr seiner "inneren Einstellung" zur Notwendigkeit geschuldet. Dafür gab es dann ganz viel "gelb" in meiner Liste.

Diese "Wundergabe" so viele Wörter zu verstehen, musste ich doch noch mal intensiver unter die Lupe nehmen. Über das Ergebnis musste ich doch sehr schmunzeln. Es zeigt wie einfach gestrickt bzw. leicht durchschaubar wir Menschen doch für unsere Hunde sind. Gubacca orientiert sich oft überhaupt nicht an dem Wortsignal, sondern an der Handlungskette.  Zum Beispiel folgt bei mir ganz schnell auf das Wortsignal "rechts" auch wieder ein "links", weil ich als Linkshänderin Gubacca lieber an meiner linken Körperseite habe.  Oder ich war mir so richtig sicher, dass unser Markersignal "klick" richtig konditioniert ist. "Pusteblume"... jedes Mal wenn ich "klick" sage, bleibe ich automatisch stehen, weil ich nach dem Leckerchen in der Tasche suche. Für Gubacca ist DAS die Bestätigung geworden, dass er diesmal für den Blickkontakt belohnt wird und nicht mein "klick". Ein kleiner Fifikus!

Ich wünsche euch einen schönen Einstieg in das 2. Adventswochenende! Wir machen uns gleich auf den Weg zur Trainingsstunde: Bine wird trainiert - und Gubacca hat Spaß! So schön kann Hundeerziehung sein!

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7 Kommentare

  1. Ja, wir sind tatsächlich echte Fiffi-Küsse (deswegen knuddelt ihr uns ja auch so gerne ;-)) Und egal wieviele Kommandos Ihr euch für uns ausdenkt: wir können trotzdem noch viel mehr! Ich zum Beispiel kann mit dem Rücken zu ihr liegen und mit zuckenden Füssen vom Scootern träumen, aber wenn sie am Laptop den (lautlosen) Aus-Knopf drückt, krieg ich das mit. Dann steh ich auf und geh die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Gut, manchmal bin ich leicht verwirrt: heute hat sie offenbar den Laptop untertags ausgeschaltet und als wir aus der Stadt zurückkamen, hat sie ihn wieder eingeschaltet, also bin ich aufgestanden und die Treppe hoch. Ich hab mich zwar gewundert, daß der Tag so kurz war und wir neuerdings im Hellen schlafen gehen, aber sie hat mich dann doch nochmal zurückgeholt. ;-)

    Die Sache mit der Leine hat sie auch nicht so recht verstanden. Mein Leine trage ich ja kaum, die hat sie immer um den Hals. Immer wenn sie mich doch mal anleinen wollte, bin ich sofort zu ihr gekommen. Sie hat gedacht, ich können Gedanken lesen, aber ich habe nur das Klicken vom Karabiner gehört, wenn sie sich die Leine vom Hals gewurschtelt hat. Weil ich wußte, daß sie mich dann eh ruft, bin ich gleich beim karabinerklicken zu ihr gelaufen, sozusagen vorauseilender Gehorsam ;-)

    Alles in allem halten die Menschen uns ja oft für ein bisschen "beschränkt", dabei wissen wir mehr über sie, als sie sich denken können. Wir riechen ja sogar, ob sie unter-oder überzuckert sind, ob sie krank, traurig, sauer, glücklich oder aufgeregt sind. Dafür brauchen wir gar keine Schule, das können wir einfach so. Aber ich finde, wenn schon Schule, dann für die Menschen, damit sie uns besser verstehen und uns besser klarmachen können, was sie denn jetz eigentlich genau wollen, just my two Cents, lg von Calito (Hellseher in Ausbildung ;-))


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  2. Lieber Calito, ich weiß nicht, ob es gut ist, dass wir soweit auseinander wohnen oder schlecht ;-). Du könntest Gubacca viel beibringen... Aber nein, es ist schlecht - nicht nur dass ich dein Frauchen sehr mag - ich bin überzeugt, dass du und Gubacca ein tolles Team ergeben würdet! Über euren Kommentar musste ich wieder breit grinsen - einfach herrlich! Liebe Grüße Bine & Gubacca

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  3. Liebe Bine, Dein Teekesselchen-Artikel hat mich dazu ermuntert, auch einmal darüber nachzudenken, wie viele verschiedene Kommandos und Begriffe ich bei meinem Hund verwende. Ich wünschte, ich würde in so manch einer fremden Sprache so viele Worte kennen! Die Hundetrainerin Radana Kuny verwendet nur 3 Laute für die Steuerung ihrer Hunde. Einen Aufmerksamkeits-Laut, einen Wohlfühl-Laut sowie ein scharfes Abbruchgeräusch. Ich merke, dass ich mich nicht darauf beschränken könnte, aber sicherlich kann ich Vieles eindampfen. Das ist wie mit den Farben und den Männern. Viele Männer kennen nur Rot, Blau, Gelb und Grün, vielleicht noch Orange. Mit Lachsfarben, Apricot oder Pfirsichfarben sind sie aber schlicht überfordert... und macht das tatsächlich solch einen Unterschied?
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
    Rotmäppchen

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    1. Liebes Rotmäppchen, über deinen Kommentar musste ich wieder herzhaft lachen und ich finde deine Sicht auf die Dinge immer herrlich! An den Artikel mit den drei Lauten kann ich mic noch gut erinnern. Ich denke auch weniger ist mehr und trotzdem habe ich es ehrlich gesagt nicht geschafft meine Liste zu reduzieren. Aber muss Gubacca tatsächlich "links" oder "rechts" können? Ich sehe es mal einfach als "geistige Auslastung" die ihn fordert ;-).

      Einen schönen 2. Advent für euch!
      Bussi
      Bine & Gubacca

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  4. Hihi Rotmäppchen, da hast du sowas von Recht: weniger ist mehr! Und was Zweibeinige Kerls angeht und Farben: frag mal einen nach "taupe". Erfolgsgarantie zum Lachen liefer ich mit :-). Die Idee mit den drei Lauten ist beeindruckend. Die kannte ich noch nicht. Im Vergleich zu früher, wo ich das arme Tier zutextete mit "oh guck mal ein Auto, oh schau mal eine Eiche!" verlaufen unsere Spaziergänge mittlerweile aber teilweise in Schweigen, nur mit Gucken und Gesten und sehr viel Zeit. Ich glaube, das war für mich eine grössere Umstellung als für den Hund, der hat das eh immer schweigend gekonnt. Ich übe noch und grüsse herzlich, Andrea

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    1. Garantie bestätigt! "Taupe" konnte von Mini-Rütter nicht zugeordnet werden :-) :-) :-). Eigentlich schade, dass man seine Hunde nicht "zutexten" soll. Gibt es angenehmere Gesprächspartner? Ein verständnisvoller Blick von ihm, keine Gegenargumente und Trost garantiert, wenn er seinen dicken Puschelkopf auf meine Beine legt und mich mit seinem speziellen Gubacca-Blick anschaut.

      Liebe Grüße
      Bine & Frauenversteher Gubacca

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  5. Ich glaube ehrlich gesagt, dass Tiertraining Persönlichkeitstraining ist und es deswegen einfach auch nicht den ultimativen Tipp geben wird, wie der Hund das und das lernt. Besonders bei meinen Pferden, aber natürlich auch bei den Hunden merke ich, dass es viel mehr darauf ankommt, dass ich selbstbewusst bin, in mir Ruhe, sicher bin bei dem was ich will und meine Kontrollzwänge im Griff habe. Dann geht das meiste einfach so und ich brauch gar keine Tricks für meine Tiere und muss stundenlang irgendwas üben. Allerdings ist es natürlich nicht einfach sich selber immer wieder zu hinterfragen. Ich bin hier besonders froh um Parcival. Der lässt mich immer wieder einfach stehen und geht Heu essen, wenn ich nicht klar bin. Tja, ist auch eine Ansage.
    Tatsächlich arbeite ich viel mit Körpersprache und wenig mit Wortsignalen. Vielleicht den Pferden geschuldet, die das von mir einfordern.
    Liebe Grüße
    Auenländerin

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Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca