932. - 935 | Gos d’Atura Català - Rasseportrait #1

Dezember 17, 2019

Auch nach  2 1/2 Jahren mit einem Gos an meinem Seite, ist der Katalanische Schäferhund  für mich in seinem Wesen und seinem Charakter noch schwer zu beschreiben. Was ist typisch für diesen selbstständigen und sehr intelligenten Hütehund und was ist einfach dem Wesen von Gubacca geschuldet? Was bedeutet es, wenn viele Züchter auf ihren Seiten schreiben: Der Gos d' Atura ist ein anspruchsvoller Hund, der eine liebevolle, aber auch sehr konsequente Erziehung benötigt? Wieviel Arbeitshund steckt bis heute noch im Gos?  Was ist angeboren und was anerzogen?  Fragen über Fragen...!



Für einen Welpeninteressente ist oft gar nicht so einfach Informationen über die Rasse im Internet oder in Büchern zu finden. Den Gos d´Atura Catala gibt es noch nicht sehr lange in Deutschland und er ist noch relativ selten hier zu finden. Es gibt einige, wie ich finde sehr gut gemachte Züchterseiten mit Informationen zu der Rasse, aber viel mehr findet man auch nicht im Internet über den Gos. Auch in der Buchhandlung bin ich nicht fündig geworden. In einem Rasseportrait auf der Seite des beim Schweizerischen Club für den Gos beschreibt Vreni Trachsel den Katalanen so:

Sein «wuscheliges» Aussehen soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich beim Gos d’Atura Català um eine alte Hirtenhunderasse handelt, die es gewohnt ist, selbstständig und beharrlich zu arbeiten. «Wer seinen ‹Gos› konsequent erzieht und beschäftigt, wird an ihm viel Freude haben», sagen Kenner und Liebhaber der Rasse übereinstimmend.

Aber was bedeutet diese Beschreibung für uns im Alltag mit einem Gos? Vor längere Zeit hatte Margot ihren Rüden Balu in der Facebookgruppe Gos d' Atura - Alles rund um die Erziehung... vorgestellt und nicht nur ich hatte beim Lesen das Gefühl: Beschreibt Margot da gerade meinen Gubacca?

Ich möchte Euch auch einmal kurz meinen Balu (knapp 3 Jahre, unkastriert) vorstellen. Nach 25 Jahren Traum-Briards ist Balu nun auch ein Traumhund für mich geworden, der allerdings auch seine Ecken und Kanten hat. Eine Spur mehr Power hat er als die Briards, was mir Elke bei meiner Entscheidung, ob noch einmal Briard oder doch den kleineren Gos, prophezeit hat. Das erste Jahr mit ihm war total entspannt und er konnte überall frei laufen. Jogger, Radfahrer, Menschen, Hunde, Autos waren nie ein Problem. Dann erwachte der Entdeckerdrang in ihm, was ihn bei Waldspaziergängen und Wanderungen in fremdem Gelände an die lange Leine legte. Inzwischen gibt es aber viele Gassirouten, wo er frei laufen darf. Er läuft gerne voraus, schaut aber nach mir, da ich mich immer mal wieder gerne verstecke. Er ist mir an der Isar zwar schon zweimal einer Spur hinterher, aber inzwischen hört er sehr gut auf die Pfeife und war noch nie länger als 2 Minuten außer Sicht. Einmal ist direkt bei uns ein Reh aufgetaucht, er hinterher und ich dachte schon, jetzt kann ich lange nach ihm suchen. Aber ein Pfiff und er kam ganz entspannt auf dem Radweg daher. 

Er ist sehr wachsam auf dem Grundstück und bellt, wenn Hunde vorbeigehen. Manchmal nervt mich das, aber dann denke ich: ist doch sein Job.  Zu Menschen ist er total freundlich, es sei denn sie haben Angst vor Hunden. Das spürt er und dann kann es sein, dass er auch einmal bellt.  Anderen Hunden gegenüber ist er generell freundlich, manchmal sogar zurückhaltend. Leider haben wir schon einige unschöne Begegnungen mit freilaufenden aggressiven Rüden gehabt, die ihn massiv angegriffen und in die Mangel genommen haben. Dadurch ist er bei manchen Hunden an der Leine angespannt und machohaft. Ich versuche das dann zu ignorieren und gehe einfach weiter. Dann entspannt er sich recht schnell. 

Balu heute mit 7 Jahren

Meine aktive Hundesportzeit habe ich leider beendet, denn Balu wäre sicher für vieles ein Traumpartner. Ich habe mit ihm Treibball, Longieren, AGILITY und THS ausprobiert und bei allem war er mit viel Spaß dabei. Daher mache ich immer mal wieder im Garten kleine Einheiten zum Spaß. Am liebsten aber liebt er lange Gassigänge zum Schnüffeln und mit Leckerlisuchspielchen und kleinen Übungseinheiten oder im Garten Fußball spielen. Jetzt freuen wir uns auf die warme Jahreszeit, dann kann er sich wieder in der Isar austoben. Danach ist er dann total zufrieden. Wenn ich gedankenverloren, ohne auf ihn zu schauen, durch die Gegend marschieren will, dann nehme ich ihn an die Leine. Denn einem Gos entgeht nichts und er muss alles in seiner Umgebung inspizieren. Im Großen und Ganzen aber ist Balu total entspannt und unendlich verschmust, was ich sehr an ihm liebe. Bereut habe ich die Entscheidung für den Gos nicht, aber ein einfacher Hund ist er definitiv auch nicht.

Ich war neugierig, ob Balu sich in den letzten vier Jahren noch gravierend verändert hat und habe bei Margot nachgefragt, wie sie ihn heute beschreiben würde:

Balu ist mit seinen 7 1/2 Jahren ein angenehmer, ruhiger, ausgeglichener und souveräner Rüde. Einerseits in sich ruhend, ausgeglichen, souverän, andererseits mit viel Power und Spaß an Action draußen. Er liebt seine Familie und ist ein anhänglicher, verschmuster Kerl, der sich in jede Situation einfügt und zuhause total ruhig und unauffällig ist (es sei denn es klingelt, da ist er zur Stelle und meldet). Ich schätze an ihm besonders, dass er trotz seines starken selbstständigen Charakters sehr sensibel ist und eine starke Bindung zu mir und der Familie hat. Er ist zu allen Menschen freundlich und zugänglich.

Sein Revier bewacht er aber trotzdem ohne wenn und aber. Sein Sozialverhalten finde ich super. Er ist generell anderen Hunden gegenüber freundlich oder neutral desinteressiert. Große, fremde unkastrierte Rüden möchte er auf Distanz haben, aber das finde ich nach seinen negativen Erlebnissen in Ordnung, da er das anzeigt, wenn er einen unsympathisch findet und nicht von sich aus aggressiv auf andere losgeht. 
Balu liebt Wasser über alles
Draußen ist er nach wie vor sehr aktiv und liebt lange Touren zu Fuß oder am Rad und natürlich jede Form von Wasser. Er läuft gerne voraus, aber er achtet trotzdem sehr auf mich, und er liebt es, unterwegs kleine Spielchen und Übungen mit mir zu machen. Katzen sind nach wie vor nicht seine Lieblinge. Die werden gerne mal verjagt. Ich finde, wir sind ein gut eingespieltes Team und können uns beide gut einschätzen. Für mich ist er ein echter Herzenshund, mein Schatten, der mich unauffällig begleitet.

Die beiden Beschreibung von Balu enthalten für mich viele typische Eigenschaften der Rasse, die ich auch bei Gubacca sehe. Die Fähigkeit aus dem Ruhezustand direkt wie ein  Maserati durchzustarten steht dabei auf jeden Fall an erster Stelle. Auch Gubacca ist ein Hund, der bei Spaziergängen ständig die gesamte Umgebung scannt und schnell selbst Entscheidung fällt, sollte ich ihm nicht zuvorkommen. Und trotzdem hat er diesen wunderbaren Anteil an "will to please" und den Wunsch nahe bei seinen Menschen zu sein. Die Rasse ist sehr feinfühlig und hat feine Antennen für Stimmungen. Der Gos spürt jedoch auch die kleinste Unsicherheit bei uns Menschen und übernimmt dann blitzschnell die Situation. Setzt man sich einmal bewusst damit auseinander,  für was der Gos eigentlich gezüchtet wurde, versteht man viele seiner typischen Eigenschaften viel besser. Wo kommt der Gos her und was war seine Aufgabe? Wie ursprünglich ist die Rasse bis heute? Damit geht es im nächsten Blogbeitrag weiter.

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4 Kommentare

  1. Liebe Bine, aus meiner persönlichen Erfahrung raus hat Margot einen für mich unglaublichen Wesenszug vergessen: Balu ist ein echter Frauenversteher! Als erfolgreicher Deckrüde muss er das wohl sein, aber das bezieht sich auch auf zweibeinige Frauen. Er ist der einzige Kerl, der mir jemals buchstäblich (s)ein Herz zu Füßen gelegt hat: als ich bei Margot den Gos-Kalender abholte, verschwand Balu plötzlich und kam freudig hüpfend mit seinem Herz-Kissen zurück und legte es mir vor die Füße. *schmelz* Ich hätt' ihn spätestens da vom Fleck weg klauen wollen, aber Margot hat zu gut aufgepaßt ;-) Lg Andrea

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    1. Herrlich Andrea, ich kann mir das so richtig gut bildlich vorstellen wie Balu dir sein Herz zu Füßen legt. Er ist ein toller Rüde!
      Liebe Grüße
      Bine & Gubacca

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  2. Ich muss sagen ich erkenne Leona in der Rassebeschreibung des Bolonkas gar nicht wieder. Überall steht, dass der Bolonka ein verschmuster Hund sein soll. Das hat Leona wohl nicht gelesen, denn sie mag nicht gekuschelt werden und es gibt hier genau Regeln wann und wie sie angefasst wird. Auch steht nirgends in der Rassebschreibung, dass der Bolonka einen Hütetrieb hat, sie verhält sich aber wirklich wie in Hütehund in Miniformat. Ich glaube die einzige Übereinstimmung mit ihrer Rassebeschreibung ist die Futtermäkeligkeit. Etwas wo ich gedacht habe, dass das bestimmt nur hingezogen ist.
    Von daher finde ich es ganz spannend, dass du bei Gubacca das anders erlebst.
    Liebe Grüße
    Auenländerin

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    1. Bei deinem Kommentar musste ich echt schmunzeln, weil ich immer gerne scherzhaft zu meinen Hunden sage/gesagt habe: Hey, hast du deine Rassebeschreibung nicht richtig gelesen" Bei jeden meiner fünf Hund habe ich immer total untypische Eigenschaften entdeckt. Wobei bei Chiru und Gubacca doch sehr viele "typische" Tibet/Gos Verhaltensweisen da waren/sind.

      LIebe Grüße
      Bine & Gubacca

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Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca