Tag 2: Howacht - endlich wieder Meer!

November 01, 2021

Was wäre ein Urlaub  ohne den obligatorischen Sonnenaufgang am Meer? Morgenstund hat ja bekanntlich  Gold im Mund. Dumm nur, dass ich durch die Zeitumstellung schon fast mitten in der Nacht aufstehen muss, um rechtzeitig am Strand zu sein. "Am ersten Tag schläfst du erst einmal ganz in Ruhe aus", nahm ich mir daher vor. Soviel zur Theorie - die Praxis sah natürlich wie immer ganz anders aus und pünktlich um 6.30 Uhr marschierte ich mit Gubacca zur "Flunder", der Seeplattform von Hohwacht.


Wer jetzt glaubt, dass die Bine die einzige Irre ist, die Allerheiligen so früh zum Strand marschiert, kann ich beruhigen. Ich war in bester Gesellschaft! Es waren schon  einige Hundebesitzer unterwegs und vom einsamen Meerspaziergang konnte keine Rede sein. Aber zum Glück hatte ich die Flunder für mich alleine und konnte in Ruhe fotografieren. 


Das darauf folgende Szenario lässt sich nur unter dem Thema "Das kann auch nur Bine passieren" zusammenfassen. Während ich damit beschäftigt war, den Sonnenaufgang aus 999 Perspektiven zu fotografieren, erkundete Gubacca die Plattform. Seine Leine zog er dabei hinter sich her. Irgendwann fand sogar ich dann auch ein Ende und drehte mich zu ihm um. Wie ein kleiner Musterschüler saß  Gubacca auf den Planken und wartete auf mich. Stolz, aber auch ein bisschen verwundert, marschierte ich zu ihm und wollte seine Leine vom Boden aufheben. Und ab da begann das Drama - der vermeintliche Musterschüler saß fest! Die Leine war zwischen die Bodenplanken gerutscht und ließ sich nicht mehr herausziehen. Im ersten Moment zweifelte ich schon fast an meinem Verstand: Wenn eine Leine in einen Spalt rutschen kann, dann muss sie doch wieder herausgehen, oder? Soviel zu meiner weiblichen Logik. Der Ring der Leine hatte sich jedoch unter der Bodendiele verkantet und steckte Bombenfest - egal wie heftig ich zog. Langsam aber sicher machte sich bei mir Panik breit! Was sollte ich nur machen, wenn ich die Leine nicht herausbekommen würde? Bis zum Ferienhaus war es ein gutes Stück zu laufen und der Strandabschnitt füllte sich zunehmend mit Hunden. Mein Kopfkino wurde zum  Horrorstreifen. Mittlerweile lag ich platt wie eine Flunder auf der "Flunder" und versuchte wegen dem fehlenden Werkzeug, meinen kleinen Finger zwischen den Planken zu drehen, damit sich der Ring löste. Dabei sah ich schon nicht nur die Leine eingeklemmt, sondern auch noch meinen Finger! Aber wer hat schon einen Schraubenzieher in der Tasche? Zum Glück schaffte ich es dann doch noch nach gefühlten Stunden, die Leine zu befreien und machte mich erleichtert auf dem Weg zum Ferienhaus zurück. 





"Nach soviel Aufregung am frühen Morgen werde ich gleich erst einmal in Ruhe frühstücken", dachte ich noch gutgelaunt und machte einen Abstecher zum Bäcker. Daraus wurde dann aber leider  nichts, weil "Frau Alzheimer Bine" vor dem Laden merkte, dass sie ihre Maske vergessen hatte... Also schwang ich mich, kaum am Ferienhaus angekommen, auch schon wieder auf mein Fahrrad und  machte mich erneut auf den Weg zum Bäcker.

Der Nachmittag war dann eindeutig stressfreier. Mini-Rütter zog die Joggingschuhe an, um den drohenden Urlaubspfunden entgegenzuwirken und ich machte eine große Erkundungstour mit Gubacca. Ich war vor zwei Jahren ja schon einmal mit meinen Eltern in Hohwacht und war neugierig, ob sich seitdem viel verändert hatte. Unser Ferienhaus liegt wieder im Kranichring - einem Neubaugebiet, das an dem großen Naturschutzgebiet angrenzt. Wir wohnen ruhig und trotzdem sehr zentral. Zum Strand sind es ein Kilometer  - auch, wenn dieser Kilometer doch sehr unterschiedlich interpretiert wird. Mein Handy zeigt zum Beispiel 1300 Meter an, wohingegen ein Ferienhausvermieter bei uns in der Straße mit 500 Metern auf seiner schicken Homepage wirbt. 



Quer durch das angrenzende Wäldchen lief ich mit Gubacca zuerst Richtung "Alt-Hohwacht". Ein hübscher Hingucker sind, wie ich finde,  die kleinen liebevoll gestalteten roten Ferienhäuser.



In Hohwacht findet man viele unterschiedliche Baustile. Neben den alten Reetdach-Häusern, gibt es sehr viele Holzhäuser, die sich wunderbar in die Landschaft einfügen. Aber auch Luxus-Ferienhäuser sind immer stärker vertreten. Eine Entwicklung die von vielen Einwohnern des Ortes auch kritisch gesehen wird. Der normale Wohnraum wird immer knapper, weil zunehmend "Luxus-Unterkünfte" für die Urlaubsgäste gebaut werden.




An der Fischräucherei vorbei, liefen wir weiter zu dem Naturschutzgebiet Sehlendorfer Binnensee. Ein absolutes Highlight für alle, die gerne Vögel beobachten oder fotografieren. Hunde sind angeleint erlaubt, so dass das mit Gubacca kein Problem war.






Das Naturschutzgebiet grenzt direkt an die Ostsee. Mehrmals im Jahr überschwemmt Ostseewasser große Teile der Niederung, so dass sich das Salzwasser  mit Süßwasser aus dem Hinterland zu Brackwasser vermischt.


Gubacca und mich lockte dann bei dem herrlichen Wetter wieder das Meer und wir liefen über den Strand zurück Richtung Seebrücke.  Mein "Zwerg-Riese" ist "erwachsen" geworden - das merkt man in vielen Situationen. Früher wäre er beim Anblick des Meeres nicht mehr zu halten gewesen und hätte sich sofort in die Fluten gestürzt. Diesmal war es erst einmal ein vorsichtiges Pfötchen nass machen und dabei blieb es auch.



Ich musste herzhaft über ihn lachen, als er so verfroren im Wasser stand. So sehen echte "Warmduscher" aus, oder?!


Aber "echte Kerle" lassen sich das natürlich nicht anmerken und machen in der eisigen Ostsee dann doch noch für die Kamera eine elegante Figur.




Die Seebrücke in Alt Hohwacht ist schon fast so etwas wie die kleine unscheinbare Schwester von der großen "Flunder". Dabei hat auch sie ihren ganz besonderen Reiz, wie ich finde und ist ein schönes Fotomotiv.





Der  kurze Strandabschnitt unter der Steilküste von Hohwacht ist nicht ganz so schön.  Der Geruch von dem angeschwemmten Algen und Pflanzen kann man nicht höflich umschreiben - es stinkt einfach fürchterlich. Aber auch das gehört zum Meer dazu und es kann nicht immer nur feinen Sandstrand geben.  Davon gibt es aber auch genug in Hohwacht. 





Ein kurzes Stück später wurde der Strand dann aber auch wieder breiter und schöner. Ich bin immer wieder total begeistert von den herrlichen Farben am Meer und hätte stundenlang fotografieren können. 





Zu dem unteren Foto fällt mir spontan "Licht und Schatten" ein. Es war ein faszinierender Anblick, dass über dem Meer das Wetter zweigeteilt war. Von links zog es sich immer weiter zu und auf der rechten Seite hatten wir noch strahlenden Sonnenschein.




Nach diesem großen Spaziergang, einmal rund um ganz Hohwacht, wurde ich zum zweiten Mal an diesem Tag zur "platten Flunder". K.o. aber glücklich, lag ich auf dem Sofa und freute mich endlich wieder am Meer zu sein!

  • Share:

You Might Also Like

0 Kommentare