Das kleine Gos ABC: M wie Mensch-Hund-Bindung

Januar 02, 2025

Wer von uns wünscht sich nicht eine enge Mensch-Hund-Bindung? Nicht umsonst beschäftigen sich zahlreiche Hunderatgeber mit diesem Thema, und es werden viele Online-Seminare dazu angeboten. Wobei… eigentlich sagt man unseren Hunden doch nach, dass sie uns bedingungslos lieben, oder? Mir fällt sofort das berühmte Zitat von Jack London dazu ein: „Der Hund ist das einzige Wesen auf Erden, das dich mehr liebt als sich selbst.“ Also müsste ich mich doch ganz entspannt zurücklehnen und die Liebe von Gubacca genießen können. Schließlich ist die Liebe doch nicht an Bedingungen geknüpft.

Kleine Gos-ABC: M wie Mensch-Hund-Beziehung

Der Teufel liegt hier aber im Detail: Liebe ist nicht gleich Bindung. Und die enge Bindung zu unserem Hund müssen wir uns sehr wohl verdienen! Zum Glück sind unsere Hunde nicht pingelig und gehen auch gerne mal in Vorleistung. Stellt man sich die Mensch-Hund-Bindung als eine Waage vor, werfen sie bereits viele Dinge in die Schale:
 
  • Sie lernen unsere verbale Sprache zu verstehen.
  • passen sich unseren Lebensumständen an
  • legen viele ihrer natürlichen Verhaltensweisen ab, um uns zu gefallen
  • bleiben alleine, obwohl sie Rudeltiere sind
  • begleiten uns durch unseren Alltag, der manchmal alles andere als „hundegerecht“ ist.
 
Ich könnte hier noch viele Punkte auflisten, und ja, sie schenken uns auch ihre Liebe, ganz ohne Erwartungen. Davon könnten wir uns oft eine große Scheibe abschneiden – nicht von der Liebe, sondern von den Erwartungen. Denn davon haben wir in der Regel sehr viele, und auch die werden oft mit dem Wort Bindung verknüpft. Warum beschäftigen sich sonst so viele Ratgeber zum Thema „Bindung“ mit der Grunderziehung unseres Hundes? Aber muss man eine Mensch-Hund-Bindung tatsächlich erlernen?
 
Eine liebe Bekannte sagte vor vielen Jahren zu mir: „Ich behandele meine Hündin Ella so, wie ich es mir von meiner besten Freundin wünsche!“ Und das ist eigentlich schon das ganze „Geheimrezept“. Denn jetzt kommen auch wir tatsächlich mit ins „Spiel“ bei der Mensch-Hund-Beziehung, weil der Fokus endlich auf uns liegt. Wo ist unser Einsatz? Was könnten wir in die Waagschale werfen? Das tolle Kuschelkörbchen „Wölkchen Nr. 7“, das im Internet so angepriesen wird? Leine und Halsband im aktuellen Farbtrend? Die besten Leckerchen der Welt? Oder das abendliche Leberwurstschnittchen für Gubacca, das von Herrchen so geliebt wird? Bei Letzterem würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen, dass Gubacca es als überflüssig empfindet; aber bei den anderen Dingen bin ich sicher, dass er sie nicht braucht, um glücklich zu sein. Seine Wunschliste an mich würde wahrscheinlich eher in diese Richtung gehen:
 
Ruhe und Gelassenheit
Gubacca und ich sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich. Beide können wir in rasanter Ferrari-Geschwindigkeit von 0 auf 300 durchstarten – leider nicht im Lauftempo, sondern beim „Aus-der-Haut-fahren“. Außerdem sollte man uns beide lieber nicht „ansprechen“, wenn wir gestresst sind. So schön Gemeinsamkeiten sind, das musste ich ändern. Anstatt „Rumpelstilzchen“ heißt es für mich heute ganz viel „Ohmmmmmm“.

Ein kleiner Tipp, wie es in Stresssituationen gelingt, ruhiger zu bleiben: Kopfrechnen! Ich habe es vorher nicht geglaubt, aber es funktioniert tatsächlich. Wahrscheinlich, weil wir Frauen doch nicht so „multitaskingfähig“ sind, wie wir immer glauben. Kopfrechnen und sich gleichzeitig Sorgen über die anstehende Rüdenbegegnung zu machen, funktioniert nicht. Ich muss jedoch zugeben, dass noch häufig der „Rüde“ gegen die Kopfrechnung gewinnt – aber ich arbeite daran. Wichtig ist es aber auf jeden Fall, dass wir uns viel Ruhe und Gelassenheit aneignen, um unsere Hunde durch kritische Situationen führen zu können.
 
Selbstbewusstsein
Ein schönes Beispiel hierfür ist, dass manche Gos d’Aturas dazu neigen, auf fremde Situationen, die sie nicht einschätzen können, mit lautstarken Bellen zu reagieren. Meine Freundin und ich konnten uns bisher noch nicht einigen, ob das helle Kreischen ihrer Hündin oder das tiefe, aber sehr laute Bellen von Gubacca schlimmer ist. Aber fest steht für uns beide: In vielen Situationen kann das sehr peinlich sein. Was hierbei toll hilft, ist das Ganze einfach „auszusitzen“ oder besser gesagt „auszustehen“. Dazu gehört jedoch auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, wenn ich an die genervten Reaktionen vieler Mitmenschen auf das laute Bellen denke.
 
Gute Laune
Seid ihr gerne mit Menschen zusammen, die ständig jammern? Immer widerfährt ihnen etwas Schlechtes und die Stimmung ist gedrückt… Ich persönlich liebe Menschen, mit denen ich den Alltag zur Seite schieben, viel lachen und einfach Spaß haben kann. Unseren Hunden geht es nicht anders! Unsere Stimmungen übertragen sich sofort auf sie.

Die Bedürfnisse des anderen achten
Hunde sind wunderbare Begleiter in unserem Leben. Auch ich hätte Gubacca am liebsten 24 Stunden an meiner Seite. Aber muss es wirklich die überfüllte Innenstadt sein? Muss er tatsächlich bei jedem Restaurantbesuch dabei sein? Manchmal würde ich lieber bei schlechtem Wetter auf dem Sofa liegen, anstatt mit Gubacca eine große Runde durch die matschigen Felder zu laufen. Aber er liebt es und braucht viel Bewegung. Freundschaft ist ein Geben und Nehmen, und dazu gehört es auch, sich Gedanken darüber zu machen, was dem anderen wichtig ist, was er gerne macht und wofür er einfach nicht geeignet ist.
 
Ein schönes Beispiel ist für mich ein älteres Ehepaar in der Nachbarschaft. Nach dem kleinen Dackel zog bei ihnen ein Weimaraner-Welpe ein – eine Rasse, die so gar nicht zu dem „gemütlichen“ Ehepaar passte. Die beiden stellten schnell fest, dass sie an ihre Grenzen stießen. Aber anstatt an der Herausforderung zu kapitulieren, setzten sie sich mit Hilfe eines guten Trainers mit den Eigenheiten der Rasse auseinander. Sie wurden sportlicher, weil sie den Ansprüchen ihres „Theos“ gerecht werden wollten. Es war richtig schön zu sehen, wie viel enger die Beziehung der drei mit der Zeit wurde.
 
Zitat Mensch-Hund-Beziehung
 
Ich könnte euch jetzt noch viele Dinge aufzählen, mit denen ihr die Waage in ein schönes Gleichgewicht bringen könntet – aber das würde den Rahmen des Artikels sprengen, der ein Denkanstoß sein soll und keine abschließende Auflistung. Eine Sache ist mir jedoch zum Schluss noch wichtig: Die Kunst, den anderen so zu nehmen, wie er ist, und Grenzen zu akzeptieren. Das ist eines der schönsten Geschenke, die wir unseren Hunden meiner Meinung nach machen können. Gerade die Eigenschaften, über die wir uns oft die Haare raufen, machen unsere Katalanen im Wesen so besonders. Jeder Hund ist ein Individuum mit Stärken und Schwächen. An manchen Schwächen werden wir vielleicht auch an Grenzen stoßen. Aber auch das sollten wir einfach einmal akzeptieren.

Ich freue mich jeden Tag darüber, wie eng die Bindung zwischen Gubacca und mir geworden ist, und möchte den Artikel mit einem meiner Lieblingszitate von Susanne Clothier schließen: „Jede Beziehung zwischen einem Tier und einem Menschen ist eine einzigartige Brücke, gebaut, um nur diese beiden zu tragen. Deshalb muss sie auch von ihnen selbst erschaffen werden.“



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Bine & Gubacca