Was hat mich Chiru in den gemeinsamen Jahren mit ihm gelehrt? Welche Ratschläge würde er mir für die gemeinsame Zukunft mit Gubacca auf den Weg geben? Im Vorfeld habe ich mir einige Gedanken gemacht, welche Fehler ich bei Chiru gemacht habe. Worauf sollte ich in der Zukunft besonders achten? Einer meiner Vorsätze war unter anderem, es mit Gubacca langsam angehen zu lassen. Nach dem Motto „weniger ist mehr“, sollte Zwerg-Riese erst einmal langsam bei uns ankommen und sich eingewöhnen. Bei Chiru hatte ich den Fehler gemacht, ihn zu schnell mit vielen Aktivitäten zu überfordern.
„Manchmal ist das Beste, was wir einem jungen Hund schenken können, einfach Ruhe.“
In den ersten Wochen ist mir das auch sehr gut gelungen. Bis auf das Welpenspiel am Sonntag gab es keine weiteren festen Termine mit Gubacca. Vor zwei Wochen hatten Susi und ich dann die erste Stunde bei einer Hundetrainerin. Für uns ein voller Erfolg und wir beschlossen, regelmäßig, alle 14 Tage, mit ihr zu trainieren.
Eigentlich wollten wir ja auch mit Lennox und Gubacca gemeinsam den Fun-Kurs besuchen, der im Anschluss an das Welpenspiel für uns angeboten wurde. „Mantrailing, das wäre doch auch etwas Tolles für die beiden Spürnasen“, überlegte ich und fragte mich, ob ich mich für das Training eintragen lassen sollte. Aber eigentlich wollte ich doch gar nicht so viel mit Gubacca im ersten Jahr machen?! Was lasse ich nur weg? Begeistert schrieb ich einem netten Bekannten, der auch Gos züchtet, von meinen Plänen. Ich freute mich riesig, dass Gubacca schon als Welpe zum Mantrailer ausgebildet werden sollte und eine eigene Hundetrainerin nur für Susi und mich – das ist doch mega toll. Die Antwort war verhalten, sehr verhalten... „Sabine, macht nicht zu viel. Es gibt ein tolles Buch – das schenke ich allen meinen Welpeneltern: ‚Hoffnung auf Freundschaft – Das erste Jahr des Hundes‘.“ Mehr kam nicht von J. als Antwort auf meine Pläne – aber es reichte, um mich auf das Buch neugierig zu machen.
Das Buch handelt von Bandit und Spencer, zwei Wurfgeschwistern, die in unterschiedlichen Familien aufwachsen und sich vollkommen unterschiedlich entwickeln. Der eine ist ein freundlicher, offener Familienhund und der andere wurde zum Problemfall. Was war schiefgelaufen bei den beiden kleinen Australian-Shepherd-Rüden? Beide wurden von ihrer Züchterin verantwortungsbewusst und liebevoll bis zum Auszug in ihre neuen Familien großgezogen. Wie konnten sich die beiden Hunde so unterschiedlich entwickeln? Natürlich hätte ich mir gewünscht, in dem Buch einen klaren Leitfaden zu bekommen, wie ich es schaffe, dass Gubacca der freundliche und offene Familienhund wird. Aber wie steht es auf der Rückseite des Buches: „Erziehung ist einfach, aber nicht simpel.“ Und so führt das Buch die Leserinnen und Leser durch die einzelnen Entwicklungsstufen vom Welpen bis zum einjährigen Rüden.
Viele meiner Gedankenteile zur Hundeerziehung werden in diesem Buch zu einem roten Faden zusammengefasst. Wie schaffe ich es, dass Gubacca ruhig und ausgeglichen bleibt? Wie viel Beschäftigung braucht ein Welpe tatsächlich? Macht es Sinn, in die Welpenschule zu gehen? Was steht mir noch in der Pubertät mit Zwerg-Riese bevor? Die Antworten und Lösungen sind oft ganz simpel, haben mich aber auch oft zum Nachdenken angeregt. So ging es mir bei ganz vielen Kapiteln im Buch. Auf der einen Seite fand ich spannend zu lesen, wie Spencer und Bandit sich weiterentwickeln und hätte das Buch am liebsten in einem durchgelesen. Andererseits brauchte ich bei einigen Passagen auch erst einmal Zeit, über das Gelesene nachzudenken.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde es garantiert auch noch ein zweites und drittes Mal lesen. Was habe ich zum Schluss des Buches für mich mitgenommen? Ganz klar: Dass ein ruhiger und entspannter Umgang mit Gubacca der Weg zu einem offenen, freundlichen und leicht zu führenden Gubacca ist. Anstatt mir immer wieder Gedanken zu machen, ob ich Zwerg-Riese als heranwachsenden Hütehund auch genug beschäftige, lieber wieder einmal einen spannenden Krimi lesen und an mich denken. Gubacca ist ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben, aber es tut weder ihm noch mir gut, ständig in den Fokus gerückt zu werden. Den Mantrailing-Kurs wird Gubacca vielleicht in einem Jahr mal besuchen und wir haben nur einen Termin fest in unserem Kalender stehen: Alle 14 Tage eine gemeinsame Stunde mit Lennox und Susi bei der Hundetrainerin. Mehr nicht, und dabei bleibt es auch erst einmal.
„Ein gutes Fundament entsteht nicht durch Tempo, sondern durch Geduld.“
Einfach nur gemütlich abhängen kann auch für einen jungen Hund sehr schön sein... Einen besseren Beweis als den relaxten Gubacca auf dem Foto gibt es, glaube ich, nicht.
Wer das Buch gerne lesen möchte:
Hoffnung auf Freundschaft – Das erste Jahr des Hundes (Kosmos Verlag)
Michael Grewe und Inez Meyer
.png)
6 comments