Heute ist später: Von Altersmilde, Leberwurstbrot-Verhandlungen und 8,5 Jahren Glück
Was ging mir in den letzten Tagen durch den Kopf? Typisch für ein Jahr, das sich dem Ende zuneigt: Gubaccas Alter. Achteinhalb – für einen Gos d'Atura Català eigentlich das beste Alter, und doch fängt man an zu rechnen. Nicht dramatisch. Eher so, als würde man im Kopf leise den Taschenrechner öffnen, den man eigentlich gar nicht benutzen wollte. Wie viele sorgenfreie Jahre liegen noch vor uns?
Und dann passiert etwas Merkwürdiges. Parallel zu diesen Gedanken breitet sich etwas völlig anderes aus: eine sehr angenehme Gelassenheit. Fast so, als hätten Gubacca und ich uns heimlich darauf geeinigt, die Dinge nicht mehr ganz so streng zu nehmen.
Irgendwann taucht dann unweigerlich dieses Zitat auf: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ In der Hundeerziehung so etwas wie ein Mantra. Dazu passend die beruhigende Ergänzung: Hunde lernen bis ins hohe Alter.
Stimmt ja auch. Theoretisch. Und vermutlich nicht immer so entscheidend, wie wir glauben.
Früher war da dieser innere Druck:
Wenn ich jetzt nicht … dann später!
Wenn ich jetzt nicht konsequent bin.
Wenn ich jetzt nicht dranbleibe.
Wenn ich jetzt nicht übe, trainiere, korrigiere – dann … ja dann …(passiert vermutlich irgendetwas ganz Schlimmes.)
Heute ist später. Und – Überraschung – die Welt ist immer noch da.
Trotz gelegentlicher Inkonsequenz habe ich einen ziemlich großartigen Hund bekommen. Einen Hund, der anhänglich ist. Der sich wunderbar benehmen kann, wenn wir bei anderen zu Besuch sind. Der gut hört. Und der gleichzeitig sehr genau weiß, wann es sich lohnt, alte Regeln noch einmal vorsichtig infrage zu stellen. Gubacca ist schließlich nicht blöd. Er wartet nur ab, bis man selbst glaubt, die Regel sei eigentlich gar nicht so wichtig gewesen.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Abendessen. Ganz am Anfang gab es eine eiserne Regel: Während wir essen, ist Gubacca nicht anwesend. Wer möchte schon eine Gos-Nase im Teller. Oder diesen Blick, der sagt: Ich brauche nichts. Ich bin nur zufällig genau hier.
Diese Regel hielt erstaunlich lange. Bis wir bei meiner Schwester waren. Dort liegt Gubacca heute lang ausgestreckt unter dem Tisch. So lang, dass Micky und ich kaum Platz für unsere Beine haben. Das Ganze wirkt weniger wie ein Regelbruch und mehr wie eine sehr gut etablierte Sitzordnung.
Und irgendwann, ganz unbemerkt, hat diese Sitzordnung den Weg zu uns nach Hause gefunden. Mittlerweile legt Gubacca selbst fest, wann seine Abwesenheit vom Esstisch endet. Ursprünglich war das beim Abräumen. Inzwischen hat sich dieser Zeitpunkt … sagen wir … neu verhandelt.
Auch sein Herrchen hat er erfolgreich umprogrammiert. Die Leberwurstschnitte gibt es nicht mehr nach dem wir gessen haben. Sondern davor. Ich möchte an dieser Stelle betonen: Das war nicht der Plan. Wirklich nicht. Und wisst ihr was?
Shit happens.
Vielleicht ist das die Gelassenheit, die mit den Jahren kommt. Vielleicht ist es Altersmilde. Oder einfach die Erkenntnis, dass nicht jede Regel bis zum bitteren Ende verteidigt werden muss.
Ich rechne immer noch. Und genieße gleichzeitig genau diese entspannte Phase.
Wenn du noch ein bisschen weiterleisen möchtest – hier findest du weitere Gedanken aus meinem Alltag mit Gubacca:
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