Die Macht der Stimme – und warum mein Gos nicht auf Helium steht
Es gibt Momente im Leben eines Hundehalters, in denen man sich selbst beim Quietschen zuhört und denkt: „Ach du meine Güte. Das war jetzt aber sehr… hoch.“ Bei mir passiert das erstaunlich oft.
Gubacca und ich haben auf unserer Lieblingsrunde eine dieser herausfordernden Stellen: ein großer Pferdehof, an dessen Zaun gern mehrere Hunde auftauchen, laut kommentieren, dass wir überhaupt wagen, vorbeizugehen, und ungefähr so wirken, als hätten sie gerade Schicht als Sicherheitsbeauftragte auf einem Rockfestival.
Ein Ton, irgendwo zwischen Heliumballon und hysterischem Glückskeks. Und wenn es richtig gut lief, kam noch mein persönlicher Signature-Sound hinterher: ein zart geschmettertes „Bacciiiiiiiiii!“
Ich meinte es gut. Gubacca hörte: „Wir gehen jetzt auf 180. Attacke? Stress? Action? What’s the plan, boss?“
Warum hohe Stimmen bei vielen Hunden eher Stress auslösen
Gos d’Atura sind eh schon Meister im Lesen unserer Stimmung. Sie scannen uns wie ein Gerät, das jede Vibration im Umkreis wahrnimmt – ein fein eingestelltes Frühwarnsystem auf vier Pfoten.
Hohe, quiekige, schnelle Töne bedeuten für viele Hunde und besonders für einen Hütehund mit eingebautem „Ich-manage-das-hier“-Modus:
Der Moment, in dem ich meine Stimme tiefer „anzog“
Vor ein paar Wochen habe ich bewusst etwas ausprobiert. Wir liefen wie immer am Pferdehof vorbei, die Security-Bellhunde legten los, Gubacca hob eine Augenbraue.
Und ich statt meines üblichen Glitzerquietschen:
„So ist gut.“
Tiefer. Ruhiger. Mehr aus dem Bauch als aus dem Kehlkopf.
Eher ein Brummeln.
Und mein Gubacca? Er atmete aus. Er wurde wirklich locker. Er schaute kurz zu mir hoch, fast so, als würde er sagen: „Hm. Frauchen hat die Lage ja doch im Griff. Dann kann ich jetzt runterfahren.“
Was ich daraus gelernt habe
- Stimme ist Energie. Und der Gos arbeitet energieorientiert, nicht wortorientiert.
- Hohe Töne sind für viele Hunde wie ein doppelter Espresso – besonders bei sensiblen und wächternaturigen Hunden.
- Tief, ruhig, langsam = Sicherheit. Je entspannter wir klingen, desto weniger fühlt sich unser Hund in der Pflicht.
- Loben ja – aber bitte nicht wie ein Luftballon kurz vor dem Platzen. Warm, herzlich – aber nicht aufputschend.
Mein Fazit
Ich werde das Quietschen nicht komplett ablegen. Ganz ehrlich: Das wäre auch nicht Bine. Und es gibt Momente, da darf man auch mal „Bacciiiiiiii!“ quietschen – im Wohnzimmer, bei Tricktraining, wenn man beide Wangen in Gubaccas Fell steckt und kurz vergisst, dass der Hund eigentlich ein erwachsener Katalane ist und kein Plüschbär.
Aber draußen, in Situationen mit Fremdenergie, Trubel und potenzieller Aufregung? Da ist meine tiefe Stimme inzwischen mein bestes Werkzeug.
Und Gubacca? Der findet mein neues „Brummeln“ richtig gut. Man sieht es daran, wie seine Schultern weicher werden. Und daran, dass er inzwischen öfter denkt: „Frauchen regelt. Ich kann chillen.“
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