„Manchmal zeigt ein Hund uns nicht den Weg,
sondern das Tempo, in dem wir ihn gehen sollten.“
Es gibt Menschen, die gehen durchs Leben wie durch einen vollen Kalender: ein Ziel im Blick, das nächste schon im Hinterkopf. Ich gehöre da eindeutig dazu. Ich mag Dinge, die vorwärtsgehen. Und zwar zügig. Wenn etwas nicht klappt, probiere ich nicht gerne hundert Varianten aus, sondern denke schnell: „Gut, dann eben anders.“ Neustarts sind mein Hobby. Abkürzungen meine Spezialität.
Mit einem Gos funktioniert das nicht. Und ganz sicher nicht mit Gubacca. Mein Hund hat mir beigebracht, was ich vorher konsequent ignoriert habe: Geduld. Nicht die hübsche Geduld, die man sich als Postkarte an den Kühlschrank hängt, sondern die echte, die sich manchmal eher wie Arbeit anfühlt. Dieses „immer wieder anfangen“, obwohl man eigentlich sicher ist, dass es sowieso nix wird.
Ein Paradebeispiel war früher unser Drama am Rad. Die ersten Versuche waren, freundlich formuliert, ambitioniert. Nach einer gewissen Strecke schaltete Gubacca einfach hoch. Als hätte jemand auf „Turbomodus“ gedrückt. Er wurde schneller, hibbeliger, sprang mich an, als müsste er mir unbedingt erklären, dass jetzt sofort etwas ganz Wichtiges passieren müsse.
Ich stieg ab, atmete durch, wartete, bis das katalanische Temperament wieder sank, und schob das Rad nach Hause. Immer wieder. Immer wieder. Immer wieder. Ich weiß noch, wie ich dachte: „Das wird nie etwas…“ Und trotzdem stand ich am nächsten Tag wieder da. Und am übernächsten. Und irgendwann, ganz leise, machte es Klick. Wir fuhren unsere Runde, als hätten wir nie etwas anderes getan. Ich auf dem Rad, Gubacca neben mir, ein fliegender Flokati mit Mission.
Vielleicht ist das genau das, was dieses Zitat meint. Manchmal zeigt ein Hund uns nicht den Weg, sondern das Tempo. Und manchmal müssen wir bereit sein, das eigene Tempo runterzunehmen, damit überhaupt etwas entstehen kann. Vielleicht ist der Dezember die richtige Zeit dafür. Für Schritte, die etwas leiser sind. Für die Momente, in denen man innehält. Für das Vertrauen, dass Dinge wachsen dürfen – auch wenn sie nicht in unserem Tempo wachsen.
Und vielleicht ist genau das das größte Geschenk, das ein Hund uns machen kann: Nicht schneller zu werden, sondern stimmiger.
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