684.-685. Tag | Welpenalarm: Banya´s G-Wurf #2 (Geburt)

März 24, 2019

Kaum saß ich am Frühstückstisch und wollte gerade in mein Brötchen beißen, klingelte mein Handy. Andrea war dran: "Wenn du gerne bei der Geburt dabei sein möchtest, solltest du jetzt losfahren. Die Fruchtblase ist gerade geplatzt!" Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und suchte schnell meine Sachen zusammen. Bis Datteln sind es 40 Minuten Autofahrt und ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Banya bekam zum dritten Mal Nachwuchs. Die vorherigen beiden Würfe kamen relativ schnell und problemlos auf die Welt - von daher war meiner Meinung nach Eile angesagt. 45 Minuten nach dem Anruf stand ich mit qualmenden Rädern vor Andrea´ s Garage.  Bei dieser Rekordzeit blieb zu Hause wirklich nur Zeit für Zähneputzen und rein in die Klamotten.




Während der Fahrt stellte ich mir vor, wie ich bei  meiner Ankunft im "Schweinsgalopp" ins Haus rennen würde, um die Geburt des ersten Babies nicht zu verpassen. Ich hatte daher überhaupt nicht  damit gerechnet, von einer total entspannten Banya an der Haustür begrüßt zu werden. Zeitgleich mit mir kam Verena an, eine Freundin von Andrea. Unser Hebammenteam war vollzählig und saß dann wartend in der Küche. Die Babies ließen auf sich warten... Ingo, Andrea´ s Mann,  wäre  gerne bei der Geburt des ersten Welpen dabeigewesen, musste dann aber zur Arbeit fahren. "Mädels, ich bin dann heute abend bei der Geburt des letzten Babies dabei", witzelte Ingo als er sich verabschiedete. Dass er damit fast recht behalten sollte - damit rechnete zu diesem Zeitpunkt niemand von uns. 



Banya lief in den Flur - rannte in den Garten um Pipi zu machen - lief in die Wurfbox - und wieder raus...Mittlerweile war das Fruchtwasser schon vor über zwei Stunden abgegangen und keine Presswehen in Sicht. Andrea wurde ein bisschen unruhig und rief bei der behandelnden Tierärztin an, die ihr empfahl Banya Sensiblex zu spritzen.  Das Mittel fördert die Dehnfähigkeit des weichen Geburtsweges und reguliert die Wehentätigkeiten. Und siehe da um 9.40 Uhr setzen wirklich die Presswehen langsam ein. Banya machte immer häufiger einen "Katzenbuckel" und man konnte richtig sehen, wie die Wehen durch ihren gesamten Körper gingen. Und dann war  auch schon das erste Baby da: Ein 440 Gramm schweres Mädchen in "black & tan". Die Fruchthülle war schon im Geburtsgang geplatzt und dadurch hatte sich die Geburt wahrscheinlich auch verzögert.




Von der eigentlichen Geburt habe ich beim ersten Mädchen nur wenig mitbekommen. Ich gehöre zu den Menschen, die beim kleinsten Tropfen Blut in Ohnmacht fallen und ich hielt mich daher lieber etwas abseits vom Geschehen. Außerdem wollte ich Banya auch nicht mit zu viel Nähe verunsichern. Eine Sorge, die jedoch vollkommen unbegründet war. Die Maus genoß es sichtlich von uns dreien unterstützt und umsorgt zu werden. Während Andrea sich um Banya kümmerte, rubbelte Verena das neugeborene Mädchen mit dem Handtuch trocken. Durch die gleichmäßigen Streichbewegungen wird der Kreislauf und die Atmung des Babys angeregt. Auch das erste Trinken an Mamas Zitze klappte dann problemlos und wir atmeten alle drei auf.




Um 11 Uhr kam dann das zweite Baby zur Welt, ebenfalls ein kleines black & tan Mädchen und unser kleines Hebammen-Team arbeitete schon sehr routiniert. Nabelschnur versorgen und abbinden, mit dem Handtuch den Kreislauf anregen und dann zu Mama an die "Milchbar". Die Babies wickelten wir zu Beginn immer in ein kleines Handtuch, damit Banya nicht weiter an der Nabelschnur knabbern konnte.




Trotzdem blieb Andrea ein bisschen besorgt. Sie empfand die Wehen als zu schwach und man merkte Banya an, dass es für sie sehr anstrengend war. Endlich, gegen 12.40 Uhr kam dann Nummer 3, der erste Junge zur Welt. Ich stand gerade neben Banya und streichelte ihr den Rücken als eine Presswehe die Geburt ankündigte.  Der Zwerg kam mit dem Popo zuerst in sein neues Leben gerutscht. Zum Glück hatte ich diesmal  das Handy griffbereit und konnte die Geburt filmen.





Welpen sind von zwei Fruchtblasen umgeben. Die erste platzt in der Regel während des Geburtsvorgang. Die zweite wurde dann von Banya mit den Zähnen geöffnet. Hierbei half Andrea ihr, damit es etwas schneller ging und das Baby atmen konnte. Auch die Nabelschnur wurde von Banya selbst mit den Backenzähnen durchtrennt. Ein bisschen aufpassen muss man hierbei nur, dass die Hündin sie nicht zu kurz abbeißt. Der gesamte Geburtsvorgang hatte für mich etwas sehr natürliches und ich fand es sehr schön, dass Andrea sehr darauf achtete, dass Banya möglichst viel alleine machen konnte.  Ich hatte mich mittlerweile schon an den Anblick von Blut gewöhnt und hatte keine Hemmungen mehr zu helfen. Der zweite Junge kam dann direkt in meinen Händen auf die Welt - ein unvergessliches Erlebnis. Auch dass Banya mir soviel Vertrauen schenkte, ich ihre Babies umsorgen durfte und sie meine Nähe sichtlich genoß, hat mich sehr berührt.

Zwischen den Geburten der beiden Jungen lagen diesmal nur 30 Minuten  und wir dachten:  Jetzt ist es gleich geschafft und alle Babies sind auf der Welt - vier Zwerge lagen schon trinkend bei Banya. Von der Ultraschalluntersuchung wusste Andrea, dass es sieben Welpen sein sollten. Aber auch beim Abtasten des Bauches fühlte man deutlich, dass noch Babies auf ihre Geburt warteten. Die Zeit verstrich - es tat sich nichts mehr. Andrea rief erneut in der Tierklinik an. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass irgend etwas nicht stimmte. Die Wehen wurde schwächer und Banya zunehmend erschöpfter. Um kein unnötiges Risiko einzugehen packten wir die Babies mit Handtüchern und einem Welpenkuschel-Sack in einen Wäschekorb und ab ging es zur Tierklinik. Ich saß hinten im Auto mit den Babies auf den Schoß - Verena auf dem Beifahrersitz mit Banya und Andrea am Steuer. Schweißgebadet kamen wir gut 30 Minuten später bei der Ärztin an. Aufatmen bei allen - keine Autogeburt. 



In der Tierklinik hatte man schon auf uns gewartet und Banya und ihre Babies kamen direkt in das Untersuchungszimmer. Auf dem Ultraschall konnte die Ärztin dann sehen, dass es noch drei Babies waren. Das anschließende Röntgenbild zeigte dann jedoch auch, dass einer der Welpe mit dem Vorderbeinen nach hinten vor dem Geburtskanal lag. Keine optimale Lage, da  dadurch die Schulter zu breit waren.  Vorsichtig bemühte sich die Tierärztin später bei der Geburt den Welpen zu drehen und ihn mit den Händen zu unterstützen. Würde das nicht klappen, müsste sie einen Kaiserschnitt machen, sagte sie uns. Bange Minuten - und dann die Erlösung. Sie bekam das kleine Mädchen so durch den Geburtskanal und mit einem lauten Schrei zeigte die kleine Maus, dass sie auf der Welt angekommen ist.



"Sie können jetzt wieder nach Hause fahren. Die anderen beiden Welpen liegen gut und kommen sicherlich problemlos auf die Welt", riet uns die Tierärztin nach dem sie alle fünf Welpen gründlich untersucht hatte und alle gesund waren. Andrea schaute uns zögernd an. Seit der Geburt des kleinen Mädchen in der Klinik war bereits schon wieder mehr als eine Stunde vergangen. Sollte es wieder Komplikationen geben, wären wir vielleicht gerade im Berufsverkehr auf der Autobahn. Banya lag total entspannt im Behandlungsraum auf ihrer Decke  und die Klinik stresste sie überhaupt nicht. "Wir bleiben" beschloss Andrea und auch diesmal zeigte sich, dass es gut war auf ihr Bauchgefühl zu hören. Zwei Stunden später machte sich auch endlich der sechste Welpe auf den Weg ins Leben - und auch er schaffte es nicht alleine. Eigentlich wollte die zweite Tierärztin nur mit den Fingern tasten , wie weit die Geburt schon vorangeschritten war. Dann merkte sie aber schnell, dass der kleine Zwerg immer wieder zurück rutschte. Später gestand sie uns,  dass es für sie schreckliche Minuten waren, weil sie befürchtete der Welpe würde wieder in die Gebärmutter gleiten, wenn sie ihn nicht richtig zu packen bekäme. Aber zum Glück ging alles gut und der kleine Rüde  konnte seinen ersten Schrei im neuen Leben machen. Weitere Stunden später kam noch ein kleiner Junge auf die Welt - er hatte es leider nicht geschafft und kam Tod zur Welt.





Gegen 19.30 Uhr konnten wir dann endlich wieder nach Hause, zu Andrea fahren. Banya ging es schon wieder verhältnismäßig gut und wir waren  sehr glücklich über die drei Mädchen und drei Jungen, aber auch sehr traurig, dass es der letzte kleine Zwerg nicht geschafft hatte. Zuhause wurden wir dann schon von Ingo erwartet. Liebevoll hatte er schon alles für die Ankunft der Babies vorbereitet - wir waren ja doch sehr überstürzt zur Tierklinik aufgebrochen. Die Wurfkiste war frischbezogen, eine Spielzeugschlange zum Kuscheln lag bereit und alles strahlte eine herrliche Ruhe nach der Aufregung des Tages aus.




Ihre Namen haben die sechs Zwerge auch schon bekommen :-).

Willkommen im Leben:

Gracie, Grappa, Ginger und George, Gaudi und Giotto!



Für mich war es trotz der Aufregung ein sehr berührendes Erlebnis und die Babies werden für mich immer etwas sehr besonderes sein. Danke Andrea, dass ich dabei sein durfte!

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