661. + 666. Tag | Csubakka sucht dringend ein Zuhause!

Den ganzen Tag schon herrschte ein aufgeregtes Gewusel in unserem Tierheim  in Esztergom (Ungarn). Was war da nur los? Neugierig schaute ich durch meine Gitter. "Unsere Freunde aus Deutschland kommen heute und haben bestimmt wieder tolle Sachen für uns dabei", erzählte mir Betyarka, aus dem Zwinger gegenüber aufgeregt. "Und weißt du was das tollste ist Csubakka?! Neun von uns dürfen heute noch mit nach Deutschland fahren: in ein eigenes Zuhause! Auch Emilia, du weißt schon das kleine Rehpinschermädchen, darf ausreisen. Sie hat einen Platz bei einer Pflegefamilie bekommen."

"Ein eigenes Zuhause" - so ganz konnte ich mir darunter nichts vorstellen. Meine Geschwister und ich sind als "Straßenhunde" aufgewachsen. Anna, eine nette Ungarin, hat mich und meine Familie  gefunden und regelmäßig gefüttert. Zum Glück konnte uns dann das Tierheim aufnehmen und wir landeten nicht in einer Tötungsstation. Meine Geschwister konnten vermittelt werden. Nur ich hatte bisher kein Glück und warte schon drei Jahre auf meine Chance. "Betyarka, ist es schön ein eigenes Zuhause zu haben?" "Es würde dir bestimmt gefallen Csubakka! Ein bequemer Korb, immer genug zu essen und Menschen die dich streicheln - wäre das nicht toll?!" "Woher weißt du so genau wie das ist?" "Na, nicht alle von uns haben nur auf der Straße gelebt oder wurden an der Kette gehalten wie ich, Csubakka."

Nachdenklich legte ich mich wieder in meine Ecke. Gibt es so etwas wirklich? Mit den 2-Beinern in einem Haus leben? Mögen uns die Menschen überhaupt? In meinem ersten Lebensjahr auf der Straße,  hatte ich nicht viel Kontakt zu ihnen gehabt. Zu Andrea, unserer Tierheimleiterin habe ich Vertrauen aufgebaut. Sie hat mir auch das Fell geschnitten, dass vollkommen verfilzt war. Auch Anna, die uns früher fütterte, besucht mich regelmäßig und ich freue mich immer riesig sie zu sehen. In den letzten Monaten habe ich große Fortschritte gemacht sagen alle. Wenn sie damit meinen, dass ich schon viel von meiner Angst vor fremden Menschen verloren habe, dann haben sie recht. Mittlerweile siegt meine Neugierde und ich finde es schön, von Menschen die ich kenne, gestreichelt zu werden.

"Und du bist sicher, es gibt  wirklich Menschen die uns ein Zuhause geben möchten, Beyarka? Emilia und die anderen kommen nicht einfach nur in ein anderes Tierheim?" "Wenn ich es dir doch sage, ja wirklich! Vor dir war Borka in deinem Zwinger untergebracht. Borka hatte 12 Jahre bei einem älteren Mann gelebt. Er hat mir Sachen von dieser Zeit erzählt... Zweimal am Tag wurde er gefüttert und er hatte nicht nur ein großen Hundekorb, sondern sogar einen Ball zum Spielen! Wäre der alte Mann nicht gestorben, wäre er nie im Tierheim gelandet." Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Ja klar, Beyarka! Und vom Himmel fallen Fleischstücke...direkt in deinen Napf. Du flunkerst doch!" 

Und wenn doch etwas dran wäre? Traurig schaute ich zu, wie die Glückspilze für ihre Reise vorbereitet wurden. Mittlerweile war auch der Transporter aus Deutschland angekommen. Emilia und die anderen neun Hunde waren schon ganz aufgeregt. Ob ich auch irgendwann einmal dazugehören würde? Es wäre schön, einen Ort zu haben, wo ich mich sicher und geborgen fühlen könnte. Vertraute Menschen, die mich streicheln und mit mir spielen würden. Vielleicht stimmt die Geschichte von dem alten Mann und Borka ja doch. Bestimmt würde ich auf einiges erst mit Angst reagieren. Viel habe ich in meinem Leben ja noch nicht kennengelernt. Aber mit einem Menschen an meiner Seite, dem ich vertrauen kann und der geduldig ist, bin ich sicher, schaffe ich das. Umso länger ich darüber nachdenke , umso trauriger fühle ich mich. Drei lange Jahre bin ich schon hier. Sollte das mein ganzes Leben so bleiben? Muss ich, wie viele andere vor mir, hier im Tierheim alt werden, ohne das Gefühl kennengelernt zu haben von "meinen" Menschen geliebt zu werden. Das darf nicht passieren! "Beyarka, meinst du auch für mich gibt es eine Chance? Ich würde so gerne auch ein schönes Leben ohne Tierheim kennenlernen?!" "Da bin ich sicher Csubakka - irgendwann gehörst du auch zu den glücklichen Hunden die in den Transporter steigen dürfen. Schau mal sogar ich alter Knopf darf vielleicht demnächst in ein neues Zuhause ziehen." "Hoffentlich hast du recht Beyarka, ich möchte nicht im Tierheim alt werden müssen. Irgendwo muss es doch einen Menschen geben, der sich in mich verliebt und mein Freund sein möchte."

Der fast vier Jahre alte Rüde Csubakka ist keine fiktive Figur, sondern wartet seit drei Jahren in einem Tierheim in Ungarn auf die Chance auf ein neues Leben. Die Tierschutzorganisation Herz für Ungarnhunde e.V. unterstützt das Tierheim in Esztergom, Ungarn mit vielen Sach- und Futterspenden und vermittelt die Hunde nach Deutschland. Es wäre toll, wenn es gelingen würde, auch für Csubakka endlich Menschen zu finden, die ihm ein Zuhause geben möchten.