Heute ging es wie geplant mit den Fahrrädern nach Domburg, dem ältesten Badeort von Zeeland. Malerisch und mondän wird Domburg im Internet beschrieben und das trifft es für mich auch auf den Punkt. Ich denke bei der Frage, ob es ein schöner Ferienort ist, scheiden sich wie so oft die Geister und es ist wie beim SMART, man liebt ihn oder man findet ihn doof. Ein dazwischen gibt es nur selten. Viele finden Domburg mittlerweile zu "schickimicki", aber genauso viele Leute mögen gerade das an dem bekannten Ferienort. Mir hat die Mischung sehr gut gefallen und Domburg scheint auch bei den Hundebesitzern sehr beliebt zu sein. Hunde gab es heute, egal ob in dem kleinen gemütlichen Ortskern oder an dem breiten Sandstrand, sehr viele.
In Domburg ist vieles ein bisschen schicker, das sieht man auch an dem Beachclub Oaxaca, der sich optisch deutlich von den anderen Strandpavillons, die ich bisher in diesem Urlaub gesehen habe, unterscheidet. Aber leider hing auch hier das mittlerweile schon gewohnte Schild "gesloten" in der Tür.
Domburg kann auf eine lange Geschichte als Badeort zurückblicken. Zwei Damen aus Middelburg nahmen 1834 zum ersten Mal ein Bad mit der Badekarre in Domburg und schon kurze Zeit später galt die Badekur als neues Heilverfahren. Für alle die sich unter dem Begriff "Badekarre" nichts vorstellen können - ich konnte es auch nämlich nicht - eine kurze Erklärung. Die Badekarren standen früher an den Stränden und waren entweder für Frauen oder Männer bestimmt. Die fensterlose Kabine wurde nicht nur wie ich immer dachte zum Umziehen genutzt, sondern wurde im Anschluss von einem Kutscher mit Pferdegespann ins Wasser gezogen. So konnten die Badegäste es wagen, sittsam und möglichst ungesehen, natürlich in züchtiger Badebekleidung, ein kurzes Bad zu nehmen. Später kamen immer mehr Badegäste wegen der gesundheitsfördernden Wirkung der klaren Luft und des Meerwassers nach Domburg.
Der bekannte Mediziner Dr. Johann Mezger (1938.1909) gilt als Urheber der Physiotherapie und viele prominente Persönlichkeiten kamen nach Domburg, um sich hier von ihm behandeln zu lassen. Heute erfüllen in den Niederlanden nur Domburg und Cadzand die Qualitätskriterien des Europäischen Heilbäderverbands für Thalassotherapie. Kriterien hierfür sind unter anderem das die heilsame Wirkung des Meerwasser und des Klimas untersucht und nachgewiesen wird.
Domburg hat einen kleinen hübschen Ortskern mit Geschäften und Restaurants, wobei auch hier sich wieder die Mischung aus malerisch und mondän zeigt. Es gibt die typischen "Geschenke-Lädchen" wie ich sie so liebe, aber auch das exklusive Geschäft mit hochwertigen Möbeln und Wohnaccessoires, das die Einkäufe ab 1.000 Euro frei Haus liefert. Diesen Service hätte ich heute gut gebrauchen können. Endlich verfiel ich im Shoppingrausch und entdeckte ein Geschäft mit wunderschönen Schnick Schnack. Die Sache hatte nur leider einen gravierenden Haken - ich konnte nur soviel kaufen, wie in meine Fahrradtasche passte. Denn auf ein "wir fahren noch einmal mit dem Auto hierher", wollte ich mich auf keinen Fall verlassen.
Zum Glück habe ich eine recht große Tasche am Rad, aber ein bisschen Bange war mir schon vor dem Transport meiner Einkäufe. Natürlich handelte es sich wieder um Kerzenständer und eine Laterne, what else, wie George Clooney immer so schön sagt. Toll anzuschauen und mit jeder Menge Glas verarbeitet. Ein Irrglaube dem ich leider immer noch verfallen bin ist, dass jeder Niederländer deutsch versteht. Das war früher bei unseren Ausflügen nach Winterswijk immer der Fall. Die Realität sieht heute anders aus und so verstand die nette Verkäuferin natürlich auch überhaupt nicht, warum ich ihr ständig meine Fahrradtasche zeigte. Die wenigsten Niederlände und besonders die jüngeren verstehen und sprechen kaum Deutsch. Irgendwann fiel dann aber bei ihr der Groschen und sie versuchte, alles möglichst bruchsicher für die Heimfahrt zu verpacken. Während ich mit meinen Einkäufen gefühlte Stunden beschäftigt war, wartete der liebe Göttergatte geduldig vor der Tür und passte auf unsere Räder auf. Wir hatten natürlich mal wieder vergessen ein Fahrradschloss einzupacken. Aber er war in "guter Gesellschaft" wie man so schön sagt. Ich muss immer darüber schmunzeln, dass die Männer lieber draußen in der Kälte warten, als einen Laden zu betreten. Wobei einige auch ein vierbeiniges Alibi hatten - auch hier waren wieder viele Hundebesitzer unterwegs. Bei so vielen Urlaubern mit Hunden darf natürlich auch ein exklusiver Hundeladen nicht fehlen und man erkennt ihn sofort an der pinkfarbenen Bulldogge am Eingang. Aber irgendwie passte der "Glamour" nicht so ganz zu Gubacca und ich wurde für ihn nicht fündig.
Ich kann jedem nur empfehlen, wenn er in Zeeland Urlaub macht, die Umgebung mit dem Fahrrad zu erkunden. Die schönsten Ausflüge machten wir in diesem Urlaub bisher, wenn wir mit dem Rad unterwegs sind. Auch heute war es toll, überall einfach anhalten zu können, um ein Foto zu machen und neue Ecken zu entdecken. Zwischen Domburg und Ostkapelle führte unser Weg durch das Naturschutzgebiet "De Manteling", das neben schönen Stränden aus Dünen und Wald besteht.
Der Wald hatte für mich eine ganz besondere Ausstrahlung und ich kam mir fast wie in einem Märchen vor. Die Eichen hier sind etwas ganz besonderes und bleiben deutlich kleiner. Einige werden nicht größer wie einen Meter, obwohl sie älter als 200 Jahre sind. Die salzige Gischt und der starke Westwind hemmen das Wachstum der Bäume. Umso mehr man dann landeinwärts kommt, umso größer werden dann auch die Eichen. Viele der Bäume wachsen "verworren" und haben skurrile Formen - da wundert es mich nicht, dass der Wald von De Manteling auch Krüppelwald genannt wird. Es gibt hier einen extra ausgewiesenen Fahrradweg, der zu der Küstenroute gehört. Wobei ich bei jeder holprigen Stelle dann doch ein wenig zusammen gezuckt bin und mich schon mit einem Haufen Scherben, anstatt mit meinen Kerzenständern im Ferienhaus ankommen sah.
Für mich ist De Manteling ein echtes "muss", egal ob als Spaziergänger oder wie wir, wenn man mit den Rädern unterwegs ist. Im Naturschutzgebiet befinden sich einige historische Landgüter, die wir aber immer nur aus der Ferne zwischen den Bäumen "hervorblitzen" sahen. Die Wohlhabenden kamen früher gerne in diesen Teil der Region und ließen hier ihre Landgüter bauen, die sich auch heute noch im Privatbesitz befinden. Mit ihren langen und herrschaftlichen Alleen und teilweise großen Teichen haben auch sie die Landschaft geprägt.
Natürlich durften auch auf dem Rückweg die obligatorischen Abstecher zu den Strandabschnitten nicht fehlen. Auch hier schleppte ich natürlich brav meine große Radtasche mit, damit ja alles "heile" blieb.
Gutgelaunt und mit unbeschädigten Reise-Souvenirs kamen wir zu unserem Ferienhaus zurück. Sollten wir es diese Woche noch einmal zeitlich schaffen, würde ich sehr gerne noch einmal mit den Rädern das Naturschutzgebiet weiter erkunden.
Am späten Nachmittag hieß es dann statt Strandspaziergang noch einmal ab auf' s Fahrrad und wir fuhren mit Gubacca über den "Banjaard-Boulevard" den Sonnenuntergang entgegen. Herr Mini-Rütter kann mit seinen Rückenschmerzen immer noch keine langen Strecken laufen, aber zum Glück Rad fahren und das "Gubacca-Taxi" ziehen. Wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass ich als liebende Gattin natürlich sofort angeboten habe, den Hänger mit Gubacca zu übernehmen, was jedoch heldenhaft abgelehnt wurde.
Heldenhaft wurde dann auch von Herrn Mini-Rütter noch ein Abstecher zum Strand gemacht, damit der "arme" Gubacca noch einmal so richtig Gas geben konnte... Das war der Plan - der Spanier hatte aber überhaupt keine Lust mehr groß zu laufen und saß viel lieber neben Herrchen im Sand. Nur das "Duracel-Häschen" Bine konnte wieder nicht still sitzen und musste ein Stück am Meer entlang laufen. Und so ging auch heute wieder ein schöner Tag am Strand zu Ende.
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Bine & Gubacca