Tag 3 | Mit dem Rad nach Veere

November 08, 2022

Zum Glück hält sich schlechtes Wetter am Meer oft nicht lange. Der starke Wind vertrieb auch heute die Regenwolken wieder schnell und wir wurden für das frühe Aufstehen mit einem herrlichen Licht am Strand belohnt. Wobei "frühes Aufstehen" relativ ist - für mich ist 7.45 Uhr schon eher spät und ich musste mich echt zwingen, noch liegen zu bleiben. Aber im dunklen hatte ich auch keine Lust auf die Morgenrunde.  Gubacca war darüber nicht unglücklich - er schläft allein  unten und machte mal wieder keine Anstalten aus seiner Box zu kommen, als ich ins Wohnzimmer kam. In der Beziehung ist "Herr Gubacca" ein echter Snob und eine freudige, morgendliche Begrüßung ist in seinem Repertoire "Lieblingshund" sehr zu meinem Leidwesen nicht vorgesehen. 




Lasst euch von den Bildern nicht täuschen - so ganz einsam und verlassen war es am Strand nur die ersten 10 Minuten. Danach hatte ich das Gefühl, dass alle Hundebesitzer ihren Wecker auf 8 Uhr gestellt hatten und zum Strand marschierten. Wobei sich das an dem breiten Sandstrand wunderbar verteilt und man sich problemlos auch aus dem Weg gehen kann. Gerade das macht glaube ich auch für viele Urlauber mit Hund den besonderen Reiz der Niederlande aus - es ist  nicht so beengt, wie auf vielen deutschen Hundestränden. Ich darf gar nicht an Heringsdorf auf Usedom denken, wo es nur ein kurzes Teilstück für die Hunde gab und sich auf dem kleinen Strandabschnitt gefühlte 100 Hunde befanden.





Nach dem Frühstück stand das historische Städtchen Veere auf unserem Ausflugsprogramm. Ich muss zugeben, dass ich im Urlaub immer der "Planer" bin. Während mein Herr Mini-Rütter sich wahrscheinlich einfach auf das Rad setzen und in irgendeine Richtung losfahren würde, habe ich mich Zuhause schon tagelang vorher im Internet informiert, welche sehenswerte Ziele es gibt. Selbstverständlich beinhaltet meine ausgeklügelte Planung auch die Recherche der richtigen Fahrradroute - meinen fast nicht vorhanden Orientierungssinn habe ich ja schon öfters erwähnt. Von daher habe ich es mir angewöhnt, vor der Abfahrt mir die Strecke am Computer noch einmal genau einzuprägen. Das Ergebnis führt uns dann doch öfters zu ganz neuen Zielen, was ich dann einfach auf meinen "Pfadfindergeist" schiebe. Zum Glück ist das mit dem Fahrrad weniger problematisch als beim Autofahren und wir haben dadurch schon sehr schöne Ecken entdeckt. Diesmal ging es aber tatsächlich auf direktem Weg nach Veere, was jedoch weniger an meiner Vorbereitung lag, sondern an dem toll beschilderten Radwegen in Zeeland.





Was mir an der Lage unseres Ferienparks gut gefällt - alles liegt in der direkten Umgebung und ist mit dem Fahrrad gut erreichbar. Von Banjaard bis nach Veere sind es gerade mal 15 Kilometer und die lassen sich hier bei dem tollen Radwegenetz und kaum Steigungen schnell bewältigen. Das erste herrliche Postkartenmotiv von Veere steht direkt am Ortseingang -  die historische Mühle "De Koe". Die "De Koe" wurde 1909 erbaut und ist eine sogenannte "Galeriemühle". Sie war bis 1964 im Mahlbetrieb und wurde 1975/76 grundlegend restauriert. Sie befindet sich im Privatbesitz und kann glaube ich leider nicht besichtigt werden. 



Das nächste was einem sofort ins Auge fällt ist die "Grote Kerk" (große Kirche), die auch Liebfrauenkirche (Onze-Lieve-Vrouwekerk) genannt wird. Sie ist gewaltig für das kleine Städtchen und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die Größe ist dem früheren Reichtum der ehemaligen  Handelsstadt geschuldet. Seitdem hatte die beeindruckende Kirche schon viele unterschiedliche Funktionen und wurde zum Beispiel als Hospital und Armenhaus genutzt. Heute befindet sich dort ein Kulturzentrum.





Die kleine schmale Straße, die vorbei an der Grote Kerk zum Hafen führt, spiegelt so richtig wieder, was ich an den Niederlanden so mag: Liebevoll dekorierte Hauseingänge, egal wie schmal der Platz bis zur Straße ist und die Menschen haben keine Scheu Einblicke in ihre Häuser zu geben. Und ich muss gestehen, ich kann es mir auch nie verkneifen einen Blick in die Fenster zu werfen. Der Einrichtigungsstil der Niederländer ist einfach zu schön, um einfach vorbeizugehen!




"Süße Einblicke" gewährt das Geschäft "Omas snoepewinkel", was übersetzt "Omas Süßwarenladen" bedeutet.  101 unterschiedliche Sorten von traditionellen niederländischen Süßigkeiten gibt es dort und der hübsche rosafarbige Laden wird häufig in Reiseführern erwähnt. 




Veere strahlt einen ganz eigenen Charme aus und man fühlt sich schon fast ein bisschen in die Vergangenheit zurückversetzt. Die kleine Hafenstadt ist fast komplett von Wasser umgeben und war früher im 16. Jahrhundert die bedeutendste Flottenbasis der Niederlande.







Der kleine Jachthafen, die vielen historischen Gebäude... Veere hat mir richtig gut gefallen, auch wenn die Straßencafes geschlossen hatten. Die schönste Reisezeit soll hier von Juni bis Mitte September sein - dann findet dienstags auch immer ein historischer Markt statt. Jetzt im November ist es sehr ruhig in dem Städtchen. Außer uns bummelten nur wenige Urlauber durch die kleinen Gassen. Vielen davon hatten einen Hund dabei. Einen ausgiebigen "Shopping-Bummel" kann man allerdings in Veere nicht machen. Es gibt nur wenige kleine Geschäfte und den Charme der kleinen Stadt machen die vielen schönen alten Gebäude aus und die herrliche Lage mit dem vielen Wasser.  







Warum geht der Rückweg immer schneller als der Hinweg?! Ein Phänomen, dass ich immer faszinierend finde und schwups waren wir schon wieder an der Wegbiegung nach Breezand. Zum Glück kamen wir auf die Idee uns dort den Strandabschnitt anzusehen und stellten fest: Ab Breezand führt ein toller Radweg bis nach Banjaard direkt an den Dünen vorbei, mit Blick auf das Meer. Unser Radweg auf dem Hinweg führte direkt an der viel befahrenen N57 entlang... Nur die Suche nach einem Strandlokal mit Poffertjes blieb leider erfolglos, da alle geschlossen hatten... Schade!



Und so schön der Tag am Strand heute startete, endete er auch heute: Wir hatten einen herrlichen Sonnenuntergang hinter den Dünen und ich habe gefühlte 100 Fotos davon gemacht. Ich beschränke mich dann aber mal schweren Herzens auf eine kleine Auswahl und verabschiede mich für heute...





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