1174. Tag | Die Sache mit den Äpfeln und Birnen...

Februar 10, 2021

Nach unserem grauen und kalten "Prinz Erbse feat Helikopter Bine Montag" hatten wir Dienstag herrlichen Sonnenschein. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehnsüchtig ich auf meine Mittagspause gewartet habe. Als wir dann endlich unterwegs waren,  tänzelte Gubacca zum Glück auch wieder aufgeregt und voller Vorfreude neben mir her und nichts erinnerte mehr an Prinz Erbse.



Gubaccas Problem mit den vielen Eiskugeln unter den Pfoten konnte  ich zum Glück schnell und einfach lösen. Mit einer kleinen Nagelschere habe ich die Zwischenräume zwischen den Ballen freigeschnitten und siehe da: Es blieben kaum noch Klümpchen hängen. Wichtig hierbei ist aber, dass man nicht einfach  nur das Fell  kürzt - so hatte ich das bisher immer gemacht. Damit verhindert man nur, dass die Hunde auf glatten Böden rutschen, aber der Schnee sammelt sich trotzdem in den Zwischenräumen. Man muss wirklich vorsichtig alle Haare zwischen den Ballen herausschneiden.



Auf unserer großen Lieblingswiese war  Gubacca dann auch ganz schnell wieder  im Fotomodel-Modus. Unermüdlich brachte er  seinen neuen Futterbeutel zu mir zurück und tänzelte dabei so elegant durch den Schnee, als ob er sich für Germanys next Topmodel qualifizieren wollte. Auch ich war wie im Rausch, lag auf dem  Schneeboden ohne die Kälte zu  spüren, brauchte keine Handschuhe mehr und fand einfach kein Ende beim Fotografieren.
 




Zuhause am Computer kam dann das Böse erwachen. Im Eifer des Gefechts hatte ich meine Kamera verstellt. Mit Brille hätte sich das vermeiden lassen, aber das ist ein anderes Thema. Anstatt im "Raw-Format" hatte ich alle Bilder in der kleinsten JPG-Auflösung gemacht. Ich bin sicher, einige von euch verstehen jetzt nur Bahnhof. RAW ist das Bilderformat, das ich für meine neuen Leidenschaft Photoshop benötige und bietet deutlich mehr Bearbeitungsmöglichkeiten. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie frustriert ich war, als ich beim Übertragen meiner Bilder, den Fehler bemerkte. Dabei bin ich jahrelang wunderbar ohne RAW und Photoshop klar gekommen. Seit ich jedoch  auf Instagram aktiv bin, hat mich  der "fotografische Ehrgeiz" wieder mehr gepackt. Aber anstatt mich über meine Fortschritte zu freuen, schleicht sich auch oft das Gefühl ein "die anderen fotografieren viel besser...". Leider mache ich auch bei Gubacca diesen Fehler und vergleiche mich oft mit anderen Menschen und ihren Hunden. Warum schafft das Herrchen von Anton, dass sein Hund an allen Rüden ruhig vorbei geht und ich nicht? Die Nachbarin kann ihre Hündin Lilly überall ohne Leine laufen lassen - warum habe ich das nicht hinbekommen? Bestimmt geht es einigen von euch ähnlich und man zieht immer wieder solche Vergleiche und fühlt sich dann auch manchmal als "Looser".
 


Besonders in der Welpenzeit finde ich, befindet man sich schon fast in einem ständigen Konkurrenzkampf zueinander. Wer kennt nicht dieses Gefühl versagt zu haben, wenn in der Welpenspielstunde alle stolz verkünden, dass ihr Hund schon seit der  9. Woche stubenrein ist. Natürlich macht der eigene Welpe  noch mit 16 Wochen regelmäßig ins Wohnzimmer.  Und das sind nur  die Anfänge! Wie oft werden wir noch auf einer Hundewiese stehen und uns fragen, warum kommen alle Hunde, wenn sie gerufen werden, nur meiner nicht?! Wie oft habe ich mich im "Funkurs" über Gubaccas ständiges Bellen geärgert, während alle anderen Hunde ruhig neben ihren Menschen saßen. Ich bin sicher, ohne dass ich jetzt noch weitere Beispiele aufliste, fallen euch viele Situationen ein, in denen es euch ähnlich ergangen ist.



 
So blöd die Vergleicherei schon an sich ist, sie hat auch einen großen Haken: Man vergleicht oft Äpfel mit Birnen. Eine jagdlich orientierte Rasse ist im Freilauf eine ganz andere Herausforderung, als unser kleiner Biewer-Yorki Lottchen. Auch das Gubacca in fremden Situationen mehr bellt  als andere, hat rassespezifische Gründe. Im Gos stecken auch viele typische Eigenschaften eines Herdenschutzhundes und so wird er in einer ungewohnten Umgebung häufig einfach wachsamer reagieren als andere Hunde.


 
Die zweite Falle, in die wir gerne hineintappen, ist der Tunnelblick. Mit trügerischer Sicherheit suchen wir uns nur die Punkte heraus, die nicht gut funktionieren. Ich muss dabei sofort an den Mantrailing-Schnupperkurs denken, den ich mit Gubacca besucht habe, als er knapp ein Jahr alt war. Der Kurs begann mit einer theoretischen Einführung und alle Teilnehmer saßen mit ihren Hunden in einem großen Schulungsraum. Kaum hatte die Trainerin mit ihrer Einführung begonnen, wurde Gubacca auch schon unruhig und fing an zu bellen. Mir sind solche Situationen immer sofort sehr unangenehm und peinlich. Bevor Gubacca weiterhin die Runde mit seinem "zarten" Stimmchen nerven konnte, packte ich ihn daher kurzerhand ins Auto. Für Gubacca ist das Warten im Auto von Anfang kein Problem gewesen. Eher das Gegenteil. Er kommt dort sofort zur Ruhe und verschläft einfach die Zeit. Alles in allem, daher überhaupt nicht schlimm.  Wenn in diesem Kurs nicht noch zwei andere Jungrüden gewesen wären, die den kompletten vormittag ruhig neben ihren Menschen lagen. Sofort haderte ich wieder mit mir selbst und überlegte was ich bei Gubacca falsch gemacht hatte. Es ärgerte mich richtig, dass ich die einzige war, die es nicht schaffte, dass ihr Hund in einer solchen Situation ruhig blieb.



 
 
In der anschließenden Pause kam ich mit einem der Junghundbesitzer ins Gespräch. Er fragte mich ob Gubacca immer so problemlos im Auto alleine bleiben würde. Er hätte seinen Leo an diesem vormittag auch  lieber im Kofferraum gelassen, aber er hätte dann sofort alles angeknabbert. Für mich war es natürlich einfach wieder  selbstverständlich  gewesen, dass Gubacca dort einfach ruhig wartete.
 


 
Auch wenn Gubacca an diesem Vormittag vielleicht der einzige Hund war, dem es schwer fiel über einen längeren Zeitraum ruhig zu bleiben, beim praktischen Teil gehörte er zu den Musterschülern. Die beiden jungen Labradorrüden waren nur mit vielen Wurststückchen zu motivieren, ihre Herrchen zu suchen. Gubacca hingegen, hatte ganz schnell verstanden, um was es geht und wir hatten die ersten kleinen Sucherfolge.



Von daher war der Schnupperkurs damals für mich auch ein sehr schönes Erlebnis. Interessant fand ich zum Schlus, wie die anderen Teilnehmer Gubacca wahrgenommen hatten. Ich hatte es ja so empfunden, dass er der einzige Hund war, der im ersten Teil nicht ruhig geblieben war. Für die anderen war er jedoch, der junge Rüde, der am schnellsten verstanden hatte, was Mantrailing ist. Das zeigt zum einen, dass auch andere schnell in die Vergleichsfalle tappen, wenn der eigene Hund etwas nicht so toll kann. Es ist aber auch ein Beweis dafür, dass Dinge die wir als negativ oder störend empfinden, von anderen gar nicht so wahrgenommen werden.




Manchmal hilft es bei der Vergleicherei auch einfach  mal offen zuzugeben, dass etwas nicht so toll läuft. Anstatt beim Wettbewerb "mein Haus, mein Auto, mein Superhund..." mitzumachen, ist es oft besser, offen über die eigenen Probleme zu sprechen. Und siehe da, plötzlich ist auch Anton, der an allen Rüden ruhig vorbeigeht, ein Hund der keine Minute alleine zu Hause bleibt. Lilly läuft zwar toll ohne Leine, fährt aber keinen Meter im Auto mit... Jeder Hund hat seine Stärken und auch Schwächen. Und rückblickend stellt sich auch vieles als gar nicht so schlimm heraus.



So wie meine Fotos im falschen Kameraformat - die trotzdem wie ihr im Beitrag sehen könnt, sehr schön geworden sind. Und das fehlende RAW-Format war sogar herrlich! Ohne großes Anspruchsdenken, konnte ich meine Bilder einfach mit meinem alten Photo I... bearbeiten und war ganz schnell fertig.


In diesem Sinne wünsche ich euch einen schönen Donnerstag! Wir schwingen uns gleich auf das Fahrradrad und machen unsere Mittagrunde!


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