Manche Buchstaben im Gos-Universum...

-->

Bernsteinaugen im Dunkeln und andere Weckmethoden

November 27, 2025


Es gibt Phasen, da ist Gubacca ein Fels in der Brandung. Ruhig, überlegt, souverän. Und dann gibt es die anderen Phasen. Die, in denen mein Hund sich morgens benimmt wie eine Mischung aus Teenager in Höchstform und alter Seele, die plötzlich beschlossen hat, dass das Leben doch wieder aufregend ist.

Ich weiß meistens schon vor dem ersten Augenaufschlag, in welcher Phase wir sind. Ich werde nämlich nicht wach, weil der Wecker klingelt. Auch nicht, weil Gubacca im Körbchen raschelt. Ich werde wach, weil ich beobachtet werde. Zwei große Bernsteinaugen starren mich im Dunkeln an. Er sagt keinen Ton, bewegt sich nicht. Aber diese stille, konzentrierte Gos-Präsenz ist so deutlich, dass ich genau weiß: Er meint es ernst. Er meint mich. Da braucht es keinen Wecker, da braucht es nur einen liebesverwirrten Katalanen, der im „Ich habe Witterung aufgenommen“-Modus steckt.

Ich habe mich jahrelang über jeden vierbeinigen Neuzugang im Viertel gefreut. Besonders, wenn es hieß: „Es zieht eine Hündin ein.“ Dann war ich die Erste, die strahlte. Heute… sagen wir es mal so: Ich freue mich über jeden Rüden. Ein Rüde mehr im Viertel bedeutet nämlich ein kleines bisschen weniger hormonelles Chaos im Kopf meines eigenen Hundes. Und das ist, nüchtern betrachtet, inzwischen ein Segen.

An der Haustür zeigt sich das ganze Ausmaß. Er wuselt, er jammert, er drängelt, als müsste er ganz dringend nach draußen. Aber natürlich muss er nicht dringend. Er muss schnüffeln. Nur schnüffeln. Und das mit einer Hingabe, die mich manchmal glauben lässt, er hätte eine Doktorarbeit über die olfaktorische Entwicklung der letzten 24 Stunden zu schreiben.

Dass man selbst im strömenden Regen minutenlang vor einem einzigen Grashalm stehen kann, kenne ich ja von ihm. Auch das etwas straffe Tempo, dieser Zug nach vorn, dieses „Ich habe eine Mission“-Gefühl. Alles normal, alles bekannt. Aber jetzt? Jetzt sind wir in einer neuen Kategorie gelandet. Gubacca kommentiert. Laut. Mit voller Stimme, als würde er für eine Hauptrolle im Opernchor proben und wüsste ganz genau, dass sein Organ die nötige Reichweite hat.

Und während ich mich konzentriere, nicht wie ein Fähnchen im Wind hinter ihm herzufliegen, merke ich, dass nicht nur mein Nervenkostüm dünn geworden ist. Seins auch. Der kleine Vorteil der letzten Jahre: Ich stehe nicht mehr daneben wie früher und frage mich irritiert, was zur Hölle gerade passiert. Ich weiß es. Ich kenne jeden Zentimeter seines Verhaltens. Je höher der Testosteronspiegel steigt, desto schmaler wird die Linie zwischen „Ich bin souverän“ und „Ich raste jetzt kurz aus, weil eine Mücke mich schief angeschaut hat“. Und in diesen Momenten verwandelt sich mein erwachsener Hund in das Pubertier, das ich vor acht Jahren an der Leine hatte.

Was mich aber nachhaltig beschäftigt, ist diese immer gleiche Frage: Warum wird das Verhalten im Alter nicht ruhiger, sondern eher… kreativer in der Ausführung? Tickt da eine kleine biologische Uhr, die irgendwann beschließt: Jetzt oder nie, wir drehen den Regler nochmal hoch?

Antworten darauf habe ich keine gefunden. Aber ich habe einen Hund, der mich jeden Morgen daran erinnert, dass man mit viel Leidenschaft einer Spur folgen kann, selbst wenn man dabei klatschnass wird. Und dass Liebe zu seinen Nachbar-Hündinnen offenbar nicht altert.

Man kommt da am besten durch mit Humor. Und mit der Fähigkeit, im Dunkeln zurückzustarren, wenn zwei Bernsteinaugen sagen: „Bine. Aufstehen. Jetzt. Es ist wichtig.“

Bist du neu hier auf MY GUBACCA?
Dann schnapp dir kurz ein Kaffee (oder einen Keks) und schau dich ein bisschen um.
Hier findest du die wichtigsten Ecken meines Blogs:

  • Share:

You Might Also Like

0 comments