1971. Tag | Fotoalbum Klein-Waabs III

September 29, 2022

Diesmal kann ich mit recht behaupten, dass ich jedes einzelne Kleidungsstück in meinem Koffer auch tatsächlich gebraucht habe. Meine bessere Hälfte unterstellt mir nämlich vor jedem Urlaub gerne, dass ich wieder viel zu viel eingepackt hätte und davon noch nicht mal die Hälfte  tragen würde. Von wegen! Vom dünnen Sommer-Shirt bis zu meinem dick gefütterten Regenmantel kam in der zweiten Woche alles zum Einsatz. Meine armen Eltern waren kleidungstechnisch leider nicht annähernd so gut auf die volle Bandbreite beim Wetter eingestellt. Mein Vater hatte nämlich heldenhaft vorgeschlagen, sich einen großen Koffer mit meiner Mutter zu teilen, damit  mein "kleiner" Trolley  noch Platz im Kofferraum hatte.



Mein schlechtes Gewissen beruhigte ich damit, dass ich ja auch bei "Wind und Wetter" viel draußen war. Während es sich meine Eltern auch gerne einfach mal nur vor dem Fernseher gemütlich machten, war das "Duracell-Häschen" Bine in den letzten Tagen ständig zum Strand unterwegs. Immer von dem inneren Gefühl gejagt, die Zeit am Meer ausnutzen zu müssen. 






Immer treu an meiner Seite - der Herr Gubacca. Kein Weg zu lang, kein Wetter zu schlecht... der Spanier marschiert tapfer neben seiner unternehmungslustigen Bine her. Hüpft schon von alleine auf jeden Felsen und zeigt mir mein Lieblingsmotiv - seinen entzückenden Rücken. Mittlerweile wird das bei ihm allerdings zu einem waghalsigen Unterfangen und ich muss Gubaccas hohe Einsatzbereitschaft so manches mal stoppen, wenn er wieder im Meer einen besonders hohen und leider auch glitschigen Felsen entdeckt hat. Aber eins muss man ihn  lassen - er hat hierbei einen fotografischen Profiblick  entwickelt und weiß sich gekonnt in Szene zu setzen.






Aber auch unser kleines Lottchen tritt mittlerweile in die "Fußstapfen" oder muss ich "Pfotenabdrücke" schreiben - von Gubacca und verharrt minutenlang in der Pose, in der ich sie fotografieren möchte. Ich muss darüber immer so lachen, weil Lottchen normalerweise eher der Typ "Terrier" ist, der sich nicht viel vordiktieren lässt. Wer mich aber schon einmal beim Fotografieren erlebt hat, weiß warum das auch mit ihr ganz problemlos funktioniert. Selten bin ich so hartnäckig wie beim Thema "Hunde-Bilder"  und das zahlt sich auch bei kleinen Yorki-Damen aus.







Natürlich durften  auch von Lottchen Grafitti-Bilder nicht fehlen. Am alten Bauhof, der  auf dem Weg nach Langholz liegt, gibt es einige von den tollen Betonwänden und ich bin immer wieder begeistert von den bunten Motiven. Sogar auf meinen Vater schwappte die Lust am Fotografieren über und er machte fleißig Handy-Bilder von Lottchen und Gubacca.







Nicht ganz so erfolgreich bin ich immer mit meinen Selfies von Gubacca und mir. Ich weiß nicht wie die jungen Mädels es immer hinbekommen ihr Handy so in die Luft zu strecken, dass sie später vollkommen lässig und entspannt auf den Bildern aussehen. Meine Versuche erinnerten mich später an die missglückten Passbilder, die man in früher in den Automaten machen konnte. Entweder hatte man die Augen geschlossen oder der halbe Kopf fehlte. Das mein Lieblingsmodel dann auch noch hochkonzentrierte und demonstrativ in die falsche Richtung schaute, machte die Sache auch nicht gerade besser.


Der schlafende Gubacca am Strandkorb gehört zu meinen Lieblingsbildern von dieser Woche, was nicht unbedingt dem Motiv geschuldet ist. Der alte, klapprige Strandkorb ist mächtig in die Jahre gekommen  und der Strandabschnitt punktet nicht gerade mit hellen, sauberen Sand. Aber ich sitze dort einfach wahnsinnig gerne mit Gubacca, schaue  auf das Meer und genieße den Augenblick. Auch wenn sich das immer ein bisschen hochtrabend und wie von einer Zitate-Karte entsprungen anhört. Auch Gubacca genießt diese kleine Auszeit immer sichtlich und  liegt einfach ausgestreckt im Sand und döst vor sich hin. Das ist eine Eigenschaft die er schon als Welpe hatte - egal wieviel Trubel um ihn herum ist - er legt sich einfach hin und schläft...


Er kann aber auch stundenlang einfach nur dort liegen und die Umgebung beobachten.  Oft werde ich dann von Strandspaziergängern angesprochen: "Der ist aber artig" oder "Das ist aber ein lieber Hund!" Klar, freut mich das jedes Mal riesig. Insgeheim wandert mein Blick dann aber auch sofort den Strand entlang und ich denke: "Hoffentlich kommt jetzt kein großer Rüde zu nah an uns vorbeimarschiert!" Ich würde nur zu ungerne den guten Eindruck gegen ein "Der kann ja auch anders!" eintauschen. Aber die Gefahr ist gering geworden. Es werden immer weniger Urlauber und auch bei uns in der Ferienhaussiedlung sind von den 25 Häusern gerade mal noch fünf  vermietet. 




So sehr ich die Strandspaziergänge mit Gubacca liebe - am glücklichsten bin ich darüber, soviel Zeit mit meinen Eltern verbringen zu können. Schade, dass die Zeit nur so rennt - es ist so schön morgens gemeinsam mit ihnen zu frühstücken, das gemeinsame Kartenspielen, unsere Ausflüge in die Umgebung...  für mich ist dieser gemeinsame Urlaub etwas ganz besonderes und ich würde die Zeit so gerne einfach mal anhalten können. Bei unserem Stadtbummel durch Eckernförde bewahrheite sich mal wieder, dass Mütter , egal wie alt man selber ist, einfach immer recht haben. Ich habe steif und fest behauptet, dass es in der kleinen Innenstadt kein Kopfsteinpflaster gibt. Meine Mutter hatte nämlich im Vorfeld Bedenken gehabt, ob sie dort mit ihren Beeinträchtigungen gut  laufen kann. Und wer hat natürlich wieder recht gehabt?! Ich nicht... Aber es war zum Glück trotz Kopfsteinpflaster ein schöner Ausflug.



Ein kleines Kännchen Tee, eine kleine Kanne Kaffee für zwei und drei Stück Torte mit einer kleine Kugel Eis - dafür zahlten wir am Sonntag mal eben 35 Euro. Mein entsetzter Blick muss herrlich gewesen sein, als die Cafeinhaberin des "Kunst-Cafes" uns die Rechnung präsentierte. Kunst ist teuer - aber als besonders kunstvoll hatte ich die Torte nicht empfunden. Witzig präsentiert ja, da jeder Gast vorab kleine eingeschweißte Kärtchen mit der Kuchenauswahl gezeigt bekam. Anstatt ein ganzes, konnte man sich zwei halbe Stücke Torte bestellen. Eine schöne Idee - besonders für Menschen wie mich, die sich nur schwer entscheiden können - wenn die zwei Halben nicht so teuer wie zwei ganze Tortenstücke gewesen wären.  Aber wie sagt man so schön: Man ist ja im Urlaub und lebt nur einmal...



Ansonsten habe ich auch in unserer zweiten Urlaubswoche versucht, die 24 Stunden die ein Tag hat, möglichst effektiv zu nutzen. Da bleibt keine Zeit um morgens noch ein bisschen länger im Bett liegen zu bleiben. Der Blick meiner Mutter spricht immer Bände, wenn ich versuche mich zur "nachtschlafender Zeit" möglichst leise aus dem Haus zu schleichen. Klappt nur selten, da sie bei offener Schlafzimmerür schläft, aber zumindest musste sie sich keine Sorgen machen, dass "ihr Kind" im Dunkeln alleine durch die Felder marschiert. Mit "Nachbarin" Yvette habe ich eine genauso verrückte Frühaufsteherin an meiner Seite, die mit mir in der frühen Dämmerung zum Strand marschiert, um DEN Sonnenaufgang zu erleben.






Wir hatten zwar nicht oft das Glück, einen wolkenlosen Himmel am frühen Morgen zu haben, aber die gemeinsamen Runden mit Yvette und ihrer Mayla werden mir Zuhause sehr fehlen. Yvette bringt mich mit ihrer humorvolle Art immer zum Lachen und ich finde ihre positive Lebenseinstellung einfach klasse. 




Und damit neigt sich auch eine tolle zweite Urlaubswoche so langsam aber sicher wieder ihrem Ende zu. Noch zwei Tage dann heißt es wieder Kofferpacken und es geht  zurück nach Hause, leider! Die Wetterprognose ist für Freitag und Samstag nicht so toll  aber ihr könnt sicher sein, die Bine schafft es garantiert am letzten Tag noch einmal ganz viel zu unternehmen...


Es grüßt euch zum Schluss der Rosenkavalier - ob Gubacca sich damit als "Bachelor" bewerben möchte? Kurz vor unserem Urlaub wurde unser Fernsehbeitrag zum Thema "Hundebademantel nähen" erneut bei "hundkatzemaus" ausgestrahlt und wer weiß was alles noch passiert?! Er gäbe auf jeden Fall einen bildhüschen "Hunde-Bachelor" ab und ich tippe mal darauf, dass Nika die Rose bekommen würde...

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