Tag 14 | Julianadorp Life's a Beach

April 08, 2022

Und da war er leider auch schon wieder - der berühmt, berüchtigte letzte Urlaubstag. Morgen fahren wir schon wieder nach Hause... Wer von euch regelmäßig die Urlaubstagebücher verfolgt weiß, dass dieser Tag fast schon purer Stress ist, weil ich versuche alle schönen Dinge noch einmal in diese 24 Stunden reinzupacken. 

 

Nach dem Frühstück hieß es aber erst einmal Koffer fertig packen und Claudias Fahrrad zurück zum Mobilheim fahren, bevor ich mich mit Gubacca auf dem Weg zum Strand machen konnte. Mittlerweile kommt mir der Weg zum Strand schon gar nicht mehr so weit vor. Das typische Phänomen, wenn man eine Strecke schon sehr oft gelaufen oder auch gefahren ist.



Julianadorp hat viele schöne Seiten. Auch wenn die Tulpenzeit noch nicht begonnen hat - die riesigen Blumenfelder mit den Hyazinthen in allen Farben sind ein herrlicher Anblick.  Naturschutz wird in den Niederlanden auch wirklich gelebt. In vielen der malerischen Wasserkanälen und Grachten gibt es handgefertigte Nistplätze und Rückzugsorte für die Vögel. Überall blühen im Moment die Narzissen  - auch mitten in der  Dünenlandschaft. Die riesigen Sandberge faszinieren mich jeden Tag auf's Neue und ich liebe es den breiten Strand entlang zulaufen.






Was mir trotzdem gefehlt hat, sind ruhige Wege zum Spazierengehen mit Gubacca. Gerade in der ersten Woche, als er geschont werden musste, hätte ich mir mehr Alternativen zum Strand gewünscht. Letztendlich blieb in der Nähe unseres Ferienparks nur ein kurzes Stück Weg, um ihn auch mal ungestört ohne Leine laufen zu lassen. 



Das mag aber auch der Lage unseres Ferienhauses geschuldet sein. Vielleicht ist das in anderen Ortsteilen anders. Ich denke aber der Fokus in Julianadorp an Zee liegt einfach auf dem Strand und das Meer. Viele der  Ferienhausparks und Campingplätze liegen direkt gegenüber der Dünen und der Strand reicht dann vielen  Urlaubern wahrscheinlich für Spaziergänge vollkommen aus.



Wobei unsere Strecke  zum Strand  echt schön zu laufen ist und bei Regen hat man den Weg vielleicht auch mal für sich allein... ansonsten aber eher nicht. Was mir hier in Julianadorp auch fehlt ist das "Drumherum", das ein Ort liebenswert macht und ihm ein "Gesicht" gibt. Kleine Geschäfte, die zum Bummeln einladen, zum Beispiel. Es gibt zwar genug Möglichkeiten zum Einkaufen, aber mehr für den täglichen Bedarf an Lebensmitteln. In dieser Hinsicht gefällt mir Callantsoog besser - aber dafür war dort  auch immer mehr am Strand los, als bei uns. Das ist dann wieder die Kehrseite der Medaille, wie so oft bei den schönen Touristenorten.



Das Meer mit seinem langen breiten Strand ist traumhaft schön und ich werde die Spaziergänge dort sehr vermissen. Mein absolutes Lieblingsmotiv war in diesem Urlaub, neben Gubacca, eindeutig der "Seeziel Batterie Zanddijk". Ein Relikt aus dem 2. Weltkrieg und auf dem ersten Blick war mir überhaupt nicht bewusst, dass es sich hier und bei dem daneben liegenden Aussichtsturm um ehemalige Bunker handelt. Sie gehören beide  zu dem Atlantikwall, der mehr als 6.000 Kilometer langen deutschen Verteidigungslinie von Norwegen bis nach Spanien. Hinter dem Bunker, mit den tollen Graffiti, verbirgt sich ein kleines Militärmuseum.




Als Reisezeitraum kann ich Ende März und Anfang April  nur empfehlen. Vor den Osterferien ist es  in Julianadorp noch nicht so überlaufen und eine Wettergarantie hat man ja nie. Ich kann gut verstehen, dass so viele deutsche Hundebesitzer die Niederlande so lieben. Der Urlaub mit Hund ist hier herrlich unkompliziert und ich hätte Gubacca fast überall problemlos mitnehmen können, wenn ich es gewollt hätte. Auch die  Hundebegegnungen verliefen mit Gubacca  fast immer stressfrei. An dem breiten Strand konnten wir  wunderbar etwas Abstand zu den anderen Hunden halten. Es ist einfach alles  so herrlich weitläufig und nicht so beengt, wie man es von  deutschen Hundestränden fast schon gewohnt ist.






Leider wird die große Toleranz der Niederländer  oft mit unverschämten Verhalten mancher Hundebesitzer "belohnt". So beobachtete ich gestern ziemlich fassungslos, dass eine Urlauberin ihren kleinen Rüden mehrmals sein Beinchen auf der Außenterrasse von dem  Strandpaviljoen Zee van Tijd heben ließ und dabei noch auf ihn wartete. Besonders in den "Strandpavillons" werden Hunde immer mehr zu einem Problem. Viele Gäste lassen  ihre Vierbeiner einfach ohne Leine laufen und es kommt häufig  zu lautstarken Auseinandersetzungen unter den Hunden. Mittlerweile sind Hunde in vielen Strandpavillons nur noch nachmittags erlaubt.  Auch in unserem Ferienpark  kamen uns ständig Hunde unangeleint entgegen.  Mit einem älteren und gehbehinderten Hund wie Raja nervt der Spruch "mein Hund möchte doch nur mal hallo sagen" ziemlich.  Für Raja sind aufdringliche Rüden ein echtes Problem, da sie sehr wackelig auf den Beinen ist.  Von daher: Freiheiten mit Hund sind toll, aber sie sollten ihre Grenzen bei den Rechten unserer Mitmenschen haben. Sonst ist es auch in den Niederlanden irgendwann vorbei damit.



Ein bisschen traurig bin ich, dass ich mit Gubacca so wenig Zeit  am Strand verbringen konnte. In der ersten Woche war ich ja wegen seinem Humpeln oft allein unterwegs, was für mich sehr ungewohnt war. Er ist ein so fester Bestandteil meines Lebens, dass er mir sehr fehlt, wenn er nicht dabei ist. Aber zum Glück wusste ich auch, dass er sich bei Claudia sehr wohl fühlte und sie schon als 2. Frauchen adoptiert hatte. Was er auch gerne ganz charmant Raja deutlich machen wollte, in dem er ihr schon mal gerne den Zugang zu Claudia blockierte. Letztendlich siegte dann jedoch die kleine Prinzessin, die oben auf dem Sofa thronen dufte - er nicht... 




Aber ich will gar nicht über fehlende Meerspaziergänge mit Gubacca jammern - was soll Claudia sagen? Für sie war es noch viel schlimmer, weil sie Raja überhaupt nicht mit an den Strand nehmen konnte. Ich weiß noch, wie ich nach dem Koffer packen, mit Claudia gewitzelt habe, dass wir fast die selben Klamotten wie vor drei Jahren eingepackt hatten. "Auf den Urlaubsfotos werden wir später keinen Unterschied zu 2019 sehen", sagte ich noch zu ihr. Was sind für uns drei Jahre? Vielleicht ein Fältchen mehr, aber ansonsten kein Unterschied. Für Raja eine sehr lange Zeit, in der aus einer quirligen Tibet-Terrier Hündin, eine Seniorin mit großen körperlichen Einschränkungen geworden ist.



Mir hat Claudia sehr leid getan, wenn sie fast in jeder Nacht mehrmals aufstehen musste, um mit Raja noch mal rauszugehen. Es tut weh zu sehen, dass meine kleine Lieblingsfreundin nicht mehr so unbeschwert rennen kann. Aber es hat trotzdem  mit Raja gesundheitlich besser geklappt, wie befürchtet. Ich habe den Eindruck ihre neue Behandlung schlägt langsam an und ihr Zustand verbessert sich wieder ein bisschen. Und was das wichtigste ist: Raja hat trotz ihrer körperlichen Einschränkungen noch große Lebensfreude und das ist letztendlich das wichtigste!



Gubacca und ich hatten auf jeden Fall heute noch mal richtig Glück mit dem Wetter und konnten den Strandspaziergang in vollen Zügen genießen. Das Meer hatten wir fast für uns allein und es waren nur wenige Spaziergänger unterwegs. Endlich konnte Gubacca wieder unbeschwert durch den Sand flitzen und im Meer baden - das Leben kann so herrlich sein!



Nachmittags waren Claudia und ich dann im Paal 6 unsere geliebten Poffertjes essen. Die kleinen münzgroßen Pfannkuchen sind eine niederländische Gebäckspezialität und werden mit viel Puderzucker und Butter serviert. Einfach nur lecker und noch süßer als normale Pfannkuchen.


Das Paal 6 ist sehr stylisch. Ich liebe die Art von Deko und hätte am liebsten ganz viel davon mit nach Hause genommen. Wo bekommen die Niederländer nur ihre tollen Einrichtungen her?!



Die Strandpavillons bzw. -lokale ziehen sich von Den Helder den gesamten Strandabschnitt nach Petten und weiter fort. Jedes der "Strandpaviljoen" hat einen eigenen "Style" und auch die Speisekarten unterscheiden sich oft deutlich voneinander. So hätten wir zum Beispiel im Strandpaviljoen Zee van Tijd, der nur wenige Gehminuten vom Paal 6 entfernt liegt, keine Puffertjes bekommen. Dafür aber Hamburger, die es wiederum nicht im Paal 6 gibt. 


Es lohnt sich daher vorab einen Blick auf die Homepage des Strandpavillons zu werfen und die Speisekarte zu studieren, wenn man etwas bestimmtes essen möchte. Aber aufpassen - hier unterscheidet sich das Angebot auch noch einmal in "Lunch" und "Dinner". Die Getränkepreise haben es in sich, es folgt auch direkt ein "ABER", die direkte Meerlage der Lokale ist  einfach traumhaft und  muss auch mit bezahlt werden.



Und dann ging  auch dieser schöne Urlaubstag zu Ende. Der Wagen stand  fertig gepackt für die Heimfahrt bereit und ich bin natürlich noch einmal mit dem Rad zum Strand gefahren, um "Auf Wiedersehen" zu sagen. Die letzten Tage hatte es abends immer geregnet oder war dicht bewölkt gewesen,  aber heute hatte ich Glück und wurde mit einem herrlichen Sonnenuntergang verabschiedet. Der wie immer - ihr wisst  schon - komplett anders aussah, wie die vorigen...









"Life's better at the beach..." oder wie auf dem alten Bunker steht: Life's a Beach" und damit schließt sich auch dieses Urlaubstagebuch schon wieder. Es war diesmal ein anderer Urlaub in Julianadorp wie in 2019 - aber auch ein sehr schöner. "Wahre Freundinnen sind die, die nicht nur im Sonnenschein mit dir lachen, sondern auch im Regen mit dir weinen". Das hat die Freundschaft von Claudia und mir bewiesen und ich freue mich schon auf den nächsten gemeinsamen Urlaub mit den beiden!

  • Share:

You Might Also Like

0 Kommentare