Ich glaube kaum ein Thema beschäftigt einen mit Beginn der Pubertät des Hundes mehr, wie seine plötzliche Unverträglichkeit mit Artgenossen. Was war das bis vor kurzem noch ein herrlicher Zustand, dass man an allen Hunden einfach vorbei gehen konnte. Wenn überhaupt bestand das einzigste Problem daraus, dass unser Jungspund mit allen spielen wollte und nicht abrufbar war. Aber kaum fangen die Hormone an verrückt zu spielen, ändert sich das wie über Nacht. Gestern noch everbodys Darling hat man plötzlich einen "auf Krawall gebürsteten" Vierbeiner an seiner Seite.
Mir ging es mit Gubacca nicht anders. Was hatte ich im Vorfeld nicht alles gemacht, damit er optimal sozialisiert ist und nicht zum Leinenpöbler wird. Ich wollte keinen Hund, mit dem ich im Urlaub einen großen Bogen um den Hundestrand machen muss oder der im Biergarten fast den Tisch umreißt, weil ein anderer Rüden in seine Nähe kommt. So ganz habe ich das leider nicht hinbekommen. Zu meiner Ehrenrettung - manche Verhaltensweisen sind bestimmt einfach auch der Natur des Hundes geschuldet, aber manches habe ich auch falsch gemacht. Aber wie ist das so schön mit der Theorie & Praxis? Man kennt seine Fehler, schafft es aber auch nicht immer, sie auch umzusetzen. Oder wie sagt man auch so schön: Hinterher ist man immer schlauer..." Von daher gibt es heute eine Bestandsaufnahme zum dem Thema "Verträglichkeit mit anderen Hunden". Was würde ich heute anders machen - was ist gut gelaufen?
Mir ging es mit Gubacca nicht anders. Was hatte ich im Vorfeld nicht alles gemacht, damit er optimal sozialisiert ist und nicht zum Leinenpöbler wird. Ich wollte keinen Hund, mit dem ich im Urlaub einen großen Bogen um den Hundestrand machen muss oder der im Biergarten fast den Tisch umreißt, weil ein anderer Rüden in seine Nähe kommt. So ganz habe ich das leider nicht hinbekommen. Zu meiner Ehrenrettung - manche Verhaltensweisen sind bestimmt einfach auch der Natur des Hundes geschuldet, aber manches habe ich auch falsch gemacht. Aber wie ist das so schön mit der Theorie & Praxis? Man kennt seine Fehler, schafft es aber auch nicht immer, sie auch umzusetzen. Oder wie sagt man auch so schön: Hinterher ist man immer schlauer..." Von daher gibt es heute eine Bestandsaufnahme zum dem Thema "Verträglichkeit mit anderen Hunden". Was würde ich heute anders machen - was ist gut gelaufen?
Die richtige Sozialisierung im Welpenalter
Ich glaube jeder der eine "Welpenspielstunde" besucht hat, kennt die Todsünde Nr. 1: Der Kontakt an der Leine. Überhaupt sollte man alle schlechten Erfahrungen vermeiden und drauf achten, dass der junge Welpe viele unterschiedliche Hunde in der richtigen Prägungsphase kennenlernt... Soweit die Theorie, die natürlich grundsätzlich richtig ist. Trotzdem liegt hier schon der erste Stolperstein. Richten wir unseren Fokus ständig nur darauf, dass unser junger Hund ja keine negativen Erfahrungen sammelt, bekommt der Umgang auch schnell etwas "verkrampftes", weil wir angespannt sind.Selbst wenn der Welpe mal eine schlechte Erfahrungen macht, wird er dadurch nicht gleich ein Problem mit Artgenossen entwickeln. Die Weichen hierfür stellen wir oft später selbst in die falsche Richtung. Aber wir machen dadurch aus jeder Hundebegegnungen sofort eine große Sache. Dabei wünschen wir uns ja genau das Gegenteil: Andere Artgenossen sollen als ganz selbstverständlich wahrgenommen werden.
Gubacca kam in der Junghundzeit mit fast allen Hunden gut klar. Klar, manchmal kam auch bei ihm sein Gos-Temperament durch, wenn er angepöbelt wurde. Aber überwiegend ignorierte er das auch einfach und lief ruhig weiter. Das änderte sich, wie bei vielen jungen Hunden, schlagartig mit der Pubertät. Meine schlimmsten Befürchtungen wurden Realität. Okay, dass ist jetzt etwas sehr dramatisch formuliert. Aber ihr kennt dieses Gefühl bestimmt: Ihr habt ein Ziel vor Augen und möchtet es unbedingt erreichen. Ihr macht aus eurer Sicht alles dafür und dann kommt es doch anders. Wieder hat es nicht funktioniert! So habe ich mich bei dem Thema "Rüdenpöbelei" gefühlt. Da hatte ich so viel Arbeit, Mühe und Herzblut investiert und was passiert? Wieder rückten entspannte Spaziergänge in weite Ferne und beim Biergartenbesuch lässt man den eigenen Hund dann doch lieber wieder zuhause.
Mit dieser Gefühlslage habe ich mir selbst ein "Beinchen gestellt". Gubacca zeigte ein negatives Verhalten gegenüber Artgenossen - ein Problem habe ich daraus gemacht. Anstatt eine dumme Hundebegegnung schnell abzuhaken, sah ich schon die Rüdenunverträglichkeit bestätigt. Verstärkt wurde dies natürlich auch dadurch, dass der Gos wie schon im ersten Teil "Sind Gosrüden unverträglicher?" beschrieben, sehr laut und heftig reagiert. Wenn der vermeintliche Erzfeind schon längst wieder fröhlich neben seinen Menschen weiterlief, hatte ich mit einem tobenden Gubacca zu kämpfen. In dem Moment gibt es ja nur zwei Möglichkeiten. Man ignoriert einfach den wütenden Vierbeiner oder man versucht ihn bei Adrenalin 300 in seine Schranken zu weisen. Ich habe mich viel zu oft für die zweite Variante entschieden. Abgesehen davon, dass es einem Hund bei diesem Erregungszustand überhaupt nicht mehr möglich ist ruhig und souverän zu reagieren, hatte die Sache bei Gubacca einen anderen Lerneffekt. Er konnte seinen angestauten Frust so an mir auslassen.
Ich muss zugeben ich reagiere sogar oft ähnlich. Zum Beispiel, wenn ich mich über jemanden oder etwas wahnsinnig geärgert habe, aber keine Möglichkeit hatte, meine Wut rauszulassen. Wenn dann mein Mini-Rütter den Fehler macht, ein falsches Wort zu sagen, habe ich meinen perfekten Streitpartner gefunden. Er explodiert genauso schnell wie ich und die Bine geht ab wie Schmitz' Katze... Etwas anderes machte Gubacca auch nicht. Während für den anderen Hund die Situation schon vergessen war, hatten wir beide unseren Disput miteinander. Von daher - auch wenn es sehr, sehr schwer fällt: Ruhe bewahren, wenn der spanische "Ferrari" unter den Hunden schon hochgefahren ist. Einwirken kann man wirklich nur in den Anfängen und das ist bei einem so extrem schnell reagierenden Hund wie dem Gos nicht immer einfach. Ansonsten kann sich aus den Hundebegegnungen schnell ein nettes Spiel entwickeln: Selbstbelohnendes Verhalten. Wenn man schon an den Rivalen nicht herankommt kann man sich doch mit Frauchen oder Herrchen ein kleines Duell liefern...
Was würde ich heute noch anders machen? Ihr merkt schon, dass wird heute ein sehr langer Blogartikel. Ich glaube das Hauptproblem ist die eigene Sichtweise auf das Verhalten des Hundes. Kaum änderte Gubacca mit Beginn der Pubertät sein Verhalten gegenüber unkastrierten Rüden, bekam er den Stempel "Rüdenunverträglich" von mir verpasst. Dass er jetzt aber auch von den Hunden anders wahrgenommen wurde, berücksichtigte ich überhaupt nicht. Der Junghundbonus war wegfallen und einige Rüden sahen ihn wie über Nacht als "Rivalen" und nicht mehr als Spielkamerad. Gerade in dieser Zeit wäre es wichtig gewesen sein Verhalten als eine Phase zu bewerten, die auch wieder vorbeigeht. Ganz nach dem Motto: Das wird Gubacca genauso wie die vielen anderen Dinge auch lernen.
In dieser Phase wäre es wichtig gewesen gegenzusteuern. Leider erledigt sich zwar vieles, aber nicht alles von selbst. Aber was habe ich gemacht? Ich bin den
Begegnungen einfach aus dem Weg gegangen. Ich fing an das vermeintliche Problem
zu managen. Die Gassizeiten wurden so gelegt, dass uns möglichst wenige Hunde begegnen. Um die typischen Gassistrecken von anderen Hundebesitzern machte ich einen großen Bogen und konnte so Rüdenbegegnungen möglichst vermeiden. Damit habe ich Gubacca aber auch vollkommen die Möglichkeit genommen, sich an solche Situation zu gewöhnen und sie immer wieder zu trainieren. Dabei weiß ich, dass gerade er ein Hund ist, der auf fremde unbekannte Reize mit Anspannung und Übersprungshandlungen reagiert. Der Traktor auf dem Feld, die Kinder auf Rollerskates, die laute Kirchturmglocken... alles das waren früher Situationen, die ihn sichtlich stressten und auf die er heute überhaupt nicht mehr reagiert. Vielleicht wäre es ähnlich mit den Rüdenbegegnungen verlaufen. Gubacca hätte gelernt, dass von den vermeintlichen Rivalen keine Gefahr ausgeht und auch seine Pöbelei unerwünscht ist. Anstatt das Hundebegegnungen bei uns etwas alltägliches wurden, machte ich aus ihnen eine Gefahrensituation, die Gubaccas besondere Aufmerksamkeit bedurfte. Gabi, meine Hundetrainerin hat dazu einmal einen "netten" Test mit mir gemacht. Während unseres Spazierganges lief Gubacca einige Meter frei vor uns her. Plötzlich sagte sie zu mir "Bine, da vorne kommt uns ein Hund entgegen". Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was darauf folgte. Ein "leicht" hektisches "Gubacca hier" von mir und nervöses anleinen des vermeintlichen Pöblers. Es kam uns natürlich kein Hund entgegen. Aber Gabi konnte mir so gut mein eigenes Verhalten bei einer Begegnung spiegeln und zeigen, dass ich damit Gubacca auch in Alarmbereitschaft versetze.
Bei den Rüdenbegegnung ist Gubacca oft der Hunde, der am lautesten bellt und sich kraftvoll in die Leine wirft. Also ist auch er der Problemverursacher, war ich lange Zeit der Meinung! Aber ist das wirklich so einfach? Bin ich wirklich so geübt darin, die Körpersprache eines fremden Hundes zu lesen? Sollte man Gubacca nicht auch zugestehen zu reagieren, wenn er provoziert wird? Ich muss zugeben bei dem Thema bin auch ein bisschen zwiegespalten. Bei vielen Hunderassen ist es bestimmt besser, wenn der eigene Vierbeiner auch im angemessen Rahmen reagieren darf. Beim Gos finde ich das schwierig, weil er zu schnell hochfährt und man ihn dann nicht mehr erreicht. Aber trotzdem sollte man einfach im Hinterkopf behalten, dass zu einem Streit oft zwei gehören. Ich stelle immer wieder fest, dass Gubacca überwiegend auf Rüden reagiert, die ebenfalls ein Machogehabe an den Tag legen. Hündinnen, jungen Hunden oder kastrierten Rüden gegenüber ist er vollkommen problemlos. Es liegt also bei ihm nicht an einer schlechten Sozialisierung, sondern ist ein Stück weit einfach auch ein bisschen typisches Rüdengehabe.
Jetzt heißt es "nur" das überschäumende Temperament in die richtigen Bahnen zu lenken. Und das gelingt garantiert nicht, in dem man zukünftig alle Orte vermeidet an denen einem ein Hund begegnen könnte. Die einsamen Feldwege haben noch einen zusätzlichen Nachteil: Die Hunde die man dort trifft haben oft auch ein Problem mit Artgenossen. Die Lernerfahrungen die Gubacca dann macht brauche ich glaube ich nicht weiter auszuführen... Die Hunde, die Umgang mit anderen sicher sind, die findet man eher an den beliebten Gassistrecken. Mir haben die Spaziergänge in unserem Volkspark sehr geholfen, meine eigene Unsicherheit ein Stück abzubauen. Auch Gubacca hat sich recht schnell daran gewöhnt, dass dort viele Hunde unterwegs sind, die sich aber oft nicht für ihn interessieren. Trotzdem haben wir aber auch Tage, wo es überhaupt nicht funktioniert. An denen sogar der alte Dackel, der kaum noch laufen kann, zum Staatsfeind erklärt wird und ich aufpassen muss, dass ich nicht den Boden unter den Füßen verliere. Wenn Gubacca einmal richtig loslegt, heißt es Leine gut festhalten und für einen sicheren Stand sorgen. Kleiner Tipp am Rande: Die Leine möglichst so kurz wie möglich zu halten, wirkt Wunder. Ich muss gestehen ich habe sehr lange die im Physikunterricht gelernte Hebelwirkung vergessen...
Ein weiterer Rat, den ich euch gerne ans Herz legen möchte, ist immer die gesamte Situation zu bewerten, wenn eine Hundebegegnungen doof gelaufen ist. Was ist vorher passiert? War tatsächlich der andere Hund der Auslöser oder war er nur der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? War dein Hund vorher schon angespannt? Gab es noch weitere Auslöser, die ihn gestresst haben? Natürlich ändert das nichts an der blöden Situation und den Frust den man selbst danach empfindet. Aber eine kritische Analyse der gesamten Situation hilft enorm beim Training. Es bringt nichts mit Gubacca Hundebegegnungen zu üben, wenn er eh schon angespannt ist, weil zusätzliche Stressfaktoren für ihn dazu kommen. Gerade dieses Aufbröseln schief gegangener Situationen, bringt manchmal Auslöser ans Licht mit denen man überhaupt nicht gerechnet hat. Es lohnt sich auch kritisch zu hinterfragen, ob mein Hund tatsächlich ein Problem mit Artgenossen hat oder unter (Dauer)stress steht. Wir kennen es doch von uns selber, wenn wir eh schon angespannt oder ängstlich sind, reicht eine Kleinigkeit und man reagiert vollkommen überzogen. Bei unseren Hunden ist es nicht anders. Es bringt daher viel mehr in einer ruhigen Umgebung Hundebegegnungen zu trainieren und nicht gerade in einer belebten Innenstadt. Das ist jetzt ein extremes Beispiel und wahrscheinlich käme niemand auf so eine Idee, aber es macht deutlich was ich meine.
Die innere Einstellung und regelmäßiges Trainieren bringt einiges, trotzdem kämpft man auch ein Stück gegen die Natur an. Ich bin daher auch sicher, dass ich nicht der einzige Auslöser für Gubaccas Verhalten gegenüber unkastrierten Rüden bin. Natürlich reagiert er auch sofort, wenn ich mich anspanne, weil ich einen Hund sehe. Es gab aber auch schon viele Situationen, die ich als harmlos einstufte, weil ich zum Beispiel dachte es kommt uns eine Hündin entgegen und es war doch ein Rüde. Oder ich hatte den Hund überhaupt nicht bemerkt und hatte plötzlich einen tobenden Gubacca an der Leine. Von daher denke ich, es ist wirklich beides: Ein natürliches Verhaltensmuster und wir verstärken es noch durch unser Verhalten.
Ich bin ein sehr zielorientierter Mensch, der für ein bestimmtes Problem auch gerne eine Lösung präsentiert bekommen möchte. Gerade beim Hundetraining ist es mir daher lange Zeit sehr schwer gefallen, an anderen Baustellen zu arbeiten, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Mein "ja, aber" dabei hat schon so manche Hundetrainerin (fast) in den Wahnsinn getrieben. Dabei macht es gerade bei Gubaccas Rüdengepöbelei sogar Sinn, wie ich mir heute eingestehen muss. Unterstellen wir einfach mal Gubaccas Verhalten ist ein typisches sexuell gesteuertes Rüdengehabe, dass von mir nur verstärkt, aber nicht ausgelöst wird. Jetzt kann ich natürlich Hundebegegnungen ähnlich wie ein Kunststück üben, für das Gubacca ein Leckerchen bekommt. In der Regel wird Gubacca hierbei aber immer für sich entscheiden: Möchte ich die Belohnung oder ist mir heute nach Pöbeln? Von daher ist es wirklich wichtig, dass er gelernt hat, dass ich den Rahmen vorgebe in dem er sich bewegt, er sich an mir orientiert und auch einschränken lässt. Genauso muss er sich aber auch sicher sein können, dass er mit mir eine verlässliche Partnerin an seiner Seite hat. Und all das erreicht man leider nur im Zusammenspiel des gesamten Miteinander... Aber das würde jetzt den Rahmen sprengen und ist ein eigenes Blogthema wert.
Leider habe ich auch kein Patenrezept für einen "Everybody's Darling" Hund und wir arbeiten fleißig daran. Trotzdem hoffe ich, dass ich euch einige Denkanstösse zu dem Thema geben konnte. Gerade bei diesem Blogbeitrag würde ich mich über einen Kommentar von euch sehr freuen. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Habt ihr ähnliche Probleme? Habt ihr noch Tipps für uns? Oder habt ihr sogar einen Hund, der mit allen klar kommt?








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