1044. Tag bis 1048. Tag | Die Welt steht fast still

März 22, 2020

Corona ist das Thema, dass unseren Alltag fest im Griff hat. Hätte mir jemand vor vier Wochen gesagt, dass ich heute vor dem Radio sitze und auf die Nachricht warte, ob wir eine Ausgehbeschränkung in NRW bekommen... ich hätte ihn vermutlich als masslosen Übertreiber der Situation bezeichnet. 




Draußen ist herrlicher Sonnenschein und wir haben einen strahlend blauen Himmel. Normalerweise würden sich hier jetzt die Spaziergänger in der Natur tummeln. "Polsum ist sportlich", habe ich Sonntags oft schmunzelnd bei dem Anblick der vielen Jogger und Radfahrer gedacht und manchmal auch darüber gestöhnt, dass es schon fast voller ist, wie auf der Cranger Kirmes... Heute mittag sind uns auf unserer Lieblingsrunde nur ganz vereinzelt Menschen begegnet. Normalerweise würden jetzt auf dem gegenüberliegenden Sportplatz die Fußballbegeisterten ihre Lieblingsmanschaft anfeuern und die Trillerpfeife des Schiedsrichters ist dann schon fast ein gewohntes Hintergrundgeräusch für uns. Heute herrscht eine ungewohnte Ruhe, die sich über ganz Polsum ausgebreitet hat. Gäbe es Corona nicht, würde ich jetzt wie jeden Sonntag nachmittag bei meinen Eltern am Kaffeetisch sitzen. Das fehlt mir momentan am meisten. Da meine Eltern beide zur Risikogruppe gehören, haben wir für uns beschlossen auf Besuche zu verzichten.

#WirBleibenZuhause -  diesen Entschluss habe ich für mich ganz früh gefasst und alle Verabredungen und Termine, egal ob mit der Lieblinsfreundin,  mein Training mit Gabi oder auch das Mantrailing, abgesagt. Einen Telearbeitsplatz habe ich schon viele Jahre und in dieser Hinsicht musste ich mich nicht umstellen. Ich merke aber immer stärker, wie schwer es mir fällt auf die persönlichen Kontakte zu verzichten. Menschen, die mir wichtig sind, nicht in den Arm nehmen zu können. Ein Telefonat oder WhatsApp und Messenger sind wertvolle Hilfen in der jetzigen Situation... aber sie können körperliche Nähe nicht ersetzen.  Und es ist auch die Angst da - wird alles gut gehen? Werde ich in absehbarer Zeit wieder bei meinen Eltern sein können? Wie wird meine Schwester, die alleine weit weg von uns lebt, die Situation meistern? Werden wir die Krise überstehen, bleiben wir gesund und wie wird die Welt danach aussehen?

Hättet ihr es noch vor wenigen Tagen für möglich gehalten, dass der Satz: "Schatz, wir brauchen mal wieder Klopapier" bei euch "Schnappatmung auslösen kann? Ich hätte meinem Mini-Rütter Freitag  am Liebsten die Füße geküsst, als er beim Einkaufen eine Packung davon ergattern konnte. Und sogar noch ein Paket: Mehl!! Dieses Glücksgefühl, dass dieser Einkaufskorb bei mir auslöste war schöner wie jeder Blumenstrauß es je geschafft hat. Ich weiß nicht wie es bei euch in den Läden ist - aber bei uns sind alle Hygieneartikel seit Tagen ausverkauft und auch Mehl, Trockenhefe oder viele Konserven waren nicht mehr zu bekommen.


Das Wort "Hamsterkäufe" ist  in aller Munde und es wird fleißig darüber gelästert und geschimpft. Wobei ich mich mittlerweile frage, wie es zu den leeren Regalen überhaupt kommen kann, wo doch laut Social Medien alle so rücksichtsvoll beim Einkaufen sind. Ich muss zugeben - ja auch ich bin eine Hamsterkäuferin und lasse mich sehr schnell in Panik versetzen. Wie bereitet man sich auf so eine Notsituation richtig vor? Welche Lebensmittelmengen benötige ich? Was sollte nicht fehlen? Ich ertappe mich oft  dabei, dass ich zu einem Produkt greife, weil ich gesehen habe, dass es ganz viele in ihrem Einkaufskorb liegen haben - so wie kürzlich zum Beispiel Speiseöl. Auch wir haben jetzt einen Vorrat mit dem wir 14 Tage Quarantäne überbrücken könnten. Bei mir löst die ganze Corona-Situation  viele Ängste aus und es fällt mir sehr schwer ruhig und entspannt zu bleiben. Ein Lichtblick ist da wirklich Gubacca. Er spürt meine innere Unruhe und weicht mir oft nicht mehr von der Seite. Die Spaziergänge mit ihm tun wahnsinnig gut, weil sie einfach ein Stück Normalität sind. Es ist schön zu sehen, wie unbeschwert er über die Wiesen flitzt und mir kommt die ganze Situation dann oft so unwirklich vor. Hat sich meine Welt und mein Leben wirklich so in den letzten Tagen drastisch verändert oder ist alles  nur ein böser Traum?

Aber es hilft nichts... das müssen wir GEMEINSAM und MITEINANDER durchstehen und schaffen. Umso mehr freue ich mich über die schönen Momente mit Gubacca - der wie so oft ein kleiner Fels in Brandung ist.




Mit den Handybildern von unserer Mittagsrunde verabschieden wir uns dann erstmal für heute - passt alle auf euch gut auf!

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4 Kommentare

  1. Es sind verrückte Zeiten bei denen keiner weiß wie es weitergeht. Da verunsichert manchmal. Ich hab Angst, dass das ganze noch viel länger andauert als wir jetzt absehen können und ich Probleme mit dem Heu für die Ponys bekomme. Ich habe gerade Probleme, dass der Huforthopädentermin abgesagt werden musste. Einmal kann ich den aussetzen, das ist nicht so schlimm, aber dann wird es zum Problem für die Ponys.
    Trotzdem sind wir hier in einer guten Lage. Wir haben unseren großen Garten in dem wir die Zeit verbringen können, wohnen sehr ländlich so dass einsame Spaziergänge möglich sind und können von zu Hause aus arbeiten. Uns fällt kein Gehalt weg oder wird durch Kurzarbeit gekürzt. Das beruhigt sehr.
    Wir versuchen das Positive zu sehen. Wir haben gerade sehr viel Familienzeit und unser Alltag ist etwas entschleunigt. Natürlich weiß ich, dass das Ausfallen des Unterwasserlaufbands für die Hunde nicht gut ist, aber grad kann ich es nicht ändern. Also versuchen wir daheim Gymnastik zu machen und hoffen, dass es nicht zu schlimm ist, wenn wir wieder anfangen können.
    Wir versuchen auch in dieser Situation das Beste daraus zu machen und die für uns positiven Aspekte zu sehen.
    Liebe Grüße
    Auenländerin

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    1. Liebe Auenländerin, ich muss dir recht geben - momentan trifft es viele Menschen viel schlimmer wie uns. Das ist mir sehr bewusst. Trotzdem muss ich gestehen fällt es mir sehr schwer, der Situation etwas positives abzugewinnen, weil sehr viele Menschen durch Corona vielleicht sterben müssen. Sehr viele verlieren ihre Existenz... und und und. Aber du hast recht jammern bringt uns da nicht weiter.
      Liebe Grüße
      Bine

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  2. Ich bin sehr froh, dass unsere Hunde mir immer wieder etwas "Normalität" in der jetzigen Zeit vermitteln - denn sie haben ihren Spaß bei Spaziergängen und bringen uns auch so täglich mit ihren kleinen und großen Anfällen von Blödsinn zum Lachen.
    Wir haben ja auch das Glück, dass ich schon lange im Homeoffice arbeite und dadurch auch keine Änderungen erlebe. Natürlich merken wir, dass die Feriengäste fehlen ... aber das ist eine so vernünftige Maßnahme, damit hadere ich sicher nicht. Noch kommen wir sehr gut damit zurecht, das wir alle sozialen Kontakte nur über Telefon führen - von seltenen Gesprächen mit den Nachbarn über den Gartenzaun abgesehen ;)
    Haus und Garten bieten neben der normalen Arbeit genug Beschäftigungsmöglichkeiten für uns und wir trösten uns damit, dass es eine notwendige Einschränkung ist.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

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    1. Ich habe dich ja schon immer sehr darum beneidet in der Nähe vom Meer zu leben - aber jetzt... Es macht Angst in dem Bundesland mit den höchsten Fallzahlen zu leben und bei uns ist alles dicht auf dicht. Wir haben aber zum Glück noch ein paar (wenige) Feldwege wo wir alleine unterwegs sind und einen kleinen Garten.
      Notwendig finde ich die Einschränkungen aber auf jeden Fall und mehr als gerechtfertigt. Ich bin sehr, sehr froh, dass immer Menschen sich hier daran halten und es leer geworden ist.
      Liebe Grüße
      Bine

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Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca