Unsere dritte Woche ohne Training mit Gabi, ohne Mantrailing und ohne Verabredungen mit meinen Freundinnen liegt hinter uns. So langsam macht sich bei mir der "Buden-Koller" bemerkbar und ich kann unsere tägliche Runde am Windrad echt nicht mehr sehen. Gubacca nimmt die ganzen Einschränkungen deutlich gelassener wie ich. Er marschiert sichtlich vergnügt auch zum gefühlten 999. Mal den selben Weg entlang und findet immer wieder einen spannenden Grashalm, den es zu kontrollieren gilt.
Ich glaube theoretisch könnte ich mich sogar mit einer Freundin zum Spazierengehen verabreden. Bei uns in NRW gilt seit einer Woche ja "nur" ein Kontaktverbot. Spaziergänge und
Sport sind dabei im öffentlichen Raum mit einer Person oder der Familie (wenn sie in einem
Haushalt leben) erlaubt. Wir machen es aber trotzdem nicht, weil dann ja doch wieder unterschiedliche "Kontaktkreise" aufeinander treffen würden. Schwerer fällt es mir dagegen immer nur bei uns im Ort mit Gubacca zu laufen, aber "stay home" ist "zuhause bleiben" für mich und nicht durch die "Weltgeschichte" fahren... Um trotzdem mal andere Strecken bei uns im Ort mit Gubacca machen zu können, kam unser Fahrradanhänger Freitag und Samstag zum Einsatz.
Ich muss zugeben mit meinem doch etwas in die Jahre gekommenen Drahtessel und dem 23 Kilo-Zwerg-Riese im Anhänger ist das immer eine sportliche Herausforderung für mich und ich musste kräftig in die Pedale treten. Gubacca liebt es sich in seinem "Taxi" durch die Gegend schaukeln zu lassen. Selbst bellende Hunde werden von ihm dann einfach ignoriert und majestätisch lässt er sich von mir ziehen. Klar einen großen Teil der Strecke läuft er auch neben den Rad her - aber er ist auch nicht unglücklich, wenn ich anhalte und ihn wieder einsteigen lasse.
Überhaupt staune ich in den letzten Tagen und Wochen echt, wie pflegeleicht Gubacca geworden ist. Ich empfinde ihn deutlich entspannter wie früher und es bestätigt sich gerade bei ihm wieder: Weniger ist mehr. Da muss ich mir mittlerweile auch die Frage stellen: Braucht Gubacca die ganzen Auslastungen oder die Bine? Die Antwort könnt ihr euch glaube ich, selber geben... die Bine.
Ich muss zugeben, anfangs war mir dieser pflegeleichte Gubacca schon fast ein wenig unheimlich und ich habe ernsthaft überlegt, ob ich ihn beim Tierarzt durchchecken lassen soll. Im Haus war er ja schon immer sehr ruhig und verschläft auch gerne den Vormittag in seinem Körbchen, aber dass er auch draußen an mir klebte und es keine Ausflüge mehr in die Dreckpfützen und Bäche gab... das hatte mich doch sehr irritiert.
Ein bisschen war es wahrscheinlich auch den läufigen Hündinnen geschuldet, dass Gubacca die Grashalme am Wegrand spannender fand, wie den See auf dem Acker. Aber der dritte Geburstag scheint beim Gos d' Atura wirklich ein magisches Alter zu sein. Zwerg-Riese ist erwachsen geworden und seine Grundeigenschaften die seinen Charakter ausmachen - das in sich ruhende Wesen - kommt immer stärker zum Vorschein bei ihm. Es hat sich gelohnt doch noch einmal auf unserem gemeinsamen Weg ein Stück umzukehren und an unserer Bindung zu arbeiten. Wir sind in den letzten Wochen doch noch einmal deutlich mehr zu einer Einheit zusammengewachsen.
Ich bin ein sehr zielorientierter Mensch und liebe Gebrauchsanweisungen. Auch in der Hundeerziehung hätte ich immer wahnsinnig gerne eine 1:1 Anleitung, wie ich etwas erreiche. Und so stellte ich meiner Trainerin Gabi auch sofort in der zweiten Stunde die Frage, wie ich es verhindern kann, dass Gubacca immer einfach sein Ding macht. Wie oft hat er mich in der Vergangenheit einfach stehen lassen und ist quer über den Acker Vögel jagen gegangen. Die Antwort von Gabi fand ich im ersten Moment nicht so befriedigend. "Sei der Mensch bei dem Gubacca gerne bleiben möchte und auf den er sich verlässt. Wenn du dir dann nicht noch ständig bei jeder Kleinigkeit Sorgen machst, er könnte ja dahin laufen, sondern du dir sicher bist, das macht er nicht - ja, dann macht er es auch nicht!" Und tatsächlich es hat funktioniert wie ihr auf dem kurzen Video gleich sehen könnt. Gubacca läuft jetzt tatsächlich sehr viel ohne Leine und bleibt ohne Abstecher zum nächsten Dreckloch bei mir.
Mit den doch vielen positiven Nachrichten in dieser schwierigen Zeit sagen wir wieder "Passt auf euch gut auf" und hoffen, dass wir gemeinsam gesund bleiben. Wir starten jetzt mit Anhänger wieder zur Mittagsrunde...