963.- 988. Tag | Nachgefragt: Ginger & Clyde

Januar 21, 2020

Wie ist das mit einem zweiten Gos? Alles "easy going" oder  vielleicht doch nicht immer so ganz einfach? In dem ersten Teil ihres Erfahrungsberichtes schilderte Kerstin bereits mit welchen Herausforderungen sie und ihr Mann Markus plötzlich konfrontiert waren. Aber es hat sich gelohnt: Ginger und Clyde sind zu einem tollen Team zugewachsen und sind  heute unzertrennlich. Haben Kerstin und Markus es bereut sich nicht schon viel früher für einen zweiten Gos entschieden zu haben? Warum haben sie sich in Ginger verliebt und wie hatte sich Clyde beim Familienzuwachs verhalten? Die Antworten gibt es heute im zweiten Teil von

- Bine im Gespräch mit Kerstin Höll -
 Nachgefragt: Ginger & Clyde


Bine: Kerstin, erst einmal vielen Dank für deinen offenen und toll geschriebenen Erfahrungsbericht. Für mich zeigt er wie schön das Leben mit einem zweiten Hund ist, man aber auch dafür etwas tun muss. Du schreibst am Anfang, dass Clyde mit seinen neun Jahren schon deutlich ruhiger geworden ist und er durch Ginger noch mal so einen „Energieschub“ bekommen hat. Ähnliche Erfahrungen hatte ich bei Chiru gemacht, als Lottchen bei meinen Eltern einzog. Habt ihr es ein bisschen bereut, dass ihr den Schritt „Zweithund“ nicht schon früher gewagt habt? 

Kerstin: Der Schritt zum Zweithund... Nun ja, Markus ist mit Hunden groß geworden und so hat er immer mal wieder davon angefangen "ach, so ein zweiter Wuscheln wäre doch toll". Ich, die ja vor Clyde gerade Mal Erfahrungen mit Wellensittichen und Meerschweinchen vorweisen konnte  war der
Meinung, Clyde reicht, zumal er nach anfänglichen Schwierigkeiten für uns unser Seelenhund geworden ist. Er hat mich vieles gelehrt und ich war der Meinung, Clyde ist genug. Durch den Leistungssport unserer Mädels war ich außerhalb der Arbeit sehr viel auch im Auto unterwegs, und da hätte ich diese Zeit, die ich jetzt für Ginger mir nehme gar nicht gehabt. Das heißt, wir bereuen es nicht, sondern sehen es so: Es hat so sollen sein. Der richtige Zeitpunkt war genau an diesem Ostermontag da.






Bine: Ich habe Ginger und ihre Geschwister ja bei Andrea aufwachsen sehen und empfand alle Welpen vom Charakter und Wesen nicht sooo unterschiedlich. Wobei Ginger für mich schon von Anfang an eine kecke Maus war. War „Frl. Lila“ einfach eine Herzensentscheidung oder habt ihr auch überlegt, welcher Welpe besonders gut  zu Clyde passen würde?

Kerstin: Haben wir Frl. Lila bewusst ausgesucht?  "Nur gucken, denn die sind eh schon alle weg", so dachte ich felsenfest auf dem Weg zum Welpenknuddeln.Ich hätte sie alle genommen – so süß wie sie waren. Andrea hat es sich vorbehalten zu schauen, welcher Welpe zu wem passt.  Wenn, dann überhaupt nur ein Mädel, das hat „Mann“ immer schon gesagt und dieses wurde durch die Züchterin auch bestätigt. Grappa oder Ginger kamen demnach in Frage. Gracie war schon vergeben. ABER Frl. Lila war schon so meine heimliche Favoritin im Wuselhaufen. Ihre "Eulenaugen"  haben es mir angetan.Schwarz hatten wir ja in Form von Clyde.  Ginger war so gemixt, das fand und finde ich heute immer noch soooooo schön. Farbverliebt so zusagen. Andrea hat sich für uns, für die "wilde Hilde" entschieden. Sie meinte Ginger würde zu Clyde passen, wie "Topf zu Deckel" und sie hat Recht behalten.  Die Zwei sind ein Herz und eine Seele, lernen von einander und suchen sich.





Bine: Ich musste bei deiner Beschreibung der ersten Wochen echt ein bisschen schmunzeln. Genauso habe ich mir das in meinen „wildesten Träumen“ auch ausgemalt. Gubacca in der einen Hand und in der anderen tobt eine „wilde Hilde“ und der Bine stehen alle Haare zu Berge und läuft nur noch mit hochroten Kopf durch Polsum… Wenn du die erste Zeit noch einmal Revue passieren lässt – was würdest du frischgebacken Zweithundbesitzern raten, um beiden Hunden gerecht zu werden. Sollte man von Anfang beide daran gewöhnen als Team unterwegs zu sein oder beiden auch Zeiten einräumen, in denen sie ihre Menschen für sich alleine haben? 

Kerstin: Die ersten Wochen, ja heute kann ich darüber lachen. Damals stand ich glaube ich ganz schön unter Stress. Revue passierend muss ich sagen ging bei uns hier doch alles relativ schnell. Die ersten Wochen waren wir 24/7 um die beiden organisiert. Ginger war nie lange alleine. Koordination war alles. Morgens war ich mit beiden Zuhause, dann habe ich  Zwergnase über Mittag zu Markus in die Werkstatt gebracht. So haben wir gleich mal das Autofahren geübt. Mal mit besserem, mal mit schlechterem Ergebnis. Ihr wurde so manches Mal übel. Aber von Fahrt zu Fahrt ging es besser. Im Auto reinigen wurde ich langsam Profi. 

Gassi gehen halten wir heute noch so wie zu Beginn. O.k., die ersten Wochen bin ich erst mit Clyde und  dann mit Ginger gelaufen, da die beiden ja überhaupt nicht unter eine Hut zu bringen waren. ABER unser Garten hat Ginger auch absolut gereicht. Da gab es genug zu entdecken. Langsam haben wir die Gassigänge dann dem Alter angepasst und immer größere Strecken waren möglich. Ich bin in der Frühe dann so langsam mit beiden gestartet und weiß noch genau wie stolz ich es aufgenommen habe, das Ginger so brav neben Clyde her lief . UND sie lief sehr brav neben ihm her, braver als jetzt manches Mal. Nachmittags sind wir dann zu Viert gegangen, Markus meist mit Clyde, und ich mit Ginger. Je älter sie wurde, oder sagen wir mal je pubertierender sie wurde, desto mehr haben wir es geändert. Manchmal gehen wir nachmittags zusammen los und dann ab irgendwann getrennte Wege. Da geht es erst mal mit viel Gejammer und Geheul los bei Ginger. Böse Welt, ihr Clyde geht in eine andere Richtung. Aber nach kurzer Zeit ist ihr Augenmerk wieder bei mir, da wo es hingehört. Je öfter wir das machen, desto besser wird’s auch wenn wir dann gemeinsam Laufen!

Das Flummi- Hüpfen wird weniger! Wir gehen immer unterschiedlich, damit sich keine zu große Routine einstellt, sondern Ginger lernt, egal in welcher Situation – wir haben das andere Ende der Leine – wir geben die Anweisung. Man braucht Zeit und Ausdauer. Wir sind als Team unterwegs, und geben auch jedem Hund seinen Freiraum, auch wenn Ginger das vielleicht jetzt noch anders sieht und es eher doof findet ohne ihren Clyde on tour zu gehen. Er hingegen genießt es – die himmlische Ruhe und keiner rennt ihm im Weg rum. 



Bine: Du hattest in deinem Bericht geschrieben, dass Clyde am Anfang nicht viel mit Ginger gespielt hat. Seid ihr darüber anfangs enttäuscht gewesen? Mittlerweile hat sich das ja komplett geändert. War das ein schleichender Prozess oder gab es ein Schlüsselerlebniss? Meinst du es lag nur an dem Alter von Ginger oder brauchte Clyde einfach Zeit sich an den „Neuzuwachs“ zu gewöhnen. Wobei ich glaube, dass gerade Rüden oft mit Welpen nicht sooo viel am Hut haben, oder?

Kerstin: Seit gut acht Wochen spielen die beiden hier im Haus so schön miteinander, das macht einfach Freude zuzusehen. Sie sind jetzt auf Augenhöhe. Zu Beginn war es Clyde eher unheimlich wenn der Winzling um ihn rum gerannt ist. Er hat hier und da mal versucht dem "Renn-Spiel" zu folgen, aber im Hasen-Haken-Schlagen war er nicht mehr so ganz fit. Kleine Spieleinheiten gab es immer, aber nichts im Vergleich zu jetzt. Clyde hat es dann vorgezogen Ginger auszubremsen, ihr sozusagen ein Bein zu stellen, oder sie einfach über den Haufen zu rennen. Das haben wir dann natürlich unterbinden müssen, da Ginger sich dadurch schon ihre erste Verletzung zugezogen hatte. Das Unterbinden hat Clyde sehr gut angenommen, hat es aber auch auf „allgemeine Spielen“ übertragen dann. Sie war ihm wohl zu winzig und er konnte es nicht einschätzen wie er mit ihr spielen soll?

Unsere Flitzpiepe wäre aber nicht unsere Flitzpiepe, wenn sie nicht immer wieder hartnäckig auf ein Spiel bestanden hätte – und siehe da,  immer mehr lockte sie Clyde aus der Reserve. Wetterbedingt nun eher im Haus, um den Esstisch oder von Körbchen zu Körbchen- und das BESTE SPIELZEUG sind ein ausrangiertes Küchenhandtuch mit vielen Knoten, oder alte Socken. Da geht hier die Post richtig ab! Alle Zweibeiner Füße hoch und Bahn frei. Wir haben immer ein Auge drauf und wenn es zu doll wird, schreiten wir ein, aber das ist sehr, sehr selten.

Clyde ist der Überlege, liegt gechillt auf dem Boden mit dem einen Ende des Spielzeugs im Maul, während unser Flummi mit dem anderen Ende des Spielzeugs im Maul aufgeregt hin und her hüpft.
Manchmal denke ich „ was ein gutmütiger Trottel er doch ist“ und muss schmunzelnd den Kopf schütteln. Ob Rüden mit Welpen weniger am Hut haben, nein, kann ich nicht sagen. Clyde hat schon so manchen Welpen hier um sich gehabt, immer kleine Damen  und die konnten allesamt mit ihm machen was sie wollten. Aber die gingen ja auch wieder heim und Minimaus blieb ja.



Bine: Hat sich Clyde, außer, dass er wieder spielfreudiger ist, verändert? Bellt er mehr, weil Ginger häufig bellt? Das wäre meine Befürchtung bei Gubacca. Er ist in seinem Wesen noch nicht so gefestigt und ihn könnte ich mir eher bei einer älteren und souveränen Hündin vorstellen. Vielleicht ist das aber auch seinem Alter geschuldet. Von daher auch gleich eine weitere Frage: Welchen Altersunterschied würdet ihr empfehlen?

Kerstin: Die Frage nach dem Altersunterschied kann ich nicht wirklich beantworten, da Clyde ja  eigentlich  Einzelhund bleiben sollte. ABER da war ja der Ostermontag 2019. Ich persönlich finde es gut und angenehmer, das Clyde älter ist und so in sich ruht.  Zwei von „Ginger Flitzefloh“ zur gleichen Zeit würden mich definitiv überfordern. Vielleicht ist das nicht nur vom Alter abhängig, sondern kommt auch auf den Charakter des jeweiligen „Ersthundes“ an. Für uns ist es so wie es ist, perfekt. So wie bei unseren Kindern: Kurz hinter einander war es bei uns ja auch nicht. 6 Jahre Unterschied; so hat man die Zeit für jeden und die Ruhe für jeden. Das passt für uns mit den beiden Fellnasen auch so.



Bine: Unabhängig vom Thema „Ein zweiter Hund zieht ein“, würde ich die Gelegenheit gerne nutzen, dich/euch zu fragen: Was ist für euch typisch Gos? Welche Eigenschaften haben Clyde und Ginger bei denen ihr so manches Mal denkt: Das ist jetzt typisch für die Rasse! Mich würde aber auch interessieren, worin unterscheiden sie sich grundlegend? Einiges ist ja bestimmt dem Alter von Ginger geschuldet, aber wo liegen für euch die Unterschiede?

Kerstin: Wir würden sagen das „Hüten“. So aufmerksam wie Clyde früher hinter uns her ist, auch im Haus, ist Ginger jetzt oft versucht hinter uns her zu stiefeln. Ich muss immer schmunzeln, wenn die zwei wie verrenkt egal wo liegen sehe… Auf dem Buckel, in der Mitte gedreht und die Beine gespreizt… zu ulkig. Fremdem Menschen gegenüber erst mal sehr wachsam – sobald es aber klar ist das wir die Personen kennen, wie gewandelt, und sehr den Personen zugetan. Beide sind sehr auf uns fixiert. Unsere Große wohnt nicht mehr daheim, aber sie ist ein Teil und wird immer genauso begrüßt, wie wir anderen. Da wird kein Unterschied gemacht. Die beiden Wuschel sind sehr schmusig und genießen unsere Nähe. Dabei sein ist das Wichtigste.

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Liebe Kerstin, lieber Markus!
Danke für die viele Mühe die ihr euch gemacht habt. Ich mag Kerstin´s Schreibstil sehr
und freue mich riesig, dass ihr eure Erfahrungen mit uns auf dem Blog teilt.

Es ist immer wieder schön in Facebook mitzuverfolgen wie Ginger bei euch aufwächst und
dass sie und Clyde so ein tolles Team geworden sind.

Liebe Grüße
Bine



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