Ist Gubacca wie er ist, weil es seinem Wesen entspricht oder habe ich ihn so "gemacht"? Alles eine Sache des Charakters oder der Erziehung? Eine Frage, die sich bestimmt viele von euch auch schon bei ihren Hunden gestellt haben. Woody und Gubacca: Zwei Gosrüden im ähnlichen Alter. Sie unterscheiden sich nicht nur optisch, auch vom Wesen sind beide vollkommen anders. Aber auch Woodys Herrchen und ich haben kaum Ähnlichkeiten - spiegelt sich das auch bei unsere Rüden?
Mir fällt es sehr schwer bei Gubacca einzuschätzen, ob Wesenzüge bei ihm angeboren oder von mir anerzogen sind. Ich finde das Thema aber sehr spannend. Ab wann kann man bei einem Welpen schon Wesenmerkmale erkennen? Wie unterschiedlich sind Welpen eines Wurfes, da sie ja unter den gleichen Bedingungen aufwachsen? Violetta hat gerade fünf Gos-Welpen großgezogen und ich habe sie gefragt, welche Erfahrungen und Beobachtungen sie zu dem Thema bei ihren Welpen machen konnte:
Der A-Wurf von Cami Vida
Bine: Violetta, du hast gerade deinen A-Wurf großgezogen. Optisch ähneln sich deine Welpen ja sehr. Trifft das auch auf ihre Wesenzüge zu oder gibt es da Unterschiede?
Violetta: Naja, optisch ähneln sie sich ja auch nur von der Fellfarbe und man kann sie sehr gut unterscheiden. Aber auch bei ihrem Wesen sieht man schon deutliche Unterschiede. Unser einziges Mädchen im Wurf, die zierliche Cami, zum Beispiel ist im Rudel sehr aktiv. Dort zeigt sie sich sehr selbstbewusst und neugierig. Außerhalb ihres gewohnten Umfeldes ändert sich das aber schnell und sie ist eher zurückhaltend und auch schon mal ein kleines bisschen unsicher bei neuen Situationen.
Cami mit ihrer Mutter Carmela |
Der kleine Ole ist in fremden Situationen deutlich aufgeschlossener wie Cami. Bei ihm konnte man auch toll beobachten, dass er von Anfang an instinktiv wusste , wie man sich anderen vorsichtig nähert und benimmt. Im Rudel verhält er sich eher untergeordnet. Dabei ist er trotzdem ein selbtbewusstes Kerlchen, dass keine Angst oder Unsicherheiten zeigt. Avento sein Bruder ist zwar ähnlich vom Wesen wie Ole, aber er teilt auch gerne aus. Seiner Mutter gegenüber ist er oft auch schon einmal trotzig. Unserem Rüden Dali möchte er hingegen sehr gefallen und ordnet sich bei ihm sofort unter. Ich muss immer schmunzeln, wenn er mal wieder gerne der erste sein möche. Meistens ist er es aber nicht, weil sein Bruder Attilio wieder schneller war.
Attilio, nennen wir immer liebevoll unser kleinen "Rambo". Er war von Anfang an ein sehr selbstbewusster Rüde. Man sieht ihm das optisch schon richtig an: wie er sich bewegt, reagiert und handelt. Er lernt unglaublich schnell und gerne. Eine Eigenschaft teilt er jedoch mit allen seinen Geschwistern: Alle fünf suchen Sicherheit bei uns, wenn sie mit Situationen überfordert sind. Das macht mich sehr stolz.
Dali mit den Welpen |
Du hattest mir ja erzählt, dass du deinen Gubacca und Woody so unterschiedlich empfunden hast. Mich hat das sofort an Attilio und Alessandro erinnert. Die beiden sind auch von ihren Wesenzügen vollkommen anders. Alessandro war von Anfang an sehr ruhig und ausgeglichen. Zwar wie seine Geschwister nah beim Menschen, aber er kann sich auch sehr gut alleine beschäftigen. Bei ihm kann man immer schön beobachten, dass er keinen Ärger haben möchte und einer direkten Konfrontation aus dem Weg geht. Er ist für mich das klassische Beispiel für einen Welpen der in sich ruht und dabei auch ein kleiner Kuschelbär ist. Natürlich lässt auch er sich manchmal von seinen Geschwistern mitreißen und schlägt über die Stränge. Er kennt dabei auch sehr genau seine Grenzen und weiß auch wie er aus der Situation für sich wieder herauskommt.
Bine: Bei deiner Beschreibung von Attilio und Alessandro musste ich sofort an Gubacca und seinem Bruder Gustav denken. Die beiden waren auch so unterschiedlich. Ab wann entwickelten sich die Wesenzüge so langsam bei deinen Welpen?
Violetta: Bine, dass ist schwer zu sagen, da es ja nur meine eigenen Beobachtungen sind. Außerdem muss man aufpassen, dass man das Wesen und die geistige Entwicklung nicht miteinander vermischt. Die Welpen entwickeln ihre Fähigkeiten ja auch unterschiedlich schnell. Aber so nach vier Wochen konnte man schon die ersten Unterschiede im Verhalten sehen. Zum Beispiel ob ein Welpe alleine oder in der Gruppe häufig liegt. Der eine mag es eher eng und kuschelig wo der andere ein bisschen Freiraum sucht. Ab der vierten Woche kamen ja dann auch die ersten Besucher zu den Welpen. Da konnte ich schon sagen:"Der Welpe ist wilder oder der zieht sich eher zurück".
Interessant waren auch die unterschiedlichen Reaktionen, wenn sie von jemand fremdes auf den Arm genommen wurden und wie sie auf den Besucher reagierten. Die ersten Tendenzen von ihrem gezeigten Verhalten haben sich dann in den kommenden Wochen kaum verändert, sondern eher verstärkt. Der wilde Welpe blieb wild und der ruhige blieb ruhig. So konnte ich den Welpeninteressenten schon eine Richtung nennen, in die sich der einzelne entwickeln würde. Fast immer deckte sich dass dann auch mit der Wahrnehmung von unseren Welpeneltern, wenn sie häufiger da waren.
Alessandro |
Spannend fand ich zu beobachten, wie Camela, ihre Welpen ab der siebten Woche anfing zu erziehen. Da sah man ganz deutlich, wie sie sich den einzelnen aus der Gruppe nahm und ihm ganz klar zeigte: „So nicht!“ Dabei blieb sie oft über mehrere Tage sehr beharrlich, bis der Welpe sein Verhalten besser kontrollieren konnte. Oft nahm sie dann auch den ruhigeren Welpen heraus um mit ihm zu schmusen. Alleine an ihrer Reaktion auf jeden einzelnen konnte man schon sehen, wer etwas mehr Erziehung benötigt oder sich leichter unterordnet. Eine Sache die wir Menschen uns wunderbar bei der Mutterhündin abschauen können und auch ich habe bei der Anleitung bzw. Erziehung der Welpen Unterschiede gemacht.
Ein gutes Beispiel hierfür ist Attilio. Er zeigt einem ja schon mit seiner gesamten Körperhaltung sein Selbstbewusstsein. Am Anfang war er dabei oft wild und unkontrolliert. Camela, seine
Mutter und ich haben viel mit bzw. an ihm gearbeitet. Heute ist er
sehr stolz und braucht sich nur aufrecht hinzustellen, um die
Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu lenken. Er hat eine starke
Ausstrahlung. Ich fördere das und versuche ihn nicht zu verändern, denn auch das ist ja sein Charakter.
Attilio |
Bine: Für Attilio und Allesandro bist du ja noch auf der Suche nach der richtigen Familie. Was wünscht du dir für die beiden?
Violetta: Für Attilio suchen wir Menschen die viel Zeit für ihn haben und mit ihm "arbeiten". Für ihn ist die geistige Auslastung sehr wichtig. Aber auch im Hundesport könnte ich mir unseren "Rambo-Attilio" gut vorstellen. Man muss nur darauf achten, ihn auch beizubringen wieder runterzufahren. Allesandro ist sehr anpassungsfähig, da würden vieles zu ihm gut passen. Bei ihm beobachte ich immer wieder, dass er sich von selbst zurück zieht, wenn ihm etwas zu viel wird. Dadurch ist er sehr anpassungfähig und käme bestimmt mit vielen Lebensbedingungen klar.
Mir ist es aber auch sehr wichtig, dass ich mit den zukünftigen Welpeneltern sehr gründlich bespreche, wie sie leben und welche Wünsche sie an ihr neues Familienmitglied haben. Da muss beides einfach passen. Der Gos d' Atura gehört für mich zu den anspruchsvolleren Rassen und haben ihre besonderen Eigenschaften. Das ist eine Rasse die einen fordert und das nicht nur in der Pubertät. Für mich ist es wichtig, dass die Menschen wissen auf was sie sich beim Gos einlassen und seine typischen Eigenschaften lieben und fördern.
Bine: Danke Violetta, dass du dir wieder soviel Zeit für mich genommen hast. Ich fand es total schön in den letzten Wochen immer wieder durch dich und Facebook mitverfolgen zu können, wie die Zwerge bei euch aufgewachsen sind. Ich wünsche allen fünf einen tollen Start bei ihren neuen Familien. Der kleine Ole ist ja schon vor kurzen bei seiner neuen Familie eingezogen und ich höre nur tolles von ihm. Attilio und Allesandro drücke ich ganz fest die Daumen!
Mehr Infos über den A-Wurf von Violetta findet ihr auf ihrer unter: www.camivida.com
4 Kommentare
Ich glaube, dass gar nicht so viel daran wie unsere Hunde auf Dinge zugehen, oder wie sie mit fremden Dingen umgehen Erziehung ist. Wir haben hier 10 Tiere und sie sind alle so unterschiedlich wie sie mit Situationen umgehen. Leona und Leo z.B. verhalten sich ganz oft völlig anders, aber ich glaube ich erziehe beide gleich. Leo ist ein Angsthase, während Leona etwas wie soll ich sagen, größenwahnsinnig ist. Parcival reagiert auf Neues immer neugierig, Nelly sehr skeptisch und Pina versucht immer zuerst ihre Herde zu schützen.
AntwortenLöschenTotal süße Welpenbilder übrigens.
Liebe Grüße
Auenländerin
Das Kompliment für die süßen Fotos geht an Violetta - es sind ihre Aufnahmen! Ich denke auch, dass der Grundstock vom Wesen angeboren ist. Die Schwierigkeit ist jetzt für uns Menschen, damit auch richtig umzugehen und zu fördern. Von daher fand ich es auch toll, wie gut Violetta ihre Welpen beschreiben kann. So können die zukünftigen Welpeneltern gemeinsam mit ihr überleben, ob es passt oder nicht.
LöschenLiebe Grüße
Bine & Gubacca
Ich denke auch, vieles ist angeboren bzw. sehr früh abgeschaut ... wie sonst wären die so unterschiedlichen Wesen unserer Hunde zu erklären :) Ganz im ernst, ich habe natürlich auch meine Art mit Hunden umzugehen in den letzten Jahren geändert - aber sicher nicht so extrem wie die Unterschiede im Wesen unserer Hunde sind.
AntwortenLöschenDingo war unser erster Hund - ein Wildfang aber auch ein Spitzbub, relativ leicht zu händeln und mit etwas Konsequenz auch gut zu "erziehen". Lady war eine extrem souveräne Hündin mit ausgeprägtem Jagdtrieb - die aber ab ihrem zweiten Lebensjahr sehr gut verstanden hat, dass wir die Richtung bestimmen und dass Jagdausflüge nicht gewünscht sind. Damon war ein echter Sellenhund - lernbegierig, anhänglich und zu jedem Blödsinn bereit ... wenn wir es wollten. Laika ruhte in sich und war durch (fast) nichts aus der Ruhe zu bringen - allerdings war da echte "Erziehung" nicht möglich. Cara und Shadow sind wieder ganz anders :)
Natürlich gibt es Dinge, die haben die Hunde sicherlich von uns anerzogen bekommen - Ruhepausen, das Einahlten von Grundregeln und vieles mehr. Aber ihre Persönlichkeit ist wohl zum großen Teil bei der Geburt mitgeliefert worden!
Liebe Grüße,
Isabella mit Cara und Shadow
PS: Was mir besonders gefällt, dass hier deultich wird, dass jeder Welpe anders ist - und man weder auf Grund der Rasse noch der Eltern sagen kann, wie der Zwerg sich entwickelt!
Kann ich nur unterstreichen - bei mir waren auch alle Hunde sehr unterschiedlich Isabella. Ich sehe mich bei Gubacca auch als Verstärker und weniger als Auslöser. Vieles hat er meiner Meinung nach einfach in die Wiege gelegt bekommen. Vieles habe ich richtig fördern können - an manchen muss man noch feilen. Wenn man sich das bewusst macht, sieht man auch ganz schnell, dass es kein Patentrezept oder den richtigen Weg gibt, sondern nur den gemeinsamen Weg.
LöschenLiebe Grüße
Bine & Gubacca
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca