Der letzte Urlaubstag ist bei mir eigentlich heilig. Ich packe da alles rein, was vorher zu kurz kam: nochmal Strand, nochmal Sonne, nochmal Lieblingsrunde mit Gubacca. Also alles, was nach Abschied schmeckt – aber bitte ohne Melancholie. So war der Plan.
Eckernförde & Kappeln – Zwei Städte, zwei Stimmungen, ein bisschen Sehnsucht - Reisetagebuch Langholz
Juli 03, 2025
Wenn man in Langholz Urlaub macht, dann kommt man an zwei Orten einfach nicht vorbei: Eckernförde und Kappeln. Für mich sind sie wie die großen Geschwister vom kleinen Langholz – etwas lauter, ein bisschen schicker, manchmal auch trubeliger, aber beide mit ganz eigenem Charme. Und beide definitiv einen Abstecher wert – auch wenn Gubacca an diesen Tagen zu Hause auf der Kühlfliese seinen Wellness-Urlaub durchzieht.
Eckernförde – das Allroundtalent mit Hafenflair
Würde es nach Herrn Mini-Rütter gehen, hätten wir unsere Zelte längst in einer dieser stylishen Ferienwohnungen direkt am Hafen aufgeschlagen. Jedes Mal, wenn wir dort entlangspazieren, sehe ich dieses Leuchten in seinen Augen – dieses „Da, da möchte ich sitzen! Da – auf dem Balkon! Mit einem Bier in der Hand und Blick auf die Schiffe!“. Ich hingegen sehe dasselbe Szenario… und das große, unübersehbare „Hunde verboten“-Schild. Nein danke.
Aber gut – objektiv betrachtet: Ja, es ist wunderschön dort. Der Hafen mit seinen Restaurants, den Möwen, dem Fischbrötchenduft und diesem leichten maritimen Schick. Eckernförde ist für mich so eine Art Mini-Metropole an der Schlei – nur eben mit Ostseeblick und Urlaubsstimmung. Es ist quirlig, lebendig, vielseitig – und das alles, obwohl es im Grunde eine recht überschaubare Stadt ist.
Wenn ich mir schon morgens um sieben das Gubacca-Taxi ans Fahrrad montiere, dann heißt das: Es wird heiß. Richtig heiß. Der Wetterbericht hatte 30 Grad angekündigt, und um Punkt sieben zeigte das Thermometer bereits über 20. Für mich bedeutet das: große Hunderunde im Morgengrauen. Für Gubacca: Chauffeurdienst mit Aussicht.
Irgendwann in jedem Urlaub passiert es: Es kehrt eine Routine ein. Keine nervige Alltagsroutine mit Staubsauger und „Was essen wir heute?“, sondern diese feine, selbstgewählte Urlaubsroutine, die sich ganz sacht einschleicht. Bei mir beginnt sie, wie ihr schon lesen konntet, morgens um sieben. Und zwar freiwillig. Da wird nicht gegen den Wecker gekämpft – da springe ich fast schon vergnügt aus dem Bett. Also, innerlich. Äußerlich sieht es vermutlich etwas zerknautscht und zerzaust aus. Aber hey, man will ja keine wertvolle Sonnenminute vergeuden. Meine morgendliche Runde mit Gubacca ist inzwischen ebenso fest verankert. Normalerweise laufen wir Richtung Klein-Waabs.
Aber heute war es schlicht zu heiß – sogar für einen Hund mit Klimaanlage im Fell. Improvisation war gefragt, also ging’s an den Lehmbergstrand. Dort saßen wir unter einem Baum und schauten aufs Meer. Gubacca döste zufrieden, ich träumte mich in die kühle Brise hinein und alles war fein.
Nachmittags hatten wir die glorreiche Idee, nach Damp zu fahren. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder am Ort, aber mit Damp werde ich einfach nicht mehr warm. Der Strand? Wunderschön. Selbst der Hundestrand ist kein trauriger, windiger Restbereich hinter der Kläranlage, sondern tatsächlich toll gemacht.
Und trotzdem… dieser 70er-Jahre-Charme, der über allem liegt, lässt mich innerlich die Stirn runzeln. Vielleicht liegt’s am Beton. Vielleicht an den Preisen. Eine Kugel Eis für zwei Euro – und dann sieht sie aus, als käme sie aus der Plastikbox vom Großmarkt. Für mich als bekennende Eis-Connaisseurin ein echter Tiefschlag. Zuhause bekomme ich für 1,40 Euro eine Kugel, die mich in Tränen ausbrechen lässt – aus Rührung!
Denn dann kam sie – die Szene einer Ehe, Kapitel 473: Romantik – Version sie vs. er.
Ich hatte eine klare Vorstellung: Stranddecke, Sand unter den Füßen, Wellenrauschen, ein Gläschen Prosecco in der Hand, vielleicht sogar ein Windlicht. Pure Romantik eben. Herr Mini-Rütter hingegen verstand unter „Abend am Strand“ etwas völlig anderes. Nämlich: Sitzbank mit Tisch. Direkt an der Straße, aber mit Blick aufs Meer. Für ihn der Inbegriff von Gemütlichkeit. Für mich: Bierzelt mit Aussicht. Das Drama nahm seinen Lauf.
Ich packte die Decke. Er runzelte die Stirn. Ich redete von Windlichtern. Er von Mücken. Ich schwärmte vom Sand zwischen den Zehen. Er fragte, wo wir da bitte unsere Gläser abstellen sollten. Und während beide später am Strand versuchten, dem anderen entgegenzukommen – aber bitte mit eigenen Vorstellungen! – wurde die Stimmung… sagen wir mal: lebhaft. Schließlich stapfte Herr Mini-Rütter wortlos in Richtung Ferienhaus davon, und ich saß allein mit Gubacca im Sand.
Zum Glück kann Gubacca nicht reden. Und noch besser: Er stellt keine Fragen wie „Aber ist das hier wirklich bequem?“ oder „Können wir nicht einfach auf die Bank?“. Er schnaufte leise, ließ sich den Wind durchs Fell wehen und war in meiner Version der Romantik ganz einfach dabei.
Auf dem Rückweg musste ich dann doch grinsen: Zwischen den Strandkörben, in einer windgeschützten Mulde, saßen zwei Frauen auf einer Decke mit Wein im Glas – meine Szene in Perfektion. Und auf der „Picknick-Bank“ thronte ein älteres Paar, Arm in Arm, still und zufrieden. Vielleicht, dachte ich, ist das eben wirklich so ein Mädels-Ding. Oder eine Frage der Jahrzehnte.
Aber hey – morgen ist ein neuer Tag. Vielleicht mit weniger Beton und mehr Einigkeit. Vielleicht. Vielleicht aber auch nur mit Eis für 2 Euro und einer Bank mit Meerblick. Man kann ja nicht alles haben.