2.163. Tag | Grenzen setzen wir uns selbst

April 10, 2023

Manchmal frage ich mich beim Schreiben, ob ich einige Blogthemen nicht zu oft wiederhole. Aber dann fällt mir wieder auf, wie ähnlich ich in meinem Lernverhalten unseren Hunden bin. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich schon so oft darüber geschrieben habe, dass ich mir meine Grenzen im Leben selber setze und doch immer wieder in die Falle hineintappe. Aber wahrscheinlich brauche ich, ähnlich wie Gubacca, einige Wiederholungen bis das Thema richtig im Gehirn angekommen ist. 



Eigentlich hatte ich schon seit Wochen geplant über Ostern zu meiner Schwester ins "Hessenländle" zu fahren. Da ich meinen Hang kenne, kurzfristig Bedenken zu bekommen, behielt ich die Idee aber erst einmal für mich und erzählte Micky nichts davon. Und tatsächlich - kaum aus dem Hollandurlaub zurück, war ich überhaupt nicht mehr davon begeistert wenige Tage später schon wieder die Koffer zu packen. Auf den Autobahnen ist bestimmt rappelvoll, befürchtete ich und mit Gubacca werde ich dort nirgends in Ruhe laufen können, weil alle frei haben. Diese Argumente kann wahrscheinlich der ein oder andere noch nachvollziehen, aber es kamen auch "persönliche Bine-Bedenken" noch dazu. "Bestimmt würde ich bei Micky nirgends einen Parkplatz finden, weil alle Zuhause sind!" Ich gehöre zu den Menschen, die sich immer wahnsinnige Sorgen machen, an das "heilige" Auto könnte eine Schramme kommen, um nur eine der wahnwitzigen Sorgen zu benennen. 



Aber sollte ich deswegen darauf verzichten mein Schwesterchen endlich wiederzusehen? Wie bekloppt kann man eigentlich sein, fragte ich mich, sich selbst solche Grenzen zu setzen, anstatt den Popo ins Auto zu schwingen und einfach loszufahren?! Was ich dann auch tatsächlich am Karfreitag um 6.30 Uhr  tat und schon knapp drei Stunden später gemütlich  bei Micky am Frühstückstisch saß. 


Keiner der befürchteten Szenarien war eingetroffen. Es gab kein Osterstau auf der Hinfahrt - lediglich auf der Rückfahrt und der war einem Unfall geschuldet. Wie man auf den Fotos von Wilhelmstal und Wilhelmshöhe wunderbar sehen kann - es waren auch keine Menschenmassen unterwegs. Abgesehen davon hatte Gubacca auch überhaupt kein Problem damit, nicht überall mitgenommen zu werden.



Von wegen Osterstress! Entspannung pur - nirgendwo kann man so herrlich die Seele baumeln lassen, wie bei meinem Schwesterchen. Und ich weiß genau, wäre ich nicht gefahren, hätte ich mich das ganze Wochenende zu Hause darüber geärgert und mir wären die freien Tage versaut gewesen.



Warum bin ich so, wie ich bin? Natürlich sind viele Eigenschaften angeboren, aber  bei einigen Dingen erkenne ich doch auch die Erziehung meiner Eltern. Egal wie alt ich bin - noch heute bereitet es meiner Mutter schlaflose Nächte, wenn sie weiß, dass ich mit dem Auto eine längere Strecke alleine fahre. Und das liegt nicht an meinen Fahrkünsten.  So manches Mal projiziert sie ihre eigenen Ängste damit auch auf mich.  Ein Verhalten, dass ich auch immer wieder bei mir in Bezug auf Gubacca feststelle. Mir wurde das wieder einmal so richtig bewusst, als ich vor kurzem meiner Freundin Violetta von unserem Holland-Urlaub erzählte. So richtig toll, ist das nämlich nicht mit Gubacca und den Hundebegegnungen gelaufen.



Gubacca war sichtlich überfordert mit den vielen Hunden und die vielen schmalen Wege, wurden für mich zum Albtraum. Zum Glück bin ich mit einer lieben Freundin gesegnet und Claudi fuhr jeden nachmittag mit uns in ruhigere "Ecken", wo mir die Begegnungen erspart blieben. Ich erzählte Violetta davon und schilderte ihr wie frustriert ich war, wenn wir in den Strandlokalen saßen und ich sah, wie problemlos alle ihre Hunde mitnehmen konnten. Nur Gubacca saß alleine im Ferienhaus und ich kam mir vor wie der Versager schlechthin. "Und was hat Gubacca, gemacht, dass du ihn nicht mitnehmen konntest?", fragte mich Violetta daraufhin. "Gar nichts - ich habe ihn ja nie mitgenommen..." Erfahrungen durch Vermeidung - ein Konzept, dass leider nicht funktioniert. Und so kam auch von Violetta prompt als Antwort: "Du weißt aber schon bei wem es in Holland schlecht gelaufen ist, oder?"



Ja, diese Grenzen in Holland habe ich mir mit meinen Ängsten unangenehm aufzufallen selbst gesetzt. Wahrscheinlich hätte Gubacca sogar bei dem ersten und zweiten Paal-Besuch (Strandcafe) jeden Hund angebellt, der ihm zu nahe gekommen wäre. Beim dritten und vierten Mal wahrscheinlich schon deutlich weniger, bis auch er irgendwann entspannt dort gelegen hätte. Es hätte nur ein bisschen Übung bedurft und ich esse ja bekanntlich sehr gerne Puffertjes - das Opfer wäre nicht allzu groß gewesen. Gerade bei einem Hund wie Gubacca ist sehr wichtig, Situationen immer wieder zu trainieren, bis sie für ihn etwas ganz normales sind. Wobei ich wahrscheinlich besser das "ihn" in ein "uns" umformuliere. Oder vielleicht sogar ein "ich" brauche mehr Übung um entspannt zu bleiben?! Die Grenzen mit Gubacca setze ich mir auf jeden selbst und daran sollte ich wirklich arbeiten! Und wenn das klappt - dann sind wir beide so entspannt wie auf dem Foto und unserem Osterwochenende bei Micky :-)


In diesem Sinne hoffe ich, dass sich dieses Thema jetzt langsam bei mir "gesetzt" hat und es keine weiteren Blogberichte zu dem Thema mehr geben muss :-).

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