1621. Tag | Mittelgebirgsstürmer: Hoher Bärenberg

Oktober 17, 2021

Eigentlich sollte der Hohe Bärenberg der krönende Abschluss und der letzte Stempel in unserem Mittelgebirgsstürmer-Pass werden. Er ist mit seinen 600,7 m ü. der höchste der zehn Gipfel und der Weg hinauf ist doch ein bisschen anstrengender als ich es von unseren Ruhrgebietshalden kenne. Insgeheim hatte ich ihn auch schon  unseren persönlichen Mount Midoriyama getauft und war erstaunt als mein Schwesterchen am vierten Tag verkündete: "Heute fahren wir zum Hohen Bärenberg!" War es der sportliche Ehrgeiz der Micky packte oder eher die Sorge "wenn ich es jetzt nicht mache, dann nie" - wir werden es nie erfahren. Eine halbe Stunde später saßen wir auf jedem Fall schon im Auto und es ging Richtung Zierenberg. 




Mit dem Wetter hatten wir diesmal nicht so großes Glück.  Als wir losfuhren sah es nach einem richtig schönen Herbsttag aus. Leider zog es sich dann aber  immer mehr zu. Das war echt schade, da oben auf dem Gipfel  mein Highlight  thronte - ein knapp 55 Meter hoher Aussichts- und Sendeturm, der Bärenbergturm. Bei klarer Wetterlage bietet er  eine tolle Aussicht in alle Himmelsrichtungen. 



Aber soweit waren wir noch lange nicht. Unsere erste Herausforderung war ohne Navi den Wanderparkplatz zu finden. Denn die  Zufahrtsstraße von Zierenberg zum Parkplatz sah auf den ersten Blick eher wie ein Landwirtschaftsweg aus und nicht wie eine öffentliche Straße.  Aber wir waren richtig, der Stiegweg führte von Zierenberg direkt zum Parkplatz Bärenberg, der kurz hinter der A44 lag.




Dort angekommen studierten Micky und ich zuerst die Wanderkarte und schauten welchen Rundweg wir nehmen wollten. Die Betonung liegt hier auf "wollten" - wir mussten schon immer über uns selbst lachen. Wir haben es bei  fast keiner unserer Gipfelstürmer-Touren geschafft, auf dem richtigen Rundweg zu bleiben. Seltsamerweise haben auch die Kilometerangaben auf den Schildern nie gestimmt - mein Schrittzähler vom Handy zeigte immer mehr an. Ich befürchte aber, das liegt an unseren Fähigkeiten eine Wanderkarte richtig zu lesen. Von professionellen Mittelgebirgsstürmerinnen waren wir  auf jeden Fall noch weit entfernt. Aber bekanntlich ist der Weg ja das Ziel.


Auf unserem Wanderweg traf dieses Sprichwort aber diesmal  überhaupt nicht zu. Links der Lärm von der stark befahrenen A44 - in der Mitte eine asphaltierte Straße und rechts ein zerpflückter Wald.  Dazu eine Steigung, die es nach wenigen Metern in sich hatte. 


Micky und ich waren froh, als wir endlich abbiegen konnten und der Weg  schöner wurde. Trotzdem zog sich die Strecke, da es konstant bergauf ging. Nach jeder Kurve hatten wir das Gefühl: Jetzt sind wir gleich da - noch höher kann es doch jetzt nicht mehr gehen! Oh doch, es konnte! Und steiler wurde es auch noch... Aber dann hatten wir es zum Glück geschafft und der Aussichtsturm lag in dichten Wolken gehüllt vor uns.



Während Micky sich auf den letzten Metern wahrscheinlich schwor, nie wieder den Bärenberg hoch zu laufen, verlieh mir der Anblick des hohen Turms förmlich Flügel. Ich freute mich riesig auf die Aussichtsplattform. Aber zuerst holten wir uns den sportlich erkämpften Stempel für den Gipfelpass. Sicher, sicher, dachen wir uns. Wenn die waghalsige Bine vom "Tower" stürzen sollte - dann aber zumindest mit dem vierten Stempel im "Büchlein".


Und dann war es endlich soweit und ich konnte "meinen Mount Midoriyama"  hochklettern. 


Erbaut wurde der Bärenturm 1999.  Er löste  seinen in die Jahre gekommen Vorgänger ab, an dem auch schon eine Sendeanlage angebracht war. Das gesamte Gerüst ist knapp 55 Meter hoch und man gelangt zu der Aussichtsplattsform über eine Wendeltreppe mit geschlossenen Stufen.




Bei der Aussichtsplattform musste ich spontan an die Zoos bei uns im Ruhrgebiet denken. Der Holzboden und die Dachform erinnerten mich stark an eine Safari. Es fehlten nur noch  die  Giraffen, die gemächlich vorbei schreiten. Nur der viele Stahl zerstörte diese Phantasie dann doch wieder ein kleines bisschen. 



Die Aussicht von oben war trotz des schlechten Wetters beeindruckend. Und diesmal traf auch das Sprichwort "Der Weg ist das Ziel" voll zu. Der Aufstieg zur Plattform war genau die richtige Menge Nervenkitzel: Es kribbelte im Bauch, aber wenn man keine Höhenangst hat, gut zu bewältigen und  ein tolles Erlebnis.



Natürlich hatten wir auch diesmal den Rundweg verpasst und marschierten den gleichen Weg wieder zurück, den wir gekommen waren. Erstaunlich wie schnell man doch wieder am Auto ist, wenn man nur Berg runterlaufen muss. Und kaum saßen wir im Auto, kam auch wieder die Sonne zum Vorschein - Murphys Gesetz sage ich nur.

Gut zu wissen:

Großer Bärenberg , Gipfelhöhe 600,7 m
2 Rundwege, Länge je 6 Kilometer

Navi: WP Bärenberg, Stiegweg, Zierenberg
Wanderparkplatz Bärenberg (kostenlos)

Der Hohe Bärenberg mit seinem Aussichtsturm ist auf jeden Fall sehr sehenswert und ein "muss", wenn man im Naturpark Habichtswald ist. Es ist jedoch kein schönes Ausflugsziel, um einfach mit seinen Hund eine große Runde zu laufen.  Besonders auf den zweiten Streckenteil kann es im Sommer sehr warm werden. Das sollte man auf jeden Fall einkalkulieren, wenn man mit Hund unterwegs ist.


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