Gäbe es einen „Pubertätsmelder“ – ähnlich wie ein Feuermelder – ich müsste mir gerade ziemlich die Ohren zuhalten. Der Pfeifton wäre kaum auszuhalten. Auf einer Skala von 1 bis 100 liegt Gubacca mit seiner pubertätsbedingten Flegelphase momentan ungefähr bei 150.
Ein Hoch auf die dunkle Jahreszeit! Die Morgen- und Abendrunde erledige ich inzwischen nur noch vor beziehungsweise nach Sonnenauf- und -untergang, und für die Mittagsrunde „wandere“ ich immer aus. Zuhause habe ich zum Glück einen fast ausschließlich schlafenden Zwerg-Riesen. Wäre ich jetzt gemein, würde ich sagen: „Ja, widerlich sein ist verdammt anstrengend!“ Aber das wäre wirklich unfair – schließlich kann Gubacca nichts dafür, wenn die Hormone Polka tanzen.
Der Feinschliff, der keiner war
Noch vor 14 Tagen war unsere Welt in Ordnung. Wegen des Dauerregens musste unser Hundeschultermin ausfallen, und ich schrieb Birgit, unserer Hundetrainerin, noch ganz euphorisch: „Kein Problem, wir brauchen eh nur noch Feinschliff.“ Von diesem von mir so großspurig betitelten „Feinschliff“ sind wir inzwischen allerdings meilenweit entfernt – und mir ist jetzt schon fast bange vor der nächsten Stunde.
Zehn vor, fünf zurück – unser neuer Alltagstanz
„Tiiieeef einatmen…“ Ich spüre, wie die Luft durch meinen Körper wandert – bis mir plötzlich fast der Arm aus der Schulter gekugelt wird. Zwerg-Riese, inzwischen 22 Kilo schwer, hat erneut versucht, mich mit einem kräftigen Sprung nach vorne zu einem etwas flotteren Tempo zu überreden.
Meine Antwort darauf: eine elegante Kehrtwendung, und wir gehen wieder zehn Schritte zurück. Dafür, dass ich mir früher nie Tanzschritte merken konnte, läuft das inzwischen automatisch und erstaunlich flüssig. Zehn Schritte vor, fünf zurück, fünfzehn weiter und wieder Kehrtwendung… Für ein paar Sekunden hat das sogar Wirkung, bis die Leine erneut straff in meiner Hand liegt.
Also bleibe ich stehen und werde zum Baum. Es regnet, es stürmt – aber der Baum steht wie ein Fels in der Brandung. Gubacca springt förmlich rückwärts und landet an meiner Seite. Noch schnell bis fünf zählen, tief einatmen, weiter geht’s.
Gubaccas Nase klebt am Boden. Er erinnert mich dabei an einen Autoscooter: Rute hoch über dem Rücken, hektisch voraus, immer auf dem Weg zum nächsten Reiz. Und fremde Hunde haben auf einmal eine magische Wirkung auf ihn – abrufbar… na ja.
Zum Glück habe ich einen riesigen Teevorrat, und meine bevorzugte Sorte ist momentan Beruhigungstee. Außerdem denke ich ernsthaft über einen Yoga-Kurs nach. Die innere Balance zu finden und ruhig zu bleiben, wenn Gubacca beschließt, an der Leine auszurasten, ist nämlich gar nicht so einfach.
Mittlerweile reißt ihm bei fast jeder Runde der Geduldsfaden, und er fällt in alte Verhaltensmuster zurück: Er springt mich an, beißt in die Leine oder verfällt in ein Dauergekläffe. Daher auch meine neu entdeckte Vorliebe für Spaziergänge im Dunkeln.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich gelernt habe, diese Situationen zu meistern und ihn wieder zu beruhigen. Trotzdem ist das Wichtigste, selbst ruhig zu bleiben – und genau das fällt mir immer noch verdammt schwer.
Was Zwerg-Riese mir wirklich beibringt
Eine Bekannte sagte einmal zu mir: „Jeder bekommt den Hund in sein Leben geschickt, den er gerade braucht.“
Okay, Schicksal – was willst du mir mit Zwerg-Riese sagen? Wahrscheinlich, dass ich selbst ruhiger und gelassener werden muss.
Mit diesem Problem bin ich jedenfalls nicht allein. Im Austausch mit anderen Gos-Besitzern zeigt sich immer wieder das gleiche Muster: Der Gos neigt dazu, sehr schnell hochzudrehen und ist ausgesprochen hartnäckig, wenn es darum geht, seinen eigenen Willen durchzusetzen.
Mit Gewalt – die ich sowieso ablehne – kommt man bei dieser Rasse nicht weit. Das „Zauberwort“ lautet (leider) Beharrlichkeit und Konsequenz, kombiniert mit starken Nerven. Leider – weil das gerade oft unglaublich anstrengend ist.
Aber die letzten Wochen und Monate mit Gubacca haben mir gezeigt, dass diese Phasen immer wieder vorbeigehen. Ich denke, es liegen noch ein paar turbulente Monate vor uns, bis Zwerg-Riese sich zu einem souveränen und gelassenen Rüden entwickelt hat.
Doch die Zeitfenster, in denen er bereits zeigt, wie er später sein wird, wenn ich ihn weiterhin konsequent und mit viel Verständnis begleite werden immer länger. Und dieser tolle Hund, der da immer öfter hervorblitzt, ist jede anstrengende Pubertätsphase wert.
Wenn du gerade das erste Mal hier bist: Schön, dass du da bist.
MY GUBACCA ist mein Tagebuch über das Leben mit einem
charmanten, manchmal anstrengenden, oft erstaunlichen Gos d’Atura.
Vielleicht findest du hier ein paar Erfahrungen und Gedanken, die dir auf deinem eigenen Weg helfen.
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