Die Entscheidung:
Es war einer dieser grauen Dezembermorgen, an denen es einfach nicht hell werden wollte. Elisabeth saß in ihrem kleinen Wohnzimmer, die dicken Gläser ihrer Brille beschlagen vom Dampf ihres Kaffees. Der Platz gegenüber war leer, wie schon seit vielen Jahren. Der Gedanke, dass sie niemanden hatte, der sie morgens zum Lachen brachte oder mit ihr die Zeitung teilte, lastete schwer auf ihr. Sie seufzte. „Vielleicht sollte ich mir doch eine Katze holen?“ Der Gedanke war nicht neu, aber genauso schnell, wie er kam, verwarf sie ihn wieder. Katzen… nein. Mit denen hatte sie noch nie viel anfangen können. Aber ein Hund? Ja, ein Hund wäre etwas anderes. Doch kaum schob sich diese Vorstellung in ihren Kopf, begann sich das Gedankenkarussell zu drehen. Ein Hund bedeutet Verantwortung. Er braucht Auslauf. Er braucht jemanden, der auf ihn aufpasst – nicht jemanden, der selbst kaum einen Bordstein erkennt. Elisabeth schüttelte den Kopf und rührte mechanisch in ihrem Kaffee. Mit ihrer schweren Sehschwäche war das unmöglich.
Doch dann fiel ihr Blick auf eine Anzeige in der Zeitung:„Sam – elf Jahre, seit zwei Jahren im Tierheim, sucht einen letzten Platz für immer. Mittelgroß, sandfarbenes Fell, nicht ganz einfach. Nur in erfahrene Hände abzugeben.“ Darunter ein Bild: Ein Hund mit klugen Augen, die in die Kamera blickten, als könnten sie jeden Gedanken lesen, den der Betrachter je gehabt hatte.
„Elf Jahre … zwei Jahre davon im Tierheim“, murmelte sie, ihre Finger glitten über das Papier. Sie las die Anzeige wieder und wieder, als könnte sie die Worte verändern. Der Blick des Hundes ließ sie nicht mehr los. Sie fühlte, wie ihre Finger zitterten, als sie die Zeitung erneut glattstrich. Der Hund sah aus, als hätte er schon alles verloren. Und genau dieses Gefühl konnte sie nur zu gut nachvollziehen. Doch dann meldeten sich ihre Selbstzweifel zurück – laut und unerbittlich. „Das ist doch verrückt“, murmelte sie. „Was weiß ich schon über Hunde? Und was soll so ein starker Hund mit einem wackeligen Frauchen in meinem Alter schon anfangen?“ Mit ihren 65 Jahren war sie ja kein „junger Hüpfer“ mehr. Sie legte die Zeitung beiseite. Dann hob sie sie wieder auf. Die Unruhe in ihr wuchs, bis sie schließlich, mehr aus einem impulsiven Drang als aus Überzeugung, die in der Anzeige genannte Nummer wählte.
Der Anruf verlief überraschend sachlich. Die Stimme der Tierheimmitarbeiterin war freundlich, aber distanziert. „Sam ist kein einfacher Hund“, sagte sie gleich zu Beginn. Dann zählte sie die Fakten auf: elf Jahre alt, mittelgroß, viel Energie – manchmal zu viel. Hatte schon mehrere Vorbesitzer… Elisabeth hörte zu, ohne wirklich zuzuhören. Ihre Gedanken kreisten nur um das Bild in der Anzeige. „Wollen Sie vorbeikommen?“ Die Frage holte sie zurück in die Gegenwart. Elisabeth zögerte. „Vielleicht … ich weiß noch nicht. Vielleicht schaue ich ihn mir mal an.“ Es war keine Zusage, eher ein Hintertürchen für einen Rückzug. Doch kaum hatte sie aufgelegt, spürte sie, dass es kein Zurück mehr gab. „Was mache ich da bloß?“, flüsterte sie in den leeren Raum. Sie stützte das Kinn auf die Hände und starrte auf die Zeitung, die noch immer vor ihr auf dem Tisch lag. Vielleicht war es die Einsamkeit, die sie trieb. Vielleicht war es auch etwas anderes – eine leise Ahnung, dass in ihrem Leben noch etwas passieren musste, bevor es endgültig an ihr vorbeiging.
Sam lag regungslos in der Ecke seines Zwingers. Sein sandfarbenes Fell schimmerte stumpf. Die Geräusche um ihn herum waren immer die gleichen: das Schlagen der Türen, das heisere Bellen seiner Nachbarn, das Klackern von Schritten auf dem Betonboden. Doch all das war nur zu einem Hintergrundrauschen für ihn geworden. Er hatte gelernt, nichts davon an sich heranzulassen. Menschen kamen und gingen, das wusste Sam. Sie warfen ihm einen Blick zu, lasen die wenigen Sätze über ihn, runzelten die Stirn – und gingen weiter. Immer weiter. Sam hatte längst aufgehört, auf sie zu reagieren. Es war einfacher, die Leere zu akzeptieren, als immer wieder Hoffnung zu schöpfen, die doch nur enttäuscht wurde.
Der Anruf verlief überraschend sachlich. Die Stimme der Tierheimmitarbeiterin war freundlich, aber distanziert. „Sam ist kein einfacher Hund“, sagte sie gleich zu Beginn. Dann zählte sie die Fakten auf: elf Jahre alt, mittelgroß, viel Energie – manchmal zu viel. Hatte schon mehrere Vorbesitzer… Elisabeth hörte zu, ohne wirklich zuzuhören. Ihre Gedanken kreisten nur um das Bild in der Anzeige. „Wollen Sie vorbeikommen?“ Die Frage holte sie zurück in die Gegenwart. Elisabeth zögerte. „Vielleicht … ich weiß noch nicht. Vielleicht schaue ich ihn mir mal an.“ Es war keine Zusage, eher ein Hintertürchen für einen Rückzug. Doch kaum hatte sie aufgelegt, spürte sie, dass es kein Zurück mehr gab. „Was mache ich da bloß?“, flüsterte sie in den leeren Raum. Sie stützte das Kinn auf die Hände und starrte auf die Zeitung, die noch immer vor ihr auf dem Tisch lag. Vielleicht war es die Einsamkeit, die sie trieb. Vielleicht war es auch etwas anderes – eine leise Ahnung, dass in ihrem Leben noch etwas passieren musste, bevor es endgültig an ihr vorbeiging.
Sam lag regungslos in der Ecke seines Zwingers. Sein sandfarbenes Fell schimmerte stumpf. Die Geräusche um ihn herum waren immer die gleichen: das Schlagen der Türen, das heisere Bellen seiner Nachbarn, das Klackern von Schritten auf dem Betonboden. Doch all das war nur zu einem Hintergrundrauschen für ihn geworden. Er hatte gelernt, nichts davon an sich heranzulassen. Menschen kamen und gingen, das wusste Sam. Sie warfen ihm einen Blick zu, lasen die wenigen Sätze über ihn, runzelten die Stirn – und gingen weiter. Immer weiter. Sam hatte längst aufgehört, auf sie zu reagieren. Es war einfacher, die Leere zu akzeptieren, als immer wieder Hoffnung zu schöpfen, die doch nur enttäuscht wurde.
Die Tierheimmitarbeiter sprachen oft über ihn, als wäre er gar nicht da. „Er ist halt kein einfacher Hund.“ Worte, die ihn wie ein Stempel begleiteten, von dem er wusste, dass er ihn für immer tragen würde. Kein einfacher Hund. Zu laut. Zu fordernd. Zu viel. Doch irgendwo tief in Sam, verborgen unter all der Resignation, war noch eine winzige Flamme der Hoffnung. Es war nicht viel mehr als ein Funke, aber sie flackerte jedes Mal auf, wenn ein neuer Besucher den Gang entlangging. Vielleicht diesmal. Doch sie verlosch schnell, wenn die Schritte sich doch wieder entfernten. Als Elisabeth an diesem Tag auf ihn zukam, hob Sam zuerst nicht einmal den Kopf. Doch etwas ließ ihn schließlich doch aufblicken. Es war die Art, wie sie ging – vorsichtig, zögernd, ohne die aufgesetzte Fröhlichkeit, die andere Besucher oft mitbrachten.
Elisabeth blieb vor seinem Zwinger stehen. Ihr Herz raste, ihre Hände zitterten leicht, doch sie machte keinen Schritt zurück. Sam beobachtete sie mit halb geschlossenen Augen. Ihre Unsicherheit war deutlich, aber da war auch etwas anderes. Etwas Echtes, etwas Sanftes. „Das ist Sam“, sagte die Betreuerin. „Er ist … na ja, speziell. Er hat Energie für zwei, und er ist nicht leicht zu führen.“ Elisabeth nickte stumm und beobachtete, wie der Mitarbeiter vorsichtig in den Zwinger trat. Sam hob langsam den Kopf, als hätte er den Ablauf schon tausendmal erlebt. Doch als die Leine eingeklinkt wurde, sprang er plötzlich auf, so als wäre ein Schalter umgelegt worden. Er wirkte größer und kräftiger, als sie erwartet hatte. Sein tiefes, durchdringendes Bellen hallte durch den Raum, und als der Mitarbeiter ihn herausführte, biss er nervös in das Geschirr. Seine Bewegungen waren ruhelos, ein Spiegel seines inneren Sturms. „Sind Sie sich sicher?“ Die Betreuerin klang skeptisch, fast warnend. „Er hat bisher jeden Besucher abgeschreckt.“ Sie seufzte leise und fuhr fort: „Wir suchen eigentlich erfahrene Menschen für ihn. Aber ich sage Ihnen ehrlich: Viele haben sich Sam angesehen, und niemand hat ihm je eine Chance gegeben. Vielleicht braucht er einfach jemanden, der nicht nur Erfahrung, sondern auch Geduld mitbringt.“
Elisabeth spürte, wie ihre Unsicherheit wuchs. Ihre Hände zitterten noch stärker, als sie die Leine übernahm. Sam zog, bellte weiter und wirbelte um sie herum. Sie fühlte sich überwältigt. Ich bin verrückt, dachte sie. Das wird nie funktionieren. Doch dann geschah etwas. Sam hielt plötzlich inne. Nur für einen Moment. Es war, als ob er ihre Unsicherheit spürte – und darauf reagierte. Seine Augen, dunkel und voller Unruhe, richteten sich direkt auf sie. Alles um sie herum schien für einen kurzen Augenblick still zu werden. Elisabeth spürte, wie dieser Blick sie durchdrang. Er war nicht nur wild und chaotisch. Da war etwas Tieferes, fast Fragendes: Bist du wirklich wegen mir hier? „Ich möchte ihn gerne besser kennenlernen“, sagte Elisabeth schließlich, ihre Stimme leise, aber bestimmt. Sam senkte leicht den Kopf, als ob er die Worte verstanden hätte. Es war keine große Veränderung, keine plötzliche Offenbarung. Aber Elisabeth hatte das Gefühl, dass sie gerade einen ersten Schritt getan hatte – und dass Sam ihn erwiderte.
Elisabeth blieb vor seinem Zwinger stehen. Ihr Herz raste, ihre Hände zitterten leicht, doch sie machte keinen Schritt zurück. Sam beobachtete sie mit halb geschlossenen Augen. Ihre Unsicherheit war deutlich, aber da war auch etwas anderes. Etwas Echtes, etwas Sanftes. „Das ist Sam“, sagte die Betreuerin. „Er ist … na ja, speziell. Er hat Energie für zwei, und er ist nicht leicht zu führen.“ Elisabeth nickte stumm und beobachtete, wie der Mitarbeiter vorsichtig in den Zwinger trat. Sam hob langsam den Kopf, als hätte er den Ablauf schon tausendmal erlebt. Doch als die Leine eingeklinkt wurde, sprang er plötzlich auf, so als wäre ein Schalter umgelegt worden. Er wirkte größer und kräftiger, als sie erwartet hatte. Sein tiefes, durchdringendes Bellen hallte durch den Raum, und als der Mitarbeiter ihn herausführte, biss er nervös in das Geschirr. Seine Bewegungen waren ruhelos, ein Spiegel seines inneren Sturms. „Sind Sie sich sicher?“ Die Betreuerin klang skeptisch, fast warnend. „Er hat bisher jeden Besucher abgeschreckt.“ Sie seufzte leise und fuhr fort: „Wir suchen eigentlich erfahrene Menschen für ihn. Aber ich sage Ihnen ehrlich: Viele haben sich Sam angesehen, und niemand hat ihm je eine Chance gegeben. Vielleicht braucht er einfach jemanden, der nicht nur Erfahrung, sondern auch Geduld mitbringt.“
Elisabeth spürte, wie ihre Unsicherheit wuchs. Ihre Hände zitterten noch stärker, als sie die Leine übernahm. Sam zog, bellte weiter und wirbelte um sie herum. Sie fühlte sich überwältigt. Ich bin verrückt, dachte sie. Das wird nie funktionieren. Doch dann geschah etwas. Sam hielt plötzlich inne. Nur für einen Moment. Es war, als ob er ihre Unsicherheit spürte – und darauf reagierte. Seine Augen, dunkel und voller Unruhe, richteten sich direkt auf sie. Alles um sie herum schien für einen kurzen Augenblick still zu werden. Elisabeth spürte, wie dieser Blick sie durchdrang. Er war nicht nur wild und chaotisch. Da war etwas Tieferes, fast Fragendes: Bist du wirklich wegen mir hier? „Ich möchte ihn gerne besser kennenlernen“, sagte Elisabeth schließlich, ihre Stimme leise, aber bestimmt. Sam senkte leicht den Kopf, als ob er die Worte verstanden hätte. Es war keine große Veränderung, keine plötzliche Offenbarung. Aber Elisabeth hatte das Gefühl, dass sie gerade einen ersten Schritt getan hatte – und dass Sam ihn erwiderte.
"Manchmal braucht es nur einen Moment des Mutes,
um das Leben in eine neue Richtung zu lenken – und einen Blick,
der verspricht, dass man diesen Weg nicht allein gehen muss."
um das Leben in eine neue Richtung zu lenken – und einen Blick,
der verspricht, dass man diesen Weg nicht allein gehen muss."
Doch ihr dürft die beiden weiter auf ihrem gemeinsamen Weg begleiten – der zweite Teil ist schon fertig, und ich freue mich, ihn morgen mit euch zu teilen!
Liebe Grüße
eure Bine
P.S.: Sam und Elisabeth sind Figuren meiner Phantasie, frei erfunden. Auch Sam, den ihr auf den Bildern im Beitrag seht, gibt es nicht wirklich. Er ist das Ergebnis meiner ersten Versuche mit KI-Fotobearbeitung – und ich bin fasziniert, wie genau die KI meine Vorstellung von ihm umgesetzt hat!
6 Kommentare
Sehr schön, die Geschichte, liebe Bine. Hab neues smartphone und selbst überspielt, daher noch die ein oder andere Schwierigkei
AntwortenLöschenDANKESCHÖN! Ich habe ja erst überlegt, von wem der Kommentar ist... Aber bei "liebe Bine" wusste ich es dann doch sofort. Bussi!
LöschenWunderschön und sehr berührend🥰🥰🐾
AntwortenLöschenDanke! Das ist immer eins der schönste Komplimente, wenn meine Geschichte auch berührt.
LöschenBussi!
Schön, dass du wieder da bist. Die Geschichte passt so wunderbar in die Vorweihnachtszeit, freue mich schon sehr auf Teil 2 :-)
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße die Claudi
Danke Claudi! Ja, das Schreiben hat mir echt gefehlt und es wurde Zeit wieder anzufangen :-).
LöschenBussi!
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns immer riesig über Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Bine & Gubacca