Eigentlich ist es schon erstaunlich, obwohl ich Dreiviertel meines Lebens im Ruhrgebiet wohne, empfinde ich Ahnatal und Umgebung immer noch mehr als meine Heimat. Ich liebe es mit meiner Schwester und Gubacca am Dörnberg spazieren zu gehen. Und auch Schloss Wilhelmsthal und der Bergpark Wilhelmshöhe werden für mich nie ihren besonderen Reiz verlieren. Über Ostern war es endlich wieder soweit. Die Koffer wurden gepackt und es ging ab ins Hessenländle.
Gubacca hat scheinbar ähnliche "Heimatgefühle" mit den Jahren entwickelt und sieht das Hessenländle glaube ich als sein 2. Revier an. Normalerweise orientiert er sich auf unseren Spaziergängen stark an mir und wirft einen fragenden Blick in meine Richtung, wenn eine Abbiegung kommt. Hier in seinem 2. Revier bemerke ich immer wieder einen Hang zur "Frauchen-Manipulation", denn natürlich würde ein intelligenter Hund wie "Herr Gubacca" mich nie einfach in die gewünschte Richtung zerren. Das macht er viel raffinierter! Zum Beispiel mit einem sehnsüchtigen Blick in die Richtung, in die er gerne laufen möchte. Oder es wird besonders intensiv an der Wegkreuzung geschnüffelt und sich so, langsam aber konsequent, in die gewünschte Richtung bewegt. Sein Ziel ist dabei leicht erkennbar: Alle Wege müssen während des Besuchs einmal gründlich inspiziert werden. Immer wieder herrlich zu beobachten.
Wettertechnisch hat das Hessenländle uns wieder die volle Bandbreite geboten und ich war froh, die dicke Winterjacke und einen Schal eingepackt zu haben. Auch über "Fog - Nebel des Grauens" durften wir uns freuen. Wobei ich gebe zu, jetzt geht das Schreibtemperament wieder mit mir durch. Es war ein milchiger Morgen, der seinen ganz besonderen Reiz hatte. Und natürlich hat es auch viel geregnet... "What else" - wir haben ja mit dem Frühjahr 2024 wieder den Regenrekord seit der Wetteraufzeichnung geknackt.
Intensiver Dauerregen und eine Wohnung in direkter Feldrandlage sind als Gastgeberin nicht gerade die optimalen Voraussetzungen, wenn die Bine mit der "kleinen Dreckschleuder" kommt. Aber zum Glück trägt es mein Schwesterchen mit Fassung und den Rest muss der Hundebademantel richten. Eine viel größere Herausforderung sind bei jedem Besuch die vielen Treppen bis zur Dachgeschoss-Wohnung meiner Schwester. Hoch geht es ja noch - aber runter! Wehe wenn "Herr Gubacca" es bereits am ersten Tag geschafft hat auf den Stufen auszurutschen und vor der unteren Wohnungstür der Nachbarn gelandet ist! Dann kann es passieren, dass er die Treppe verweigert und ich ihn heruntertragen muss. Eine nicht ganz leichte Angelegenheit, wie ihr euch bei 23 Kilo und heftigen strampeln bestimmt vorstellen könnt. Aber diesmal hatte ich Glück und "Herr Gubacca" meisterte erfolgreich die Herausforderung. Wobei ich mich jedes Mal frage, wie es die beiden Hunde der Nachbarn ohne Rutscheinlage schaffen die Treppen zu laufen.
Ein unschönes Erlebnis hatten wir bei einem Spaziergang im Schlosspark Wilhelmsthal. Wir waren schon auf dem Rückweg, als wir vom angrenzenden Feld ein lautes "Hier zurück" hörten. Ich werde bei so etwas immer automatisch hellhörig und dachte noch "Na hoffentlich hat der derjenige auch seinen Hund im Griff". Sehen konnte ich niemanden, da zwischen unserem Weg und dem Feld ein Zaun mit hoher Hecke lag. Wohl nicht, denn es dauerte eine ganze Weile bis auch das "Fein gemacht!" zu hören war. Nach gefühlten 20 "Hier-Rufen" eine "sportliche" Aussage, aber das muss jeder selbst wissen. Ich hätte meinen Hund wahrscheinlich nicht sofort wieder freilaufen lassen und kurze Zeit später folgte schon wieder ein lautes "Hier". Wenige Sekunden später schoß dann wie aus dem Nichts ein mittelgroßer Wasserpudel auf uns zu und stürzte sich ohne zu zögern direkt auf Gubacca. Der Angreifer hatte wohl eine Lücke im Zaun entdeckt.
Ich würde jetzt gerne schreiben, dass alleine meine körperliche Präsenz dazu geführt hat, dass der "Kampf-Pudel" abdrehte und das Weite suchte... Die Realität bot aber leider kein so ein "elegantes" Bild von mir. Gubacca reagierte auf die Attacke mit gewohnten spanischen Temperament und es war gar nicht so einfach mit seiner (unerwünschten aber verständlichen) "Unterstützung" den Pudel auf Abstand zu bekommen. Irgendwann war es dann auch endlich der Besitzerin gelungen, sich durch das Gebüsch und den Zaun zu quetschen. Sie brauchte dann jedoch eine gefühlte Ewigkeit ihre kleine "Kampfbestie" wieder einzufangen. Mit hochroten Kopf und weinend entschuldigte sie sich bei uns. Und ich? Habe ich der Frau eine Standpauke gehalten? Mich wutschnaufend über den Vorfall beschwert? Was meint ihr?
Nein, habe ich nicht, sondern wir haben uns freundlich voneinander getrennt. Die Frau hatte sich mehrmals entschuldigt, abgewartet bis ich kontrolliert hatte, dass Gubacca nichts passiert war und damit war der Vorfall auch für mich erledigt. Ich bin im Nachhinein auch über mich selbst überrascht, wie ruhig ich in der Situation geblieben bin. Sicherlich auch, weil der Wasserpudel ähnlich groß wie Gubacca war. Bei einem größeren Hund hätte ich wahrscheinlich panischer reagiert. Was ich bei so einem Erlebnis viel schlimmer finde, sind die "Nachwehen". In den ersten Tagen nach dem Vorfall, wäre ich bei jedem freilaufenden Hund am liebsten der Begegnungen wieder aus dem Weg gegangen. Und ich bin sicher für die Besitzerin des Wasserpudels war die Erfahrung noch viel schlimmer, dass sich ihr Hund ohne Vorwarnung und von großer Distanz auf einen fremden Rüden stürzt.
Schloss Wilhelmsthal war bei uns auf jeden Fall erst einmal von der Ausflugsliste gestrichen. Aber es gibt ja zum Glück zahlreiche Alternativen. Zum Beispiel der Dörnberg und die Helfensteine, die immer wieder eine große Faszination bei mir auslösen. Gubacca findet es toll über die großen weiten Wiesen zu flitzen, ich bin bei den Felsformationen kaum zu stoppen und meine Schwester liebt die vielen unterschiedlichen Pflanzenarten, die es besonders am "Alpenpfad" gibt.
Bei den Helfensteinen muss ich immer gut auf Gubacca aufpassen, damit er nicht abstürzt. Er teilt meine Leidenschaft für die Kletterei auf alles was hoch ist. An sich nichts schlimmes, wenn er nicht perfekt darauf konditioniert wäre, auf jeden Stein zu springen, um fotografiert zu werden. Stolz wie der Hauptdarsteller von "Köng der Löwen" thront er dann auf den hohen Felsen und es ist ihm vollkommen egal, ob neben ihm ein tiefer Abgrund ist.
Die Helfensteine sollen früher eine Kultstätte der Germanen gewesen sein, die vermutlich für religiöse Rituale genutzt wurde. Auf wundersame Weise liegen dort neuerdings zwei neue Steinkreise, denen man magische Kräfte nachsagt. Ob es funktioniert? Bei Gubacca auf jeden Fall!
Er flitzt im Anschluss immer wie ein aufgedrehtes "Duracel-Häschen" den Berg hinunter. Einen wissenschaftlichen Beweis gibt es hierfür aber nicht und es wird wohl immer eine Glaubensfrage bleiben. Fest steht aber, dass es ein wunderbarer Ort ist, um einfach die Seele baumeln zu lassen und vom Alltag abzuschalten.
Wie immer war die Zeit im "Hessenländle" wieder viel zu schnell vorbei... Aber wie lautet mein Lieblingsspruch?! Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub! Und dass passt gerade perfekt! Nächste Woche geht es wieder mit der Lieblingsfreundin nach Holland. Das ruft Meer nach uns und wir folgen sehr gerne dem Ruf!
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Liebe Grüße
Bine & Gubacca